DIE EHE
KOBERSCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG AG
BERN
Bô Yin Râ ist der geistliche Name von
Joseph Anton Schneiderfranken
6.Auflage
Erste Auflage: Richard Hummel Verlag Leipzig 1925
Ungekürzte wohlfeile Auflage daselbst 1929
© 1950, 1978, 1986 und 1988
Kobersche Verlagsbuchhandlung AG
3001 Bern
ALLEN,
DIE DAS GLÜCK DER EHE
SUCHEN!
HEILIG dreimal heilig,
die Ver‐
OO
einigung von Weib und Mann
OO
zu engverschmolzener Gemein‐
OO
samkeit des Erdenlebens! ‒
Heilig der Geschlechter
Inbrunst, sich
OO
zu
einen! ‒
Heilig das Mysterium des
Zeugens
OO
und
Gebärens! ‒
Heilig das
unsichtbare Band, das
OO
längst
Gewordenes vereint, auf
OO
daß es
neuem Werden eine Stätte
OO
schaffe! ‒ ‒ ‒
Glückselig Mann und Weib, die solches
OO
fassen, und sich in liebender Vereinung
OO
zu
erkennen wissen, so wie
der Ur‐
OO
sprung alles Seins als „
Mann”
und
OO
„
Weib”
sich selbst erkennt,
in ewig‐
OO
licher Liebeseinung! ‒ ‒ ‒
Glückselig ist das Haus, das
Gottes
OO
hehrster Tempel hier auf Erden wird,
OO
da eine wahre
Ehe sich in ihm vollzieht,
OO
geschlossen
vor dem Angesicht der
OO
Ewigkeit, von Menschen, die
um
OO
ihres Menschtums hohe Würde wis‐
OO
sen! ‒ ‒ ‒
Was hier
Erfüllung findet, ist
geheim‐
OO
nisreiches Wunder, Wenigen auf die‐
OO
ser Welt nur kund, und
denen selbst
OO
verborgen, die es
wirken! ‒ ‒ ‒
Wie so unsagbar
töricht klingt es
OO
meinen Ohren, ‒ wie aller Weisheit
OO
wüstenweit entfernt, ‒ so man mir
OO
von „
Vollendung” reden möchte, dort,
OO
wo sich Mann und Weib auf ihren Le‐
OO
benswegen
meiden, um der vermeint‐
OO
lich höheren Entfaltung ihrer Seelen
OO
willen! ‒ ‒
Teilgestaltung wähnt
Vollendung
OO
sich zu schaffen, ‒ jeder
Ahnung bar,
OO
daß sie ihr nur
erreichbar wäre in
Ver‐
OO
schmelzung mit dem
anderen, einst im
OO
Geiste ihr
vereinten, nur hier im
Er‐
OO
dendasein körperlich von ihr
getrenn‐
OO
ten Teil! ‒ ‒
Beklagenswert vielmehr der
Mann,
OO
beklagenswert das
Weib auf dieser Erde,
OO
wenn es dem
einen Teile hier in seinem
OO
Dasein
nicht gelingt, den ihm gemäßen
OO
anderen Teil zu finden, mit dem
ver‐
OO
eint er erst ein
Ganzes bilden würde,
OO
er-
gänzt in
dem, was seines Einzel‐
OO
poles
Eigenschwingung ihm nicht ge‐
OO
ben
kann! ‒ ‒
Beklagenswert, wie manches
Andere
OO
in dieser Erdenwelt, das gleicherweise
OO
sich
behindert findet, die
Entfaltung
OO
wirklich zu
erreichen, zu der
latent
OO
die
Möglichkeit sehr wohl
gegeben
OO
wäre...
Oft bietet
Sehenden in solchen Fällen
OO
sich der
Anschein dar, als wolle selbst
OO
Natur sich dieser armen, auf ihr uner‐
OO
löstes,
halbes Menschtum nur Ver‐
OO
wiesenen
erbarmen, indem sie ihre
OO
schöpferische Phantasie erregt, sich
OO
irgend ein
Idol des anderen Geschlechts
OO
im
Außerweltlichen zu schaffen, das den
OO
auf Erden hier vermißten
Ausgleich
OO
durch den körperlichen Gegenpol, auf
OO
kümmerliche Weise dann
ersetzt. ‒ ‒
OO
Wer die Geschichte der
Ekstase und der
OO
Mystik kennt, wird unschwer
Beispiel
OO
hier auf
Beispiel häufen können...
Gewiß wird dann das so Erlebte
umge‐
OO
deutet und als sublimste
geistige Er‐
OO
fahrung aufgewertet, allein, was solcher‐
OO
art erfahren werden
kann, ist
immer
OO
nur aus
körperlicher Regung und Er‐
OO
regung zu erklären! ‒ ‒ ‒
Kein Mensch der Erde ‒ mag er
Mann
OO
sein oder
Weib ‒ der
körperlich zur
OO
Ehe
tauglich, und nicht durch unerbitt‐
OO
lich hartes
Schicksal oder
unbehebbar
OO
schweren Grund von ihr sich
ausge‐
OO
schlossen sieht, wird hier auf Erden
OO
schon sein
Geistiges in
letzter Klar‐
OO
heit zu
erleben fähig, solange er
aus
OO
freien Stücken den realen, hier
natur‐
OO
gegebenen Ausgleich der Geschlech‐
OO
ter flieht! ‒ ‒ ‒
Hier ist nichts „
abzuhandeln”,
nichts
OO
zu drehen und zu deuteln!!
Keiner derer, die sich selbst auf Erden
OO
zu „
vollenden” wähnen, und die
Ehe
OO
als
Behinderung im Vorwärtsschreiten,
OO
oder gar als etwas
zu Vermeidendes
OO
betrachten, kann sein Ziel
erreichen, ‒
OO
sei es, daß nur verkappte
Eigensucht
OO
ihn zu verblenden weiß, ‒ sei es, daß
OO
„
religiöser” Wahn ihn zu dem irren
OO
Glauben führt, ‒ hier, wo
die Gottheit
OO
sich zutiefst zu ihm herabneigt,
OO
müsse er sich vor des „
Teufels”
Schlin‐
OO
gen hüten, um einer „
Heiligkeit” teil‐
OO
haft zu werden, die nur als
tolle Aus‐
OO
geburt phantastischer Asketenhirne
OO
Scheindasein genießt, und leider hier in
OO
dieser Scheinwelt
wahrlich unheil‐
OO
bringende Verehrung fand, ja stets
OO
noch findet! ‒
Dem
Wüstling wird
das heiligste
OO
Mysterium des
Menschen nur zum An‐
OO
laß,
Nervenreiz zu schaffen, und in
Be‐
OO
friedigung des Reizes:
Lust zu suchen.
OO
Er ist ein
Verirrter, der
die Würde
OO
seines Menschtums nicht erfühlt, und
OO
Heiligstes mit
Schmutz besudelt! ‒
OO
Verirrte aber sind nicht minder
alle
OO
jene, die auf dem Wege zur Vollkom‐
OO
menheit
vorangelangen wollen, ohne
OO
zu
erkennen, daß sie des
Gegenpols
OO
bedürfen, sollen sie ein
Ganzes wer‐
OO
den! ‒ ‒ ‒
Verirrte sind die
töricht Überhebli‐
OO
chen, die gar in ihrer Ehelosigkeit
Ge‐
OO
währ zu haben glauben, daß sie auf dem
OO
rechten Wege seien, und die sich
hoch
OO
erhaben wähnen, weil sie, ‒
vermeint‐
OO
lich um des „
Himmelreiches” willen, ‒
OO
auf der Ehe Einung mit dem ande‐
OO
ren Geschlecht verzichten! ‒ ‒ ‒
OO
Wohl kann zwar auch der
Ehelose
OO
seinen
Weg zur Vollendung wahrlich
OO
allein durchmessen und sein höchstes
OO
Ziel auf
seine Art dereinst erreichen,
OO
auch wenn ihm
während seiner Er‐
OO
dentage niemals
die Erfüllung werden
OO
kann, die nur die
Ehe ihm
erreichbar
OO
machen würde. ‒ ‒
Stets kann er nur
als Teil sich
Teilvoll‐
OO
endung zu erringen suchen, und wird im
OO
Erdenleben nie zu jener
Klarheit kom‐
OO
men, die nur erreicht wird, wo der Mensch
OO
die neue Einheit eines Ganzen, ‒
OO
aus
Männlichem und
Weiblichem ver‐
OO
eint, ‒ in einer wahren
Ehe schuf. ‒ ‒
OO
Doch wird
der Ehelose
dann nur sich auf
OO
seine Weise
Teilvollendung schaffen
OO
können, wenn wirklich
Gründe, die nicht
OO
Menschenwahnwitz erst ergrub,
vor
OO
Gott die
Ehelosigkeit als
nicht ge‐
OO
wollt bezeugen! ‒ ‒
Weit seltener jedoch als
Wahn es will,
OO
sind
solche Gründe vor dem
Urteil Got‐
OO
tes aufzufinden...
Keiner möge sich
auf sie berufen, der
OO
nicht
in tiefster Einkehr mit sich
OO
selbst zu Rate ging, und nicht
gewiß
OO
ward, daß er
Gottes Stimme, in der
OO
Stille ruhevoller Selbstversenkung,
hör‐
OO
te! ‒ ‒ ‒
Keiner aber möge andererseits
Verei‐
OO
nigung mit einem Gegenpole ande‐
OO
ren Geschlechts nur aus
Begier erstre‐
OO
ben, und
bevor er
in sich selber sich
OO
belehrt fand, daß solche Einigung
nur
OO
dann ihm
Heil verheißt, wenn er sich
OO
willig weiß,
allein für sie
die ewige
OO
Verantwortung zu tragen, ‒
ganz
OO
einerlei, ob auch der
andere Eheteil sie
OO
für sich selber tragen will, oder von
OO
solcher Pflicht
nichts ahnen mag! ‒ ‒
OO
Der
Irrwahn ist
alt, daß: „
heiraten
OO
gut” sei, „
nichtheiraten” aber „bes‐
OO
ser”, ‒ und der ‒ vor solcher Torheit
OO
nicht geschützt ‒
ihn erstmals aus‐
OO
sprach, hatte wahrlich hohe Einsicht in
OO
gar manche geistige Verborgenheiten, so
OO
daß hier
geistiges Gewicht von unge‐
OO
heuerlicher
Schwere seitdem
auf den
OO
Gewissen aller Nachgeborenen
OO
lastet...
Es ist an der Zeit, daß
endlich hier
OO
der
Wahn des Weisen seine
Macht ver‐
OO
liere!
Es ist an der Zeit, daß endlich nun die
OO
Ehe, die man als „
Sakrament”, zu
OO
deutsch ‒ als Mittel, seine
Heiligung
OO
sich zu erwirken, ‒ betrachtet sehen will,
OO
obwohl man
Ehelosigkeit als unver‐
OO
gleichbar „
heiligmäßiger” erklärt, der
OO
Schändung enthoben werde, die
darin
OO
ausgesprochen ist, daß man: ‒ das reife
OO
Weib, dem höchstes, heiligstes
Erfüllen
OO
seines Weibtums
fremd bleibt,
höher
OO
stellt, als jede Frau die ihre
Mutter‐
OO
würde zu erlangen wußte, ‒ den ste‐
OO
rilen
Selbstling aber, der seine
Man‐
OO
neskraft in sich
verzehrt und seines
OO
Blutes Wert der Erde
raubt, im Wahn
OO
befangen,
über jeden Mann zu stellen
OO
sucht, der hier auf Erden
Vater neuen
OO
Lebens wurde! ‒ ‒ ‒
Es ist wahrhaftig
an der Zeit, daß sich
OO
die
Ehe ihres
Heiligsten zu
wehren
OO
wisse, wenn man den Zeugungsakt: „
Be‐
OO
fleckung” nennt, so daß man sich nicht
OO
scheut, der alten „
Heiden” Wundermär
OO
zu übernehmen, um die Geburt des
Gott‐
OO
erhabensten der Menschen, nach alter
OO
Mythen Weise, einer „
Jungfrau” zu‐
OO
zuschreiben, ‒ nicht ahnend, daß die
OO
alten Mythen von der Gottgeburt
im
OO
Menschenherzen tiefverhüllte Kunde
OO
geben, ‒ der Geburt des „Gottessohnes”
OO
in der
Seele, die nur der
Gottesgeist
OO
befruchten kann...
Hoch aller Ehrung würdig ist wahr‐
OO
haftig
jene Frau, die
Mutter eines
OO
Sohnes werden konnte, dessen
lichte
OO
Lehre aller Welt das
Heil bereiten wür‐
OO
de, wollte man nach ihr zu
handeln sich
OO
bequemen, soweit man sie noch wahrhaft
OO
kennt! ‒
Allein, nicht minder sollte man den
Vater
OO
eines solchen Sohnes ehren, denn: wer
OO
den
Sohn hier sieht, der sieht auch
den,
OO
der ihn
erzeugte, da Bluteserbe sich be‐
OO
reits
im Dasein finden muß, bevor es
OO
Erbe werden kann! ‒ ‒ ‒
Hier ist die
Ableugnung der Zeugung
OO
aus des Vaters Blut nur Ausdruck je‐
OO
ner
Mißachtung, die anderenortes auch
OO
die
Ehelosigkeit für „
heiligmäßiger”
OO
erklärt, als
Ehe! ‒ ‒ ‒
„
Ehe” heißt mir freilich
nicht: ein
OO
dumpfes, triebversklavtes
Beieinander‐
OO
leben, um gegenseitig
seiner Sinne
OO
trübe Glut zu löschen! ‒ ‒
„
Ehe” heißt mir nicht die Mischung der
OO
Geschlechter, die im
Kinde nur das
Übel
OO
sieht, das ihre
Lust bedroht! ‒ ‒
„
Ehe” aber ist auch nicht:
die unver‐
OO
antwortliche Zeugung neuen Le‐
OO
bens,
dem die Bedingungen zu se‐
OO
gensreicher Selbstentfaltung nicht
OO
gegeben werden können! ‒ ‒ ‒
Wahrhaftig: es gibt auf dieser Erde
OO
keinen Lebenszustand, der
mehr Be‐
OO
herrschung seiner selbst,
mehr Mit‐
OO
empfinden mit dem Anderen,
mehr
OO
Verantwortungsbewußtsein for‐
OO
dern würde, als die rechte
Ehe! ‒ ‒ ‒
OO
Nur, wer hier
alle hohe Forderung
er‐
OO
füllt, darf hoffen, daß er auch das
Glück
OO
der Ehe finde, das doch so viele
suchen,
OO
und so wenige
erfahren, da es die
OO
allermeisten
heischend ‒ als ihr „
gutes
OO
Recht” ‒ erlangbar glauben, statt ein‐
OO
zusehen, daß es der Mensch ‒ wie
alles
OO
Glück ‒ sich selber
auferbauen, sich
OO
selber
schaffen muß! ‒ ‒ ‒
In diesem Buche wird nunmehr von
dem
OO
die Rede sein,
was wahre Ehe ist, und
OO
was sie
fordert.
Ich werde zeigen, daß es zwar
unbeirr‐
OO
bare Bereitschaft,
geschulten Willen
OO
und
erzogene Kraft verlangt, die
Ehe,
OO
wie sie sein muß, aufzurichten, ‒ daß
OO
es jedoch
viel leichter ist,
die wahr‐
OO
haft gute Ehe und ihr Glück zu schaf‐
OO
fen, als die vielen
unglücklichen Ehen
OO
glauben machen möchten...
Für alle, die noch
vor der Ehe stehen,
OO
möge das Folgende zur
Vorbereitung
OO
dienen.
Die längst
in einer Ehe leben, ‒
OO
sei sie nun
glücklich, oder
getrübt, ‒
OO
mögen aus meinen Worten wählen, was
OO
ihnen noch nützen kann!
Wer aber vor der furchtbar ernsten Frage
OO
keinen Ausweg sieht, ob er die
Ehe, die
OO
er einst in froher Glückserhoffung
schloß,
OO
nun
lösen soll, da alle Glückes-
Mög‐
OO
lichkeit ihr längst erstorben scheint, der
OO
frage sich nach der Lektüre dieses Buches,
OO
ob er zu solcher Lösung wirklich sich
OO
berechtigt weiß, und ob er die
Ver‐
OO
antwortung dafür auch
vor dem An‐
OO
gesicht der Ewigkeit noch
tragen
OO
will?! ‒ ‒ ‒
Gewiß soll unrettbar
Zerrüttetes nicht
OO
jedem
neuen Glück im Lichte stehen
OO
bleiben!
Gewiß soll man in einem Lebensbunde,
OO
der
Enttäuschung an
Enttäuschung
OO
reihte, und nun Tag für Tag nur
Gram
OO
und
Unheil schafft, nicht bis zum
letz‐
OO
ten Fluch verharren!
Allein: ‒ gar manche Ehe wurde unter
OO
Menschen schon
gelöst, obwohl sie
OO
keineswegs
vor Gott die
Schäden
OO
zeigte, die zur Lösung die
Berechtigung
OO
gegeben hätten...
Gar oftmals hätte ernster
Neubeginn
OO
der Ehe, auch zu
neuem und nun
dau‐
OO
erbaren Glück den Grund gelegt, wären
OO
nicht
vorschnell alle Brücken zuein‐
OO
ander abgebrochen worden, da man
OO
bereits nach neuem Glück an eines
an‐
OO
deren Menschen Seite schielte. ‒ ‒ ‒
OO
Wer da hören will,
und fühlt,
daß
OO
es ihn angeht, ‒
möge hören!
Der aber der Ehe
fernbleiben muß, ‒
OO
sei es nun
Schicksal, daß sie ihm
ver‐
OO
sagt bleibt, oder werde er durch
Pflicht
OO
gezwungen,
ehelos zu bleiben, weil er
OO
Verantwortung für eine
Ehe niemals
OO
tragen könnte, ‒ ‒
der lege dieses
OO
Buch zur Seite, denn nicht für
ihn ist
OO
es geschrieben worden! ‒
Ich schreibe hier für Menschen, die durch
OO
keinen unabänderlichen und
vor Gott
OO
gegebenen Grund
behindert werden,
OO
die Vollendung
in der Einheit einer
OO
Ehe zu erstreben. ‒
Nur diesen gilt, was hier zu
Worte
OO
wird!
Wohl sind mir auch die
Truggespen‐
OO
ster irren Fühlens sehr bekannt, die
OO
an dem Heiligtum der Ehe
rütteln wie
OO
an altersgrauen Mauern, die man
stür‐
OO
zen müsse, wolle man den
Weg zur
OO
Freiheit finden.
Hier aber ist nicht eindringlich ge‐
OO
nug zu warnen,
vor verhängnis‐
OO
voller Täuschung!
Aus wilder
Herdengemeinschaft, in
OO
der sich ‒ kurz und derb gesprochen ‒
OO
jedes Weib noch
jedem Mann
ergeben
OO
mußte, der es zu
bezwingen fähig war,
OO
führte
unsagbar weiter Weg den
OO
Erdenmenschen endlich zu dem
hohen
OO
Tempel in der Geisteswelt, der
einen
OO
Mann dem
einen Weibe eint. ‒ ‒ ‒
Die
Tierheit ward dem
Geiste unter‐
OO
tan, auch wenn sie sich noch immer
sträu‐
OO
ben mag, ihm
willig zu
gehorchen. ‒ ‒
OO
Und wenn es auch noch heute
Millionen
OO
gibt, die
nicht auf solcher Stufe stehen,
OO
‒ wenn auch noch
ganze Völker in
OO
dem Weibe einzig die
Gebärerin und
OO
das Gefäß der Lust erblicken, oder gar
OO
das
Arbeitstier, das man
erhandelt
OO
wie das liebe Vieh, so daß
die Anzahl
OO
Frauen, die der Mann „besitzt”, zum
OO
Zeugnis seines
Reichtums wird, wie
OO
seine Herden auf der Weide, ‒ so ward
OO
auf
höherer Stufe doch auch längst er‐
OO
kannt, daß nur die
Ehe, die das
eine
OO
Weib dem
einen Mann
verbindet,
OO
geistig-
göttlichem Gesetz ent‐
OO
spricht. ‒ ‒ ‒
Wehe denen,
die in unbezähmter
OO
Gier die eigene Ehe unterwühlen, ‒
OO
nicht fähig,
einen Menschen anderen
OO
Geschlechts zu sehen, ohne seiner zu
OO
begehren! ‒ ‒
Man nenne es nicht „
Zufall”, sondern
OO
fühle einen
Willen hier am Werke, wenn
OO
die von jeder
anderen Geschlechtsver‐
OO
mischung
sorglichst reingehaltene
OO
Ehe,
aus dem Geschlechtsverkehr
OO
her,
unerreichbar bleibt für jene fürch‐
OO
terliche
Seuche, die aus kurzer Augen‐
OO
blicke unbezähmter
Lustgier:
Fluch
OO
und Unheil über Generationen
OO
bringt! ‒ ‒ ‒
Hier zeigt
Natur mit aller
Deutlichkeit,
OO
was sie, auch schon
von sich aus, von
OO
dem Erdenmenschen dieser Tage
for‐
OO
dert!
Wer es auch sei, und welche
Gründe
OO
ihn bestimmen mögen, ‒:
der Mensch,
OO
der an der
Ehe, die das
eine Weib dem
OO
einen Mann verbindet, freventlich zu
OO
rütteln wagt, indem er solcher Ehe
Bin‐
OO
dung und
Verpflichtung nicht beachtet,
OO
ladet
schwerste Schuld auf sich: ver‐
OO
sündigt sich
an aller Erdenmensch‐
OO
heit, und schafft
kosmische Verwirrung,
OO
‒ ‒ ganz abgesehen von der
unge‐
OO
heuerlichen Schändung eines Tem‐
OO
pels, der dort, wo eine
Ehe sich voll‐
OO
zieht,
im reinen,
wesenhaften Geiste
OO
aufgerichtet wurde! ‒ ‒ ‒
Nur hohe Gnade kann den so mit
OO
Frevelschuld beladenen Verbrecher
OO
an der Ehe noch entsühnen, und nur:
OO
wenn
selber er
die Sühne sucht! ‒ ‒
OO
Doch,
nicht viel kleiner ist auch
jene
OO
Schuld, die jeder auf sich bürdet, der
OO
sich vermißt, hier eine
Form zu
spren‐
OO
gen, die ihm „
überlebt” erscheint, da
OO
er sie nicht mit wahrem Leben zu
er‐
OO
füllen weiß! ‒ ‒
Vergeblich bleibt auf dieser Erde alles
OO
Streben, etwa eine
neue,
bessere Form
OO
der Einung der Geschlechter zu gestalten,
OO
denn: ‒
was die Menschheit in der
OO
Ehe eines Mannes mit dem einen
OO
Weibe zu erringen wußte,
gründet
OO
in der Gottheit innerster Gestal‐
OO
tung! ‒ ‒ ‒
Wer hier
zerstören will, was hohe Ein‐
OO
sicht
auferbaute, der ist sich nicht der
OO
Folge seines Tuns bewußt!
Ein Sanktuarium des Geistes würde
OO
so vernichtet, an dem
Jahrtausende die
OO
Weisesten der Erde
bauen sahen!
OO
‒ ‒ ‒
Es müßten
kommende Jahrtausende
OO
vergehen, sollte es dereinst
erneut
OO
errichtet werden, so dies
möglich wäre,
OO
läge es in seinen Trümmern! ‒ ‒ ‒
OO
‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
OO
*
SO, wie der
Ehe heilighoher Bund,
OO
wie ich ihn sehen lehren will, vor
OO
allem in der
Liebe sich vollendet, und
OO
ohne Liebe nicht bestehen
kann, ‒ so
OO
sei auch hier, vor allem Anderen, nun
OO
der
Liebe ein Betrachtungswort geweiht.
OO
Es wird die Rede sein zuerst von einer
OO
Form der
Liebe, die zwar im
Irdischen
OO
zur
Wirkung kommt, doch tief im
OO
Geiste gründet. ‒
Auch
im Tiere ist diese
Liebe zu finden,
OO
wie
in allem,
was lebt!
Jedoch, das Tier
vermag es nicht, die
OO
Geistbegründung dieser Art der
Liebe
OO
zu
erfühlen, und so bleibt es beschränkt
OO
auf
Trieb und
Brunst, ‒ auf dumpfes
OO
Suchen seiner
Mutterschaft und
Sorge
OO
für den „
Wurf”. ‒
Nur allzuoft ist aber leider auch der
OO
Mensch der Erde ganz in
gleicher Weise
OO
seiner Tierverhaftung Sklave: ohne
OO
jede Sehnsucht, sich als
Herr und Mei‐
OO
ster seiner Tierheit zu bewähren...
Erbarmen faßt den
Sehenden, erblickt
OO
er
solche Schmach an
Wesen seiner
OO
Art, ‒ sieht er die jämmerliche
Selbst‐
OO
erniedrigung, die sich genügen läßt an
OO
geiler Lust und
viehischem Behagen,
OO
wo
Macht gegeben ist,
die göttlich
OO
reinsten Freuden zu erleben! ‒ ‒
OO
So mancher aber, der zwar
nicht die
OO
tiefsten Gründe allen Daseins offen sah,
OO
jedoch in sich die Ahnung von der
Würde
OO
seines Menschtums trug, ward seines
OO
Ekels nicht mehr Herr, sah er den Men‐
OO
schennamen solcherart
entweiht. ‒
Er wähnte nun, daß alle
Liebe, die der
OO
Tierheit Kräfte auslöst um sich zu er‐
OO
leben, auf
gleicher abgrundtiefer
OO
Stufe stehen müsse, und konnte nicht
OO
mehr fassen, daß auch der
Tierheit
OO
Trieb
dem Geiste Anlaß eigenen Er‐
OO
lebens werden kann...
Fluchend grollte er dem Schicksal, das
OO
ihn zwang, in seinen Adern „
Tierisches”
OO
zu fühlen, dem er sich niemals ganz ent‐
OO
winden konnte. ‒ ‒
In solcher Wirrnis qualbefangen, über‐
OO
gab er sich alsdann dem Wahn, daß alle
OO
Liebe, die sich in ihm irdisch-tierhaft
OO
äußern wolle, eine
Ausgeburt der Hölle
OO
sei, und seine
Seele zu
vernichten
OO
drohe. ‒
Wo hätte er auch die
Belehrung suchen
OO
sollen, die seiner Selbstqual
Auflösung
OO
geschaffen hätte durch
Erkenntnis?!?
OO
Die
Einen suchten nur sein Wähnen
zu
OO
bestärken, da sie selbst im
gleichen
OO
Wahn befangen waren, ‒ die
Anderen
OO
‒ ‒
verlachten ihn...
Die aber selbst das Glück des seligsten
OO
Gewährens
kannten, ‒
das Glück der
OO
Liebe,
die das „
Tier”
der Gottheit
OO
eint: die alle „Ächtung” von ihm nimmt,
OO
indem sie seine Triebe
läutert und
zum
OO
Dienste seelischen Erlebens schult,
OO
‒ wußten nur selten über das zu
reden,
OO
was ihnen
heiligste Erfahrung war.
OO
‒ ‒ ‒
Wo aber wird Belehrung
mehr ent‐
OO
behrt, als auf den Wegen durch
der
OO
Liebe irdische Gefilde, da allenthalben
OO
giftgeschwängerte Gewächse in den
OO
gleichen gluterfüllten
Farben sprießen,
OO
wie jene reinsten Blütenkelche, die in
OO
ihrer Tiefe
Tau des Himmels bergen!?
OO
‒ ‒
Man wird nicht lange suchen, will man
OO
Menschen finden, die nur
ironisch‐
OO
bitter lächeln können, hören sie die
OO
Liebe preisen...
Man wird die
Ehen leichthin
zählen
OO
können, in denen Mann und Weib in
OO
solcher Art die
Liebe kennen, wie sie
OO
jede Menschenehe
kennen sollte! ‒ ‒
OO
Die Einen glauben, wahre
Liebe müsse
OO
sich allein im
Seelischen erschöpfen
OO
lassen, und ihre
Leiber werden ihnen
OO
gegenseitig fast zum
Greuel, da sie eben
OO
doch noch
Anderes heischen...
Die
Anderen aber glauben ihre
Liebe
OO
nur in der
Befriedigung der Triebe
OO
zu genießen, bis sie zuletzt in
Über‐
OO
sättigung sich voneinander wen‐
OO
den. ‒ ‒
Beides ist freilich
nicht die rechte Art,
OO
um jene Form der
Liebe zu erleben, die
OO
eine wahre Ehe
braucht!
Die Liebe, die allhier allein
Erfüllung
OO
geistigen Gesetzes schafft, will
weder
OO
Geistiges,
noch Tierhaftes in ihrer
OO
Auswirkung
entbehren.
Das durch die Tiernatur des Erdenmen‐
OO
schen aber einmal nun Gegebene, soll
OO
keineswegs nur
tierisch, „
viehisch”,
OO
ausgekostet werden, sondern, vom Gei‐
OO
stigen
durchdrungen und dadurch
ver‐
OO
wandelt: ‒
selbst ins Geistige er‐
OO
hoben, ‒ zu Bewußtsein kommen.
So sollen
Mann und Weib,
in geistig‐
OO
körperlicher Einung, sich
ineinander
OO
nun
erkennen, wie
Mann und Weib
OO
im Göttlichen vereinigt waren, einst
OO
vor dem „Fall” in diese physisch-sinn‐
OO
liche Erscheinungswelt, ‒ und wie das
OO
Männliche dem Weiblichen
erneut ver‐
OO
einigt wird, sobald erst beide Mensch‐
OO
tumsteile die
Erlösung sich erwirkten
OO
in der
Geisteswelt...
Für diese Worte wird dem geilen
Wüst‐
OO
ling ganz in
gleicher Weise das
Ver‐
OO
ständnis fehlen, wie dem
Asketen, der
OO
in jeder Regung seiner ‒ durch
ihn
OO
selbst allein beschmutzten ‒ Tiernatur,
OO
nur „
teuflische”
Versuchung wit‐
OO
tert. ‒ ‒
Die aber Ähnliches, wie das, was meine
OO
Worte
darzustellen suchen, auch nur
OO
einmal in sich selbst
erfahren haben,
OO
werden wahrlich
wissen, was die Worte
OO
meinen! ‒ ‒ ‒
Wer aber auch
nicht aus
Erfahrung
OO
weiß, von welchem
heiligen Myste‐
OO
rium, ‒ erlebbar in der körperlichen
OO
Leibvereinung, ‒ ich hier rede, der wird,
OO
so er nur
reinen Herzens ist,
erahnen
OO
können, was er
dann erst wissen kann,
OO
wenn er es selbst
erlebt! ‒
Jegliches Weib, und
jeder Mann, wird
OO
nur in diesem, hier auf Erden
höchsten,
OO
körpersinnlich-
geistigen Erleben
OO
neuer Einheit die
Erfüllung finden,
OO
die ‒
ohne jeden schalen Rest an
OO
unbefriedigter Empfindung ‒ erst
OO
völlig jenes heiße
seelisch-
körper‐
OO
liche Sehnen stillt, das die Geschlech‐
OO
ter, ‒ wo nicht
Tierbrunst nur Befrie‐
OO
digung erheischt, ‒
in Liebe bis zum
OO
Selbstvergessen,
zueinander zieht!
OO
‒ ‒ ‒
Doch nur in einer wahren
Ehe, die Mann
OO
und Weib in neuer
Einheit faßt, und ‒
OO
mindestens dem
ernsten,
festen Wil‐
OO
len nach ‒ für beider
Lebenszeit ge‐
OO
schlossen wurde, kann sich Geschlechts‐
OO
vereinigung
zu solcher Höhe heben,
OO
da
hier nur jene
Einheitsform im we‐
OO
senhaften Geiste sich gestaltet fin‐
OO
det, die so
erlebbar wird. ‒
Immer aber wird nur höchste Zucht
OO
der Sinne,
höchste Zucht der Phan‐
OO
tasie,
das Unbegreifliche:
Ereignis
OO
werden lassen im Erleben! ‒ ‒ ‒
OO
Gewiß ist
das Kind jeder wahren Ehe
OO
Ziel und
Wunsch!
Und dennoch ist,
nach geistigem Ge‐
OO
setz, das durch die
Ehe zur
Erfüllung
OO
kommen will, ‒
die Zeugung und Ge‐
OO
bärung neuen Lebens erst der
zweite
OO
Zweck der ehelichen Einung! ‒ ‒ ‒
Ihr
erster ist die Bildung einer neuen
OO
Geisteseinheit, in der sich Teil und an‐
OO
derer Teil zu jenem
Ganzen ineinander‐
OO
schmelzen, das nur auf
geistig-
kör‐
OO
perliche Weise für den Menschen dieser
OO
Erde
noch empfindbar ist, ‒
dann
OO
aber auch, in
Auswirkung des so Er‐
OO
lebten, ‒ dem ganzen Dasein einen
OO
Kräftezuwachs schafft, den nur das
OO
geistige
Ganze spenden
kann, und den
OO
kein Teil, wie immer er sich strebend
OO
recken mag,
für sich allein erreicht!
OO
‒ ‒ ‒
So ist die
Ehe, schon um der
in ihr
OO
allein nur möglichen Erfüllung allen
OO
Sehnens reiner geistig-
körperlicher
OO
Liebe willen,
eine hohe Hilfe auf dem
OO
Wege zur Vollendung, ‒
eine tief
OO
geheimnisvolle Vorbereitung auf
OO
die Rückkehr in das Reich des we‐
OO
senhaften Geistes, ‒
eine Pforte,
OO
die zu seligstem Erahnen überer‐
OO
denhaften Lebens alle jene führt,
OO
die willens sind,
den Schlüssel zu
OO
gebrauchen, der ihnen hier in diesem
OO
Buche
dargeboten wird! ‒ ‒ ‒
Wäre der Erdenmensch
nur wesenhafte
OO
Geistgestaltung, so würde wahrlich
OO
alles, was die
Ehe ihm
erlebnisnahe
OO
bringt, auch nur in seiner
Geistgestalt
OO
erlebbar sein.
So aber ist der Mensch, der einst aus sei‐
OO
nem hohen, göttergleichen „
Leuchten”
OO
fiel, um sich in
physisch-
sinnlicher Er‐
OO
scheinungswelt nun zu erleben, ‒ ‒
OO
wie er vermeinte:
als sein eigener,
OO
seinem Ursprung nicht mehr einge‐
OO
borener „
Gott”, ‒ ‒ allhier dem
Tie‐
OO
rischen verhaftet worden, so daß ihm
OO
alles, was er noch im
Geistigen emp‐
OO
finden will, nur
faßbar wird in
leib‐
OO
hafter Empfindung durch der
Tierheit
OO
ihm vertraute Kräfte. ‒ ‒
Und fühlt er sich, ‒ obwohl ihn nur des
OO
Erdentieres Körper
trägt, solange er auf
OO
Erden lebt, ‒ in eitlem Wahn dem Tier‐
OO
haften
enthoben, so
trügt er nur sich
OO
selbst und hindert seine eigene Ent‐
OO
faltung, vermeintlich „
geistiges” Er‐
OO
leben kennend, das ‒ ‒:
nur des
OO
„
Tieres”
irrgeleitetes Empfinden
OO
ist! ‒ ‒ ‒
Nichts aber
schützt vor solcher
Irre‐
OO
leitung tierhaften Empfindens
wir‐
OO
kungsvoller, als die rechte
Ehe, in der
OO
die
geistig-
körperliche Liebe ihre
OO
reinste,
höchste Form gefunden hat!
OO
Doch ist die
Liebe, die in einer wahren
OO
Ehe
alles lenkt und leitet, keineswegs
OO
allein darauf verwiesen, sich ausschließ‐
OO
lich nur in
geistig-
körperlicher Art
OO
zu zeigen: ‒ gebunden an die Sehnsucht
OO
der Geschlechter, sich zu einen.
Bleibt diese
geistig-
körperliche Liebe
OO
auch stets
Vorbedingung einer ehe‐
OO
lichen Einung, ansonst ein „Ehebund”
OO
zum eklen
Spottbild seiner selbst her‐
OO
abgeschändet wird, so überstrahlt doch
OO
auch zu gleicher Zeit die
Liebe noch in
OO
anderer Form das Leben zweier Men‐
OO
schen, die sich in der
Ehe fanden und um
OO
ihre
Zweieinheit im
Geiste wissen...
OO
Ich rede hier jetzt von der Liebe
ohne
OO
Gegenstand der Liebe: ‒ von einer
OO
Form der Liebe, die des
Gegenstandes
OO
nicht bedarf! ‒
Auch sie wird
Irdischem nur dann
OO
empfindbar sein, wenn sie durch Ir‐
OO
disches
vermittelt wird...
Wenn aber
geistig-
körperliche Liebe,
OO
wie sie zur
Einung der Geschlechter
OO
in der Ehe führt, stets ihren Liebes‐
OO
Gegenstand benötigt, um sich in Ver‐
OO
einungsglut zu fühlen, ‒ ja, wenn selbst
OO
jene Liebe, die das
Kind umhegt, und
OO
rückstrahlt auf das
Elternpaar, nicht
OO
ohne
Gegenstand der Liebe ist, so han‐
OO
delt es sich
hier nun um die
völlig los‐
OO
gelöste Liebe, die
nichts im Äußeren
OO
begehrt, und auch nicht
Gegenliebe
OO
fordert, da sie
Erfüllung findet in sich
OO
selbst, wo immer sie im Dasein ist. ‒ ‒
OO
Nicht allzuvielen ist
diese Liebe
OO
bekannt!
Nicht allzuoft wird sie im
Erdenleben
OO
ausgewirkt!
Und doch ist sie
weit häufiger zu fin‐
OO
den, als jene
höchste Form der
ehe‐
OO
lichen Liebe, die es vordem zu um‐
OO
schreiben galt!
Schon
darum, weil sie
durchaus nicht
OO
nur in der Ehe sich allein
Erfüllung
OO
schaffen kann...
Es darf jedoch die
Ehe, soll sie wahr‐
OO
haft
glücklich sein, auch diese Liebe
OO
ohne Gegenstand der Liebe nicht ent‐
OO
behren müssen! ‒
Nicht nur im heilighehren Tempel
OO
ehelicher Lagerstätte, ‒ zu dem die
OO
kleinste, engste, arme Hütte wird, in der
OO
sich Mann und Weib vereint in jener
OO
höchsten Form der
geistig-
körper‐
OO
lichen Liebe finden, ‒ wirkt sich das
OO
Leben zweier Ehegatten aus!
Die wahre
Ehe ist
Gemeinsamkeit des
OO
Lebens in der
weitesten Bedeutung
OO
dieses Wortes!
Es läßt sich aber dieses Erdenleben nicht
OO
gemeinsam führen, ohne beiden Teilen
OO
stets auf Schritt und Tritt zu zeigen, daß
OO
sie
trotz aller geistig-
körperlichen
OO
Einung, doch in der Außenwelt
noch
OO
zwei getrennte Teile eines
Geistes‐
OO
Ganzen bleiben, deren
jeder von Na‐
OO
tur aus
eigenen Gesetzen unterordnet
OO
ist. ‒ ‒
Zwei
Eigenleben stehen sich auf solche
OO
Weise gegenüber, und sollen doch
in
OO
einem neuen Leben der Gemein‐
OO
samkeit vereinigt werden!
Sie müssen
diese Einung
ebenso er‐
OO
reichen, ‒ wollen sie ihr
Glück nicht
OO
von sich jagen, wie sie in ihrer
geistig‐
OO
körperlichen Liebe eine neue Einheit
OO
wurden...
Hier aber ist die
geistig-
körperliche
OO
Liebe
nicht mehr tauglich,
Einung zu
OO
bewirken, ‒ und so liegt hier die Wur‐
OO
zel jenes Wahnes bloß, der da vom an‐
OO
geborenen „
Hasse der Geschlechter”
OO
zu orakeln weiß. ‒
Ach nein,
meine Freunde, ‒
wahr‐
OO
lich,
solcher Haß ist nicht begründet
OO
im Geschlecht an sich, wenn er zu‐
OO
weilen
dort sich zeigt,
wo Menschen
OO
im Zusammenleben sich begegnen,
OO
die
verschiedenen Geschlechtes sind!
OO
‒ ‒
Stets handelt es sich dann nur um
den
OO
Widerstreit erotischen Vereinungs‐
OO
willens gegen jenen
anderen Willen,
OO
der den
Teil allein als
Ganzes aner‐
OO
kannt, und
seines Eigenlebens Norm
OO
allein in Geltung sehen möchte!
Aus solchem Widerstreit kann dann ein
OO
Haß erstehen, den man
sehr zu Unrecht
OO
so zu deuten sucht,
als sei er schon
OO
naturgegeben im Geschlecht!
Ihn aber zu
besiegen ist nur
jene Art
OO
der
Liebe fähig, die
nicht durch einen
OO
Gegenstand der Liebe erst
entzündet
OO
wird, und die sich
auswirkt, ohne einen
OO
Gegenstand zu
suchen, da sie
in sich
OO
selbst Erfüllung ist. ‒ ‒
Nur diese
Liebe um der Liebe willen
OO
lehrt auch stets
die rechte Weise fin‐
OO
den, nach der sich
Teil und anderer
OO
Teil in einer Ehe immerdar zu for‐
OO
men und zu schleifen suchen müssen,
OO
wollen sie
in Lebenseinheit zuein‐
OO
anderpassen! ‒ ‒
Selbst manche
sogenannte „Ehe”, die
OO
von der wahren Ehe nur den
Namen
OO
borgt, wird oftmals noch zu einer leid‐
OO
lichen Gemeinsamkeit geformt, wenn in
OO
dem
einen dieser Ehegatten, oder gar
OO
in
beiden, etwas von der
Liebe um
OO
der Liebe willen wirkt, ‒ auch wenn
OO
die
geistig-
körperliche Liebe nie zu
OO
ihrer höchsten Form gefunden hatte, ja
OO
wenn sie selbst in
niederen Formen
OO
kaum vorhanden war...
Sprichwörtlich ist die „
heiße Liebe”,
OO
die dann später zum „
Erkalten” kam!
OO
Doch: ‒
echte Liebe
kann niemals „
er‐
OO
kalten”, weil sie nur dort
entzündet
OO
wird, wo ihre helle Lichtglut
uner‐
OO
schöpflich reiche Nahrung findet! ‒ ‒
OO
Sie kann zum
wilden Feuer werden,
OO
aber
niemals, ‒
möge man sie auch
OO
mit allen Mitteln zu ersticken su‐
OO
chen, ‒ kann sie
verlöschen: kann sie
OO
zum
Erkalten kommen!
Was
solcher Glut der Liebe aber
nicht
OO
entspricht, mag
sinnlicher Rausch sein,
OO
oder
eine künstlich aufgestachelte
OO
Erotik, ‒ mag
Freundschaft miß‐
OO
verstehen, mag
Bewunderung,
OO
mag
Dankbarkeit vielleicht in „
Liebe”
OO
fälschen, ‒ ‒ mit
echter Liebe aber hat
OO
dann dieses Fühlen nur
das Wort ge‐
OO
mein...
Niemand soll sich viel verwundern,
OO
wenn hier
Pseudo-Liebe früher oder
OO
später zum „
Erkalten” kommt!
Nie aber darf derartig aufgenährtes
OO
Scheingefühl in einem Menschen so zur
OO
Macht gelangen,
daß er sich selbst
OO
betört und überredet,
als sei der Un‐
OO
terbau gegeben,
eine Ehe aufzurich‐
OO
ten! ‒ ‒
Unsägliches Unglück würde auch
ver‐
OO
mieden, wollten Mann und Weib, die
OO
sich im Leben irgendwie begegnen,
nicht
OO
gleich aus jeder leisen Regung der
OO
Erotik einen Fetisch machen, den sie
OO
ihre „
Liebe” nennen!
Es ist
naturbegründet, daß zwischen
OO
jedem Mann und
jedem Weibe
Schwin‐
OO
gung der Erotik stets vibriert, und sei
OO
auch
dieses feine,
stetige Vibrieren
OO
unsichtbarer Kräftewellen, ‒ wie
OO
bei allen Menschen
seelisch reiner Art,
OO
‒
so leise,
daß es im Bewußtsein
OO
völlig unbeachtet bleibt.
Gefahr liegt hier nur
dadurch vor, daß
OO
ungefestigte Naturen,
deren Phan‐
OO
tasie nicht ahnt,
was Zucht und Herr‐
OO
schaft eines reinen Herzens heißt,
OO
an solcher leisen Schwingung schon
die
OO
Freude der Berauschung suchen,
von
OO
sich aus stetig dann
die Schwingung
OO
steigern, und nicht eher ruhen, als bis
OO
aus Übersteigerung: ‒
Begehren wird...
OO
Dieses
Begehren aber nennen sie dann
OO
„
Liebe”, und leiten gar das Recht, ein
OO
eheliches Bündnis zu erstreben, aus
OO
solcher Ausgeburt
haltloser Phanta‐
OO
sie-
Entartung ab, ‒ um Wüstenweite
OO
ferne jeglicher Oase des
Verantwor‐
OO
tungsbewußtseins, ‒ fast monoma‐
OO
nisch nach
Erfüllung des Begehrens
OO
strebend, ‒ um schließlich, nach
Errei‐
OO
chung ihres Zieles, dem einst so heiß
OO
begehrten
anderen Teil der so erstreb‐
OO
ten „Ehe”
jede Neigung zu entziehen,
OO
da ja längst schon wieder
anderes Be‐
OO
gehren lockt...
Ich brauche kaum zu sagen, daß es sich
OO
in solchen Fällen meistens nur um
Män‐
OO
ner handelt, die das
Weib begehren,
OO
denn
selten nur ist auch die Phantasie
OO
des
Weibes so
entartet, daß sie das
OO
Weib die
gleichen Wege gehen heißt.
OO
Wer
anders über Weibesart Bescheid
OO
zu wissen glaubt, der möge sich erinnern,
OO
daß seine Weisheit
solchenfalles
OO
sicherlich von ‒ ‒
Männern stammt,
OO
die allzuunverhohlen
ihre Wesensart
OO
am liebsten auch im
Weibe wiederfinden
OO
möchten, ‒ es sei denn, daß er
selber
OO
nur die
Dirne kenne, und
Dirnenart
OO
in
jedem Weibe wittere! ‒ ‒
Gar vielfach aber läßt sich leider auch
OO
das Weib verleiten eine „Ehe”
ohne
OO
Liebe anzustreben, um später in die
OO
Klage auszubrechen, daß es „
kein Glück”
OO
in seiner „Ehe” finde.
Doch schafft
das Weib sein Unheil meist
OO
aus
anderen Gründen, und vielfach sind
OO
sie
weit verzeihlicher als die des
OO
Mannes. ‒
Ehrgeiz, den Mann, den es
bestaunt
OO
in irgend einer Leistung,
sich vor an‐
OO
deren zu erringen, ‒ der Wunsch,
OO
„
versorgt” zu sein, oder
dem allzu‐
OO
strengen Elternhause zu entfliehen,
OO
‒ das sind
zumeist die Gründe, die
das
OO
Weib bestimmen können, eine „Ehe”
OO
einzugehen, ohne
Liebe zu empfinden,
OO
wenn nur
die Schwingung der Erotik
OO
soweit
steigerbar erscheint, daß sie
OO
ihm einen sinnlich-äußeren
Ersatz für
OO
Liebe bildet. ‒
Auf welcher Seite aber auch die Schuld
OO
am schwersten lasten möge: ‒ stets
OO
wird ein solcher „Lebensbund”, der oft
OO
kaum
Jahre schlecht und recht noch
OO
überdauert, nur arges
Zerrbild einer
OO
wahren Ehe sein! ‒ ‒
Das
geistige Gesetz, das unerbittlich
OO
fordert, daß man
ihm genüge, wo sich
OO
Mann und Weib zur
Ehe einen wollen,
OO
ist
nicht zu „
biegen” und zu „
brechen”,
OO
wie man eine „
Ehe” biegt und bricht,
OO
die da in Wahrheit keine
ist, und nie‐
OO
mals eine
war, wenn solches sich ereig‐
OO
nen kann, ‒ auch
wenn die beiden Ehe‐
OO
gatten einstmals
glaubten, daß sie
die
OO
Ehe eine, und es
solange glauben
OO
mochten, bis dann
Prüfung dieser Ehe
OO
Unterbau erprobte. ‒ ‒ ‒
Wo darum wahre
Ehe werden soll,
OO
dort frage man vor allem nach der wahren
OO
Liebe! ‒ ‒ ‒
Sie ist
gar leicht zu
erkennen, und
OO
unmöglich wird es ihr, sich zu
ver‐
OO
bergen! ‒ ‒ ‒
Man kann sich aber niemals
früh genug
OO
aus Träumen reißen, die eine
Pseudo‐
OO
Liebe hätscheln wollen, und niemals
OO
kann man
streng genug sich selber
OO
jedes Tun verweisen, das einen Ne‐
OO
benmenschen, der,
gefühlsbetört, in
OO
solcher
Pseudoliebe sich gefällt, auch
OO
noch in seinem Wahn
bestärken
OO
könnte...
Doch, wahre
Liebe ist nicht nur „
Ge‐
OO
fühl”, und nicht im
Fühlen läßt sie sich
OO
erschöpfen! ‒
Liebe ist vor allem
Kraft! ‒
Wer sie mißbraucht, kann diese gleiche
OO
Kraft im ‒
Hasse kennenlernen!
Dort wirkt sie dann in ihrer
Selbst‐
OO
verzerrung...
Wer
aber Liebeskraft
in ihrer höchsten
OO
und erhabensten Entfaltung in sich
OO
selbst
empfindet, der
strahlt Liebe
OO
aus und wird sie sicherlich auch dort
OO
erwecken, wo sie noch im
Schlafe ruht,
OO
sobald er fühlt, daß ihm der Mensch be‐
OO
gegnet ist, den ihm sein Schicksal zube‐
OO
stimmte, um in einer wahren
Ehe sich mit
OO
ihm zu
einen. ‒ ‒ ‒ ‒
Wo beide Teile fühlend voneinander
OO
wissen, daß sie echte
Liebe eint, dort
OO
soll wahrhaftig aus der Liebe auch die
OO
Ehe aufgerichtet werden!
Glückselig jede Ehe,
die auf solchem
OO
Fundamente baut!
Sie wird durch keinen Sturm, der sie um‐
OO
tost,
erschüttert werden, und keine
OO
Brandung kann sie jemals
unter‐
OO
wühlen!
* *
*
AUCH das allerengste
Beieinander‐
OO
leben zweier Eheleute schafft noch
OO
lange nicht
Gemeinsamkeit, während
OO
sie
dort gar oft besteht, wo Mann und
OO
Weib ‒
sehr gegen Wunsch und
OO
Willen ‒
gezwungen sind, meist lange
OO
Zeit
in äußerer Entfernung zu ver‐
OO
harren: nur kurz und selten unter glei‐
OO
chem Dach vereint. ‒
Wenn aber auch Gemeinsamkeit nicht
OO
abhängt von der steten Bindung an die
OO
gleichen Räume, so wird doch jede wahre
OO
Ehe
Raumgemeinschaft zu
erstreben
OO
suchen, wo immer dies mit der gebotenen
OO
Sorge für des Lebens Notdurft, mit den
OO
Pflichten, die Beruf und Stand erheischen,
OO
zu vereinen ist.
Aber ein Anderes ist das
Beieinander‐
OO
leben in den gleichen Räumen, nur weil
OO
man
das Alleinsein nicht erträgt: die
OO
Gegenwart des Anderen
nicht missen
OO
möchte, ‒ und wieder ein Anderes ist
OO
Gemeinsamkeit! ‒
Gemeinsamkeit ist Einung zweier
OO
Menschen,
auch in allem Denken,
al‐
OO
lem Fühlen,
allem Handeln!
Sie wird nicht durch das nahe Beiein‐
OO
anderleben etwa erst
erzeugt!
Wo innere und äußere Gemeinsamkeit
OO
nicht schon bestand,
bevor man Raum‐
OO
gemeinschaft suchte, dort kann das enge
OO
Beieinanderwohnen, statt Gemeinsam‐
OO
keit zu
fördern, ihr
die grimmigsten
OO
Gefahren schaffen. ‒ ‒
Es ist darum für Alle, die sich in der
Ehe
OO
einen wollen,
bitter nötig, nach
Ge‐
OO
meinsamkeit, im hier gemeinten Sinn
OO
zu streben, noch
bevor sie ihre Ehe
OO
schließen! ‒
Wie vieles
Unheil wäre schon
verhü‐
OO
tet worden, hätte man zur rechten Zeit
OO
erkannt, daß diese Forderung sich
nicht
OO
umgehen läßt, statt sorglos sich dem
OO
falschen Glauben hinzugeben, daß
Ge‐
OO
meinsamkeit, wie sie
vonnöten ist in
OO
jeder wahren Ehe,
sich ganz von selbst
OO
im Eheleben finde! ‒ ‒
Das Streben nach
Gemeinsamkeit in
OO
allem Denken, allem Fühlen, allem Han‐
OO
deln, wird aber niemals zu Erfolgen füh‐
OO
ren, dort, wo der
eine Teil den anderen
OO
stets
durch Wort-
Turniere überzeu‐
OO
gen will, daß er nur
seiner Ansicht sich
OO
bequemen müsse, um allsogleich „Ge‐
OO
meinsamkeit” mit ihm zu haben...
So kann der
eine Teil gewiß den anderen
OO
ermüden, und ihn dann endlich
zwin‐
OO
gen, um des lieben Friedens willen, sich
OO
zu fügen, allein, was so zustande‐
OO
kommt, ist
alles andere eher, als
Ge‐
OO
meinsamkeit, und früher oder später
OO
hinkt die böse Folge nach!
Nie kann ein
Zwang, ‒ und sei es selbst
OO
der „
süße Zwang der Liebe”, ‒ in
OO
einer Ehe die
Gemeinsamkeit begrün‐
OO
den, die ihr
nicht minder nötig als die
OO
Liebe ist!
Willst du, o Liebender,
Gemeinsam‐
OO
keit zu schaffen suchen, die dich mit dem
OO
geliebten Menschen, dem du in der
Ehe
OO
dich vereinen willst, hinfort nun auch
OO
in allem
Denken, allem
Fühlen, allem
OO
Handeln einen soll, dann wirst du dich
OO
vor allem
selbst an straffem Zügel
OO
halten müssen!
Du mußt dich selber in die „hohe Schule”
OO
nehmen, damit du zu
Beweglichkeit ge‐
OO
langst und dich auch
anderer Gangart
OO
anzupassen lernst!
Bisher warst du dir selbst das Maß
OO
der Dinge!
Ob du vom
Elternhause her die Art
OO
des
Denkens,
Fühlens, und des durch
OO
Beides dann bestimmten
Handelns,
OO
übernommen haben magst, die dir nun
OO
eignet, oder ob
du selbst dich
Schöpfer
OO
der Maximen deines Lebens weißt, ‒
OO
stets bist du nur zu sehr geneigt,
dein
OO
eigenes Ermessen sehr zu überwer‐
OO
ten, und alles, was dir auch entgegen‐
OO
treten mag,
durch deine selbstgefärb‐
OO
te Brille zu betrachten. ‒ ‒
Hier aber steht, mein Freund, nunmehr
OO
ein
zweiter Mensch vor dir, dem es
OO
kaum
anders gehen mag, und der in
OO
gleicher Weise alles nur durch
seine
OO
Brille sehen möchte!
Ihr werdet
beide euch entschließen
OO
müssen, eure „Brillen”
abzulegen, auch
OO
wenn sie euch bisher die Dinge
in den
OO
denkbar schönsten Farben zeigten,
OO
so daß ihr jetzt kaum glauben wollt,
OO
daß man sie offenen Auges auch noch
OO
anders sehen könne...
Ihr werdet aber nicht erwarten dürfen,
OO
daß ihr
von heute auf den anderen
OO
Tag euch schon
verstehen lernen könn‐
OO
tet, denn: wenn ihr auch die gleichen
OO
Worte braucht, so redet ihr doch stets
OO
von anderen
Dingen, weil jeder noch
OO
die Dinge nur nach
seiner Weise sieht,
OO
und nur nach
seiner Weise sie bezeich‐
OO
nen kann!
Es wird euch ja noch kaum recht glaub‐
OO
haft scheinen, daß wirklich jedes Ding
OO
in
jedem von euch beiden
anders zu
OO
Bewußtsein kommt!
Noch glaubt ihr,
von dem gleichen Ding
OO
zu reden, und redet doch
von völlig
OO
Anderem, da jeder nur
von seinem
OO
Bild des Dinges redet! ‒ ‒
Hier ist
Geduld vonnöten, die sich
nicht
OO
erschüttern läßt, wenn man sich einstens
OO
in der
gleichen Weise des Betrachtens
OO
finden will!
Es wird hier
jeder Teil erst zur
Er‐
OO
kenntnis kommen müssen, daß
seine
OO
Art zu sehen, ‒ mochte sie ihm auch
OO
bisher als
Norm erscheinen, ‒
keines‐
OO
wegs die einzige,
ihm mögliche Be‐
OO
trachtungsweise darstellt...
Auch wird man nicht allein die
Worte
OO
hören dürfen, sondern stets auch zu er‐
OO
fühlen suchen müssen,
was der Andere
OO
mit
seinen Worten
meint, und ob sich
OO
dies auch ganz mit jenen Dingen
decke,
OO
die man
selbst mit
gleichen Worten
OO
meinen würde. ‒
Zu oft nur hört man Menschen bitter
OO
streiten, weil sie
Gegensätze zu er‐
OO
kennen glauben, die als
unvereinbar
OO
gelten, wo nur das falsch gewählte
Wort
OO
den
Anschein schafft, als
seien Gegen‐
OO
sätze aufzufinden.
Und oftmals glauben Menschen sich durch
OO
eine „
tiefe Kluft” getrennt, wo nur
die
OO
Nacht der Nichterkenntnis solchen
OO
Trug ermöglicht, weil sie
zu sehen hin‐
OO
dert, daß die scheinbar „tiefe Kluft” nur
OO
ein willkürlich, und mit sehr bezweifel‐
OO
barem Rechte, ausgehobener
seichter
OO
Graben ist, den man mit Leichtigkeit
OO
zu
überschreiten wüßte...
Mit unbeirrbarer
Gelassenheit und
OO
liebevollem
Geltenlassen aber, wird
OO
man
auch dort zuletzt doch zuein‐
OO
anderfinden, wo
wirklich Gegensatz
OO
besteht: wo wahrhaft eine „
tiefe Kluft”
OO
für immerdar zu
trennen schien, weil
OO
man erst
lernen mußte, sie zu
über‐
OO
brücken. ‒ ‒ ‒
Gemeinsamkeit in allem Denken, al‐
OO
lem Fühlen, allem Handeln, schafft jeder
OO
Ehe eine hohe Mauer sicherster
Be‐
OO
schützung!
Ehe
verträgt es nicht, daß sie im Außen‐
OO
leben
ohne sichere Umhegung bleibe!
OO
Die Lebenseinung zweier Menschen in
OO
der
Ehe darf niemals
allen Winden,
OO
jedem Wetterwüten,
jeder Überflu‐
OO
tung offenstehen! ‒
Wie immer auch zwei Menschen, die sich
OO
in der
Ehe fanden,
Geselligkeit und
OO
heiteren Verkehr mit anderen Men‐
OO
schen suchen mögen, ‒ stets muß die
OO
sichere
Umhegung ihnen
fühlbar blei‐
OO
ben, und
niemals darf der heilige Be‐
OO
zirk, der ihnen nur
allein gehört, vor
OO
Anderen
eröffnet werden! ‒ ‒ ‒
Auch hier ist, ‒ wie bei
jeglichem Ver‐
OO
hältnis menschlicher Verbundenheit, ‒
OO
das
Schweigenkönnen eine rechte
OO
„Kunst”, die jeder zu
erlernen hat, der
OO
sie
noch nicht beherrscht! ‒ ‒ ‒
Was nur
die Eheleute selber angeht,
OO
hat
niemals laut zu werden
vor den
OO
Ohren Anderer, und wenn die Ande‐
OO
ren auch
die nächsten Freunde und
OO
Verwandten, ‒ ja selbst
die Eltern
OO
wären! ‒ ‒ ‒
Sehr
zweifelswürdig bleibt die
OO
„
Hilfe”, die man vielleicht auf solche
OO
Weise finden mag, ‒ auch
wenn die
OO
Menschen, denen man sich so
vertraut,
OO
den redlichsten und reinsten Willen
OO
haben,
wahre Hilfe darzubieten!
OO
‒ ‒
Weit öfter, als man wirklich
Hilfe fin‐
OO
det, wird das Unheil, dem man wehren
OO
wollte, nur
genährt, so daß es erst
zum
OO
Wachsen und zum rechten Wuchern
OO
kommt, obwohl es anfangs schnell
im
OO
Keim erstickt gewesen wäre, hätte man
OO
sich selbst bemüht, es zu ersticken, und
OO
nicht
den Anderen vorgeklagt, wie
OO
sehr man schon darunter
leide! ‒ ‒ ‒
OO
Doch auch sein
Glück soll man für sich
OO
verwahren und nicht in eitler Rede
zum
OO
Verströmen bringen! ‒
Auch nicht
in Worten soll man es
mit
OO
Anderen teilen wollen! ‒ ‒
Es geht nur
beide Eheteile an, wenn
OO
sie, als geistgeeintes Ganzes,
sich ihr
OO
Glück zu schaffen wußten...
Vor allem aber sei man auf der Hut, den
OO
Neid zu wecken, der ‒ oft nur
künst‐
OO
lich eingeschläfert ‒ sich
gar leicht
OO
erwecken läßt, wenn eine redefrohe Zunge
OO
allzusehr ein
Eheglück lobpreist! ‒
Man schädigt sonst den Neider, wie
OO
sich selbst, da Neid stets
eine Kraft
OO
zur Wirkung bringt, die das
verneint,
OO
was Neid
erregte, und die sich
gegen
OO
Neider und Beneideten in gleicher
OO
Weise richtet, da sie
den Wert ver‐
OO
nichtet sehen will, den der Beneidete
OO
besitzt, der Neider aber
nur zu gern
OO
besitzen möchte...
Ist aber schon bei Glück wie Unheil‐
OO
drohung:
Schweigen angezeigt, so
OO
schweige man
erst recht, wo platte,
OO
widerliche
Witzelei und ein im „Hän‐
OO
seln” Anderer sich sielendes Behagen,
OO
die
Ehe in den seichten, trüben Tüm‐
OO
pel kläglich-armer Geistverlassenheit
OO
herabzuziehen suchen, um meckernd
OO
ihre Hintertreppenweisheit anzubringen
OO
und in Bierbankblödigkeiten sich genug‐
OO
zutun!
Jeder der dies liest, wird unschwer wis‐
OO
sen, was ich meine...
Nur glaube man nicht,
daß solche öde
OO
Witzelei doch wohl zu dulden wäre,
OO
wenn sie Menschen üben,
die sich
OO
gewiß nicht vorzuwerfen haben,
OO
daß sie je im Ernst die Heiligkeit
OO
der Ehe angetastet hätten!
Das Heilige darf
nie zum Stoff des
OO
schalen
Witzes werden, wenn es der
OO
Meltau der
Zersetzung nicht berühren
OO
soll, und selbst
der gütigste Humor
OO
wird sich hier
Zügelung gefallen lassen
OO
müssen, auf daß er nicht
zerstöre, was
OO
er
nicht zerstören
will! ‒ ‒
Heilig bleibt dem Menschen
nur, was
OO
er als „heilig” noch
empfinden kann:
OO
‒ was stets
bewahrt bleibt
vor er‐
OO
niedrigenden Worten, und
unan‐
OO
tastbar aller Lebensäußerung ent‐
OO
rückt, die nicht mit
Ehrfurcht ihm zu
OO
nahen weiß...
Der heilige Bezirk, den
nie ein ande‐
OO
rer Mensch betreten darf, als
nur
OO
die beiden Ehegatten, ist aber wahr‐
OO
lich
weiter ausgesteckt als ihres
Schlaf‐
OO
gemaches Wände!
Es wird von ihm so manches noch um‐
OO
schlossen,
was durchaus nicht an und
OO
für sich schon Verborgenheit erfor‐
OO
dern würde...
Gemeinsamkeit will manches vor der
OO
Außenwelt
verborgen wissen,
auch
OO
wenn es nicht die Ehe selbst be‐
OO
trifft. ‒
Gemeinsamkeit braucht
unverbrüch‐
OO
liches Vertrauen, und fordert, daß man
OO
jederzeit
vor dem vereinten Men‐
OO
schen stehen könne,
wie vor sich
OO
selbst! ‒ ‒ ‒
Gemeinsamkeit kennt keinen
Spott
OO
und kein
Verhöhnen!
Gemeinsamkeit weiß nichts von liebe‐
OO
leerem, überheblichen
Verlachen!
Gemeinsamkeit ist stets darauf be‐
OO
dacht, daß man sich gegenseitig
schone:
OO
‒ seine Schwächen zu
bedecken suche,
OO
und sich
Hilfe biete!
Ein Leben in
Gemeinsamkeit ist nur
OO
zu führen, wenn beide Ehegatten
wis‐
OO
sen, daß
keiner etwas,
das er vor sich
OO
selbst gesteht, dem anderen
verber‐
OO
gen muß. ‒ ‒ ‒
Nur so kann die
Gemeinsamkeit zu
OO
einer
äußeren Schule innerer Voll‐
OO
endung werden!
Liebe und
Nachsicht werden aber
we‐
OO
nig nur vermögen, solange nicht
die
OO
absolute Sicherheit besteht, daß dieser
OO
Schule Pforte stetig
fest verschlossen
OO
bleibt, und sich
nur beiden Menschen
OO
öffnet,
die in ihr sich gegenseitig
OO
durch ihr Leben zu belehren suchen!
OO
Es muß erst völlig alle Furcht verschwin‐
OO
den, daß eines Tages unbehütet leichte
OO
Rede
Andere von Dingen
hören lassen
OO
könne, die man
in Gemeinsamkeit be‐
OO
schlossen glaubte!
Niemals darf die
Gefahr bestehen, daß
OO
Anderen zu Ohren kommen kann,
was
OO
Ehegatten gegenseitig sich ver‐
OO
trauten!
So manche werdende Gemeinsam‐
OO
keit ist schon durch unbedachte Rede
OO
früh vernichtet worden! ‒ ‒ ‒
Gemeinsamkeit erstreckt sich aber end‐
OO
lich auch auf alles
Ungemach und
Leid,
OO
von dem man seinen anderen Eheteil be‐
OO
troffen findet, auch wenn man selbst
nicht
OO
mitbetroffen ist und auch den
Anlaß
OO
der Bedrückung
nicht in gleicher Weise
OO
wertet, ‒ sei es,
daß man den Um‐
OO
fang seiner Auswirkung nicht kenne,
OO
sei es,
daß man anders ihn empfin‐
OO
den möge.
Hier ist das
Tragenhelfen oftmals
gar‐
OO
nicht möglich, aber
immer wird das
OO
Tragenhelfen-
Wollen möglich sein und
OO
dem von Leid Betroffenen
Erleichte‐
OO
rung gewähren. ‒ ‒ ‒
Man sage sich nicht los von solcher
OO
willigen Bereitschaft, auch wenn man
OO
sicher weiß, daß man nicht helfen
kann,
OO
denn schon der
Wille, Hilfe
darzu‐
OO
bieten, wird dem Anderen Hilfe
bringen
OO
helfen! ‒ ‒ ‒
Auch läßt sich nicht
Gemeinsamkeit er‐
OO
halten, solange
einer beider Eheteile
OO
bitterlich empfindet, wie er mit seiner
OO
Last, ‒ sei sie nun
wirklich, oder nur
OO
in seiner Vorstellung so drückend
OO
schwer ‒
allein zu Berge gehen muß,
OO
und daß der andere Eheteil an solcher
OO
Not kaum Anteil nimmt. ‒
Es ist gewiß nicht mehr als
selbstver‐
OO
ständlich, daß man des Leides Last
ge‐
OO
meinsam trägt,
dort, wo das Schicksal
OO
sie auf
beider Ehegatten Schultern bür‐
OO
det, allein,
sehr oft verkennt auch
OO
tiefste Liebe ihre Pflicht zur Anteil‐
OO
nahme, wenn sie sich
außerstande
OO
sieht, das Leid, dem nur der
Andere
OO
verhaftet ist, in gleicher Weise
mitzu‐
OO
tragen oder auch nur zu
verstehen..
OO
Suchst du das
Glück der Ehe, dann
OO
strebe nach Gemeinsamkeit in
allen Din‐
OO
gen dieses Erdenlebens, die
gemein‐
OO
sam sich erleben lassen, und ziehe
OO
diese Grenze
weiter, als
der erste
OO
Anschein dich bestimmen könnte, sie
OO
zu ziehen! ‒
Es ist für
jeden Teil der Ehe
ratsam,
OO
daß er
auch dort wo ihn des
anderen
OO
Eheteiles Angelegenheiten
nicht von
OO
allem Anbeginn her interessieren,
in sich
OO
Interesse dafür wecke...
Es ist jedoch
nicht minder nötig, daß
OO
man den
anderen Eheteil für die ihm
OO
fremden Angelegenheiten
einzuneh‐
OO
men suche und ihm
den Zugang öffne,
OO
so daß er sie
verstehen lerne...
Doch wisse auch, daß jede Seele ihre
OO
eigenen Bereiche hat, die auch der
aller‐
OO
nächsten anderen Seele sich nicht öffnen
OO
können!
Wisse auch, daß oftmals
Pflicht gebietet,
OO
gewisse Dinge in Verborgenheit zu hal‐
OO
ten, und
ehre dann,
vertrauend, was
OO
deinem Miterleben sich entziehen muß! ‒
OO
Du wirst vertrauen können, wenn
in
OO
allem,
was Gemeinsamkeit verträgt,
OO
das lauterste Vertrauen zwischen
OO
dir und deinem,
in der Ehe dir ge‐
OO
einten Gegenpole herrscht! ‒ ‒
OO
Hüte dich vor der
Neugier, die so gerne
OO
dich verleiten möchte,
dich in Bereiche
OO
des Erlebens einzudrängen, zu deren
OO
Pforte man den
Schlüssel nicht be‐
OO
sitzt, oder
durch Pflicht gehalten ist,
OO
ihn dir nicht darzureichen! ‒
In einer wahren
Ehe wird auch
dort, wo
OO
sich
das eigene,
gesonderte Erleben
OO
der Gemeinsamkeit
nicht öffnen läßt,
OO
der so Erlebende gewiß den anderen
OO
Teil hinlänglich noch zu
unterrichten
OO
wissen,
von welcher Art das jeder
OO
Mitteilung Entrückte ist, so daß auch
OO
hier
kein Riß durch innigstes Gemein‐
OO
samkeits-Erleben geht...
Wo gegenseitiges
Vertrauen herrscht,
OO
dort wird sich niemals
Argwohn zu er‐
OO
heben suchen, auch wenn nur ganz im
OO
Allgemeinen
angedeutet wird, um was
OO
es sich bei jenen Dingen handelt, die
OO
nicht ausgesprochen werden
können,
OO
oder die durch
Schweigepflicht der
OO
Mitteilung entzogen bleiben müssen, ‒
OO
und wahre
Liebe wird gewiß nicht
wei‐
OO
terforschen wollen, wo sie erfühlt,
daß
OO
ernste Gründe die Verhüllung for‐
OO
dern...
Doch treibe man auch nicht mit Dingen,
OO
die sich nicht in Worte fassen
lassen,
OO
oder die
Verpflichtung ein für allemal
OO
dem Wort verwehrt, unnötige und
OO
künstliche
Geheimniskrämerei, um so
OO
die
Neugier stetig wach zu halten, oder
OO
gar sich selbst mit einem Nimbus des Ge‐
OO
heimnisvollen zu umgeben!
So handelt ärgste
Torheit nur, und sol‐
OO
ches Handeln
straft sich selbst durch
OO
Folgen, die gewiß
sehr weit von seiner
OO
eitlen
Absicht liegen...
Wenn wirkliche
Gemeinsamkeit be‐
OO
stehen und
erhalten werden soll, dann
OO
muß man
ehren, und zuweilen auch
ver‐
OO
ehren können, was der Andere ‒ auch
OO
wenn er gerne davon reden würde, so
OO
er könnte ‒
verborgen halten
muß!
OO
‒ ‒ ‒
Dann aber läßt man sich an dem
ge‐
OO
nügen, was man sich gegenseitig offen‐
OO
baren
kann, und wahrlich:
es wird mehr
OO
sein als genug um einer
Ehe auch im
OO
innersten Erleben beider Teile die
Ge‐
OO
meinsamkeit zu sichern, die sie braucht,
OO
da ohnehin noch
keine Seele hier auf
OO
Erden restlos alles
auszusprechen
OO
wußte, was in ihr
Erlebnis war! ‒ ‒ ‒
OO
* *
*
ES gab noch niemals eine
Ehe, die –
OO
allzeit jedem Leid entrückt –
OO
nur
Freuden kannte.
Leid und Freude mischen dieses Er‐
OO
denlebens ‒ nicht jedem bekömmlichen
OO
‒ Trank, und doch ist es
an uns: die
OO
Art der Mischung zu bestimmen, auch
OO
wenn wir leider nicht verhindern können,
OO
daß sich nun einmal
Leid mit Freuden
OO
mischen
muß!
Besonders aber in der
Ehe wird es
tief
OO
bedeutsam sein, wie weit sich
unsere
OO
Kraft bewährt, das
Leid zu
mindern
OO
und die
Freude zu
vermehren...
Gewiß bleibt Leid stets
Leid, auch wenn
OO
so manches Wort uns trösten möchte,
OO
als könne
Leid sich selbst in
Freude
OO
wandeln.
Hier weiß das Wort der Rede nur von
OO
Aufeinanderfolge: ‒ von Leid-
Ver‐
OO
drängung durch
der Freude Wieder‐
OO
kehr!
Allein, wir haben
Macht, der Freude
OO
Wiederkehr zu
fördern, ‒ wir haben
OO
Macht, der Erde Freuden zu
vermeh‐
OO
ren!
Es ist gewiß nicht nötig, daß man einen
OO
Menschen etwa lehre,
Leid zu schaffen,
OO
‒ und auch wenn
nie ein Mensch dem
OO
anderen
Leid bereitet hätte, wäre
OO
wahrlich
Leid genug auf Erden anzu‐
OO
treffen, denn alles,
was in dieser
Außen‐
OO
Welt:
Erscheinung bildet, hat
Da-
Sein
OO
nur durch
Leid: ‒ vermag sich nur im
OO
Da-Sein zu
erhalten, indem es seinet‐
OO
wegen
Anderes leiden läßt...
Nur dort, wo Güte: ‒
träumendes
OO
Verlangen, Mitleid: ‒
Wahnwitz
OO
zeugte, kann sich des Erdenmenschen
OO
Denken so
ver-
messen, daß es die
OO
Weise findbar glaubt, das
Leid aus
OO
dieser
Außen-Welt, ‒ in der es Folge
OO
ihrer Raum
verdrängenden und Eigen‐
OO
Raum
verschließenden Struktur ist, ‒
OO
zu verbannen. ‒ ‒
Wo immer
Außen-Welt den
an sich
OO
homogenen Raum
zerstückelt, dort
OO
ist
Leid, ‒ und Menschenmacht ver‐
OO
möchte
dann nur dieses Leid zu
tilgen,
OO
wenn sie imstande wäre, alle „
Außen”‐
OO
Welt für immer zu
vernichten, womit
OO
jedoch
zugleich auch alle „
Innen”‐
OO
Welt Vernichtung fände...
Ist aber diese
äußerste der „Außen”‐
OO
Welten, die wir, in tierverhafteter Ge‐
OO
staltung, durch den
Tier-Sinn wahrzu‐
OO
nehmen uns gezwungen fühlen, auch
OO
erfüllt von
Leid, und sind auch weite
OO
unsichtbare Reiche dieser „
Außen”‐
OO
Welt noch ganz in gleicher Weise ‒
OO
manche sogar
mehr ‒ dem
Leide aus‐
OO
geliefert, da auch
dort noch alles
Da‐
OO
Sein nur besteht in Raum-
Verdrän‐
OO
gung und in Eigen-Raum-
Verschlie‐
OO
ßung, so stehen doch dem gegenüber
OO
unzählbare „
Innen”-Welten, in denen
OO
alles
Sein, ‒ dem
homogenen Raume
OO
keineswegs etwa
entrückt, ‒ sich
OO
gegenseitig
öffnet und
durchdringt,
OO
so daß hier jede
Möglichkeit des Lei‐
OO
den-
Könnens völlig
fehlt. ‒ ‒ ‒
Nie aber läßt sich eine Welt vom Leid
OO
befreien, die nur
bestehen kann durch
OO
Leid, ‒ und alles Mühen Einzelner,
OO
durch Da-Seins-
Unterdrückung und
OO
Verzichtleistung auf Da-Sein, dieser
OO
Erde
Leid zu
mindern, bleibt
ergeb‐
OO
nislos: ist nur des
Mit-
Leids tröstende
OO
Betäubung...
In diesem Erdenleben ist des Menschen
OO
ganze Macht darauf allein beschränkt,
OO
daß er zwar dieser Erde
Leid ins
Un‐
OO
gemessene und
niemals Nötige zu
OO
steigern fähig ist, ‒ doch
ebenso ver‐
OO
mag, das Leid
zurückzudrängen in die
OO
urgegebenen Bereiche, aus denen es nicht
OO
lösbar werden
kann, wenn diese „
Au‐
OO
ßen”-Welt ‒ und mit ihr jede „
Innen”‐
OO
Welt ‒ bestehen bleiben soll, und wahr‐
OO
lich „
sollen” sie bestehen! ‒ ‒ ‒
Es kann sich
jeder Mensch von vielem
OO
Leid
befreien, das er in törichter Ver‐
OO
blendung
selbst sich schuf, ‒ und
OO
vieles Leid kann er
vermeiden, macht
OO
er nur Gebrauch von seiner Kraft!
In
gleicher Weise aber hat er
Macht,
OO
gar manches
Leid von seinen
Neben‐
OO
menschen abzuwenden!
Wo immer Menschen sich begegnen
OO
mögen, dort wird es ihnen
Pflicht, ihr
OO
eigenes wie des
Nebenmenschen
OO
Leid zu mindern! ‒ ‒
Wenn aber Menschen, die sich nie im
OO
Leben sahen, niemals wiedersehen wer‐
OO
den, hier ein
Pflichtgebot erkennen
OO
müssen, so gilt es
heiliger und
bin‐
OO
dender fürwahr noch für die
innigste
OO
Vereinung zweier Menschen, die in der
OO
Ehe eine neue
Lebenseinheit bilden,
OO
um sich gegenseitig durch
Er-
gänzung
OO
zu vollenden! ‒ ‒ ‒
Und wo ist
leichter Leid von seinem
OO
Nebenmenschen
abzuwenden, als hier,
OO
wo Weib und Mann in einem Leben der
OO
Gemeinsamkeit von allen Leidgefahren
OO
wissen, die ihnen
gegenseitig und
ge‐
OO
meinsam drohen können!? ‒ ‒
Die Ehe kann
ein Born der Freude
OO
sein, ‒ man kann sie aber auch
zu
OO
einem Pfuhl des Leides wandeln!
Wer nicht des
anderen Eheteiles
Glück
OO
in seiner
Ehe als sein höchstes Ziel er‐
OO
strebt, der wird gar leicht sich um sein
OO
eigenes Glück
betrügen, ohne es zu
OO
ahnen! ‒ ‒
Wer aber wirklich
in der Liebe ist, der
OO
wird weit eher
selber leiden wollen,
OO
als daß er
je den anderen Eheteil im
OO
Leide sehen könnte. ‒ ‒ ‒
Es wird ihm nichts beschwerlich fallen,
OO
wenn er weiß, daß er des
anderen Tei‐
OO
les
Leid dadurch
vermindern kann...
OO
Nun aber
ist es
keineswegs damit
OO
getan, daß man sich nur darauf be‐
OO
schränke,
allem Leid zu wehren, dem
OO
man
wehren kann! ‒
Erst dort ist höchste, schönste Menschen‐
OO
pflicht
erfüllt, wo man das
Leid des
OO
Anderen durch
Freude, die man in sein
OO
Leben bringt, verdrängt!
Wo aber läßt sich
schöner noch, als in
OO
der
Ehe, solche Liebespflicht erfüllen?! ‒
OO
Es sind im Leben einer Ehe
viele Dinge
OO
aufzufinden, die der
Freude Anlaß wer‐
OO
den können, sich zu äußern und ein
OO
großes
Leid im Keime zu
ersticken...
OO
Doch ist es hier vonnöten, daß man zu
OO
erfühlen suche,
was der Andere
er‐
OO
sehnt: was
er als Freude zu
empfin‐
OO
den weiß, denn allzuleicht kann hier
OO
auch
bester Wille irren, wenn er dazu
OO
verleitet, nur das
eigene Empfinden und
OO
Ersehnen als das allgerechte Maß der
OO
Dinge anzusehen. ‒ ‒
Was
dir gewißlich
höchste Freude
OO
wäre, kann deinem Gegenpole
kaum
OO
beachtsam scheinen, und
seine Freude
OO
mag vielleicht
nur dort erstehen, wo
OO
dein Empfinden völlig
unberührt ge‐
OO
blieben wäre...
Wie aber dem auch sei, und wie gar sehr
OO
du auch „
daneben greifen” magst, so
OO
darfst du doch in
keinem Falle eine
OO
„
Kränkung” darin sehen, daß dein Be‐
OO
streben nicht zum Ziele führte, weil deine
OO
liebevoll erdachte
Freude für den An‐
OO
deren
nicht als solche
aufgenommen
OO
wurde! ‒ ‒
Soll dir
Erfahrung wirklich
Nutzen
OO
bringen, dann wirst du mit dir selbst zu
OO
Rate gehen müssen, um am Ende zu er‐
OO
kennen, daß du verabsäumt hattest, dich
OO
in
anderes Empfinden
einzufühlen,
OO
denn wenn auch
innigste Gemein‐
OO
samkeit euch beide eint, so bleibt doch
OO
jeder von euch beiden noch in seinem,
OO
ihm nur eigenen Empfindungs-Leben,
OO
und dessen Ablaufsrhythmus wird be‐
OO
stimmen, was er, im jeweils sich erge‐
OO
benden Moment,
als Freude werten
OO
kann...
Suche also nicht
dich selbst, in deinem
OO
Willen,
Freude für den Anderen zu
OO
bereiten! ‒
Wer
sich stets
Freude schaffen will, der
OO
suche stetig
seine Freude
darin: Ande‐
OO
ren
auf ihre Weise Freude zu bereiten!
OO
‒ ‒ ‒
Vergeblich aber wirst du
Freude
OO
spenden wollen, solange du noch
OO
Zweifel hegst an deiner
Kraft, die
OO
Freude zu
erzeugen! ‒
Nie darfst du etwa glauben, daß dir
OO
nicht gelingen könne, was dir, aus
OO
irgend einem Grunde, leider
oftmals
OO
nicht gelang!
Du mußt
dich selber aber erst zur Freude
OO
„
stimmen”, bevor du dem mit dir ver‐
OO
einten Menschen Freude
bringen willst!
OO
‒ ‒
Nur, wer im Überflusse „
hat”, kann
OO
Freude
überfließen lassen
in den An‐
OO
deren! ‒
So suche denn vor allem eine Quelle
OO
steter Freude
in dir selber zu erschür‐
OO
fen, so daß du
unabhängig wirst von
OO
allem äußeren Geschehen, und nicht der
OO
Freude
Anlaß erst von außenher
er‐
OO
warten mußt,
auch wenn du solchen
OO
Anlaß, wo er sich auch immer
bieten
OO
mag, stets
nützen sollst! ‒
Du wirst jedoch am besten
jene Freude
OO
übertragen können, für die du
keinen
OO
Grund im Außenleben anzugeben weißt!
OO
Durch
solche Freude wirst du
mehr be‐
OO
glücken können als durch jede
andere
OO
Art der Freude, die
von außenher ver‐
OO
anlaßt wird! ‒ ‒ ‒
Vergesse aber trotzdem auch die
klei‐
OO
nen Freuden nicht, zu denen
jeder Tag
OO
dir ja so manchen
Wink und
Hinweis
OO
bringt!
Achte nichts als
zu gering, wenn es dir
OO
dazu dienen kann, auch nur die
aller‐
OO
kleinste Freude zu bereiten! ‒ ‒
Oftmals gebar die kleinste Freude
OO
schon ein großes,
lang ersehntes
OO
Glück! ‒ ‒ ‒
Im Leben einer
Ehe gibt es täglich „tau‐
OO
send” Möglichkeiten,
kleine Freuden
OO
zu
er-
finden, die gegenseitige
Be‐
OO
glückung bringen, und sei es auch für
OO
kurze Augenblicke nur...
An
keiner solchen Möglichkeit darf man
OO
vorübergehen,
ohne sie zu nützen! ‒ ‒
Wo immer du das
Glück in einer Ehe
OO
dauernd heimisch weißt, dort wirst du
OO
auch bemerken, daß man sehr erfinde‐
OO
risch die
kleinen Freuden zu gestalten
OO
sucht, zu denen jede Stunde neuen An‐
OO
laß bringt...
Der gute Gärtner wird in seinem Blüten‐
OO
garten auch die
allerkleinsten Blüm‐
OO
lein niemals
übersehen, mögen sie auch
OO
recht bescheiden scheinen, neben jenen
OO
hochgestielten Farbenwundern, deren
OO
Beet sie rings umfassen.
So aber ist auch in der
Ehe: selbst der
OO
kleinste Freuden-Anlaß
nicht bedeu‐
OO
tungslos, und darf nicht
übersehen
OO
werden, will man des ehelichen Blüten‐
OO
gartens schönste
Harmonie gestalten!
OO
‒ ‒ ‒
Ist aber
Ehe einer Zweiheit wahre
Ei‐
OO
nung, und muß
Leid ertragen werden
OO
im Verlauf des Lebens, das oft nur in
OO
Vereinung zweier Willen noch ertrag‐
OO
bar ist, ‒ so bleibt auch
Freude zu er‐
OO
streben, wie sie die Zweiheit
dann nur
OO
schaffen kann, wenn sie
Verschmelzung
OO
fand in
neuer Lebenseinheit. ‒ ‒
Hier ist dann
jeder Teil der
Schen‐
OO
kende und der
Beschenkte, und beide
OO
nur
gemeinsam sind imstande,
diese
OO
Freude, die der
Einheit Farbe trägt, zu
OO
mehren!...
Nur wo der
Wille beider Teile völlig
OO
sich
geeinigt findet, ist solcherart dem
OO
Leide zu begegnen, und kann in gleicher
OO
Weise höchste
Freude aus der Einung
OO
sprießen! ‒
Die Ehe, die hier
weiß um ihre Macht,
OO
und sie
gebraucht, wird
nie im Leide
OO
Schaden nehmen können, und
nie an
OO
Freude Mangel leiden! ‒ ‒ ‒
Sie kennt die Kunst, das
Leid in seine
OO
engste Grenze einzubannen!
Sie weiß von einer
Freude, die auch
OO
alles
Leid nicht mehr
verdunkeln kann!
OO
Und solche
Freude, solche
Kraft der
OO
Leidverdrängung wird aus dieser
Ehe
OO
auch auf alle
anderen Menschen über‐
OO
strahlen, die mit den Ehegatten in Be‐
OO
rührung kommen...
So wird dann diese Ehe
segensreiche
OO
Wirkung schaffen,
weit über ihren
OO
eigenen Bereich hinaus, und wahrlich
OO
unvergleichlich
mehr an Gutem för‐
OO
dern als so mancher andere Ehebund,
OO
in dem die beiden Ehegatten längst
ver‐
OO
lernten, sich noch
gegenseitig Freude
OO
zu bereiten, und von der Freude, die
aus
OO
ihrer Einung kommen könnte,
keine
OO
Ahnung haben, ‒ weil sie vor lauter
OO
Sorge,
anderen Menschen
in geschäf‐
OO
tiger Betätigung zu
helfen, nicht mehr
OO
die
erste Pflicht erkennen,
ihre eigene
OO
Ehe erst harmonisch zu gestalten.
OO
‒ ‒ ‒
Im stärksten
Gegensatz zu einer sol‐
OO
chen
irrig überwerteten Geschäftig‐
OO
keit, die ihre Pflicht zur „
Nächsten‐
OO
liebe” bei den
Allerfernsten erst be‐
OO
ginnen fühlt, und
Andere beglücken
OO
will, derweil sie
alles Glück aus ihrem
OO
eigenen Hause scheucht, ‒ wird eine
OO
Ehe, die das Glück der Einheit
in der
OO
Freude aus der Einung kennt, kaum
OO
wissen, daß sie
Anderen hilft, indem
OO
sie, nur
in ihrem eigenen Bereich,
das
OO
Leid der Erde mindert, und das den‐
OO
noch
unvermeidbar bleibende
durch
OO
Freude zu verdrängen sucht. ‒ ‒ ‒
OO
Solche Ehe aber ist ein wahres
Heilig‐
OO
tum der Freude, aus dem noch fernsten,
OO
kommenden Geschlechtern
Segen strö‐
OO
men wird! ‒ ‒ ‒
Ein Heiligtum der
Freude in der Welt
OO
des
Leides aber sollte
jede Ehe hier
OO
auf Erden sein, und eine
jede Ehe kann
OO
zu solcher Höhe sich erheben, so es nur
OO
nicht am
Willen beider Eheteile fehlt,
OO
die reine, hehre Freude zu gestalten, die
OO
nur in der geeinten Zweisamkeit der
OO
Ehe sich gestalten
läßt! ‒ ‒
Soll diese Erdenmenschheit einst zu der
OO
Vollendung kommen, die ihr auch hier:
OO
in dieser „
Außen”-Welt schon werden
OO
kann, ‒ dann wird allein die wahre
Ehe
OO
dieses Wunder wirken müssen: ‒
die
OO
Ehe,
die sich selbst in Freude zu
OO
vollenden weiß! ‒ ‒ ‒
Damit sie es auch wirken
könne, muß
OO
sie
vertausendfacht erstehen,
wis‐
OO
send um die hohe Macht, der Erde
Leid
OO
zu
bannen und der Erde reinste
Freu‐
OO
den zu
vermehren! ‒ ‒ ‒
* *
*
WO
Liebe eine
Ehe schuf, dort ist
OO
die
Einheit beider Eheteile so
OO
gegründet und
umhegt, daß
selten
OO
nur von außenher noch
Störung gegen‐
OO
seitigen Empfindens kommen kann...
Und doch bleibt
keine Ehe
so geschützt,
OO
daß ihr
Versuchung nicht zu nahen
OO
wüßte!
Stets aber wird es sich beim Nahen der
OO
Versuchung
zeigen, ob eine Ehe
wirk‐
OO
lich in der echten
Liebe wurzelt, oder
OO
ob nur
Neigung Mann und Weib zu‐
OO
sammenführte, ‒
Neigung, die auf bei‐
OO
den Seiten auch sehr leicht durch
andere
OO
Neigung wieder zu
verdrängen ist...
Wo eine Ehe wurzelfest in echter
Liebe
OO
gründet, dort wird auch
heftigste Ver‐
OO
suchung ihr nicht
Schaden bringen
OO
können!
Selbst wenn Versuchung nur durch
OO
schweren
Kampf sich noch besiegen
OO
läßt, wird doch zuletzt die
Liebe Sieg
OO
erringen, denn alle Kräfte der Versu‐
OO
chung sind nicht fähig, weiter
Wider‐
OO
stand zu leisten, sobald sich echte
Liebe
OO
ihrer
Kraft bewußt wird, und aus dieser
OO
Kraft heraus
bekämpft, was sie be‐
OO
drohen will! ‒ ‒
Trotz allem aber sollst du
wachsam
OO
sein, und nicht erst warten, bis Versu‐
OO
chung so
erstarkt, daß sie
nur noch
OO
durch schweren Kampf besiegbar ist!
OO
Du kannst dich selbst zu solcher Wach‐
OO
samkeit
erziehen, so wie du dich auch
OO
leichten Sinnes der Versuchung
über‐
OO
lassen kannst, bis sie dich
hart be‐
OO
drängt und
starke Gegenwehr er‐
OO
fordert. ‒ ‒
Versuchung kann dir
allerorten nahen,
OO
auch wenn du sie gewiß
nicht suchst,
OO
ja
dann auch, wenn du sorglichst deine
OO
Wege wählst, um ihr nur ja nicht zu be‐
OO
gegnen, da sie deine
Furcht erregt. ‒
OO
Versuchung aber ist
noch keine
OO
„
Schuld”!
Erst, wenn du anfängst,
ihr Gehör zu
OO
schenken, ‒ sie dir
zu nahe kommen
OO
läßt, ‒ sie
hegst und
mit ihr spielst,
OO
‒ wirst du dich wahrlich
nicht mehr
OO
schuldfrei wähnen dürfen! ‒ ‒
Auch wenn du noch zu gutem Ende
OO
Sieger bleibst, hast du dich doch mit
OO
schwerer Schuld beladen, und wirst
OO
nunmehr nicht ruhen dürfen, bis alle
OO
Folge dieser Schuld aus deinem Leben
OO
schwindet! ‒ ‒ ‒
Vielleicht wirst du dir selbst gestehen
OO
müssen, daß du gar oft
nicht wachsam
OO
warst, wo
Wachsamkeit von dir
ge‐
OO
fordert werden konnte? ‒
Vergeblich wäre es, wenn du dich nun
OO
in
Selbstqual winden wolltest!
Du wirst nun jetzt mit allen
Selbstvor‐
OO
würfen nichts mehr
ungeschehen ma‐
OO
chen können, und deines Fehlers
Spu‐
OO
ren kannst du nur aus deinem Leben
OO
tilgen, wenn du dafür sorgst, daß alles
OO
Übel, das aus ihm entstand und noch
OO
entstehen könnte,
an seiner Auswir‐
OO
kung verhindert wird. ‒ ‒
Aus jeglicher
Erfahrung sollst du
Lehre
OO
ziehen, und so wird dich dein
Strau‐
OO
cheln lehren können, wie du durch
OO
Wachsamkeit dich künftig
frei von
OO
Schuld erhalten kannst, auch wenn du
OO
nicht imstande sein wirst, der
Versu‐
OO
chung immer auszuweichen...
Die leiseste Empfindung mußt du
OO
kontrollieren lernen, mußt sie
wägen,
OO
und
im selben Augenblicke von dir
OO
weisen, in dem du fühlst, daß sich in
OO
ihr bereits
Versuchung zu verbergen
OO
trachtet!
Erkennst du so das Feindliche
so‐
OO
gleich,
wenn es sich naht, dann wird
OO
es immer
leicht sein, es zu
überwin‐
OO
den, und niemals wirst du wirklich ‒
OO
in des Wortes letztlicher Bedeutung ‒
OO
„in Versuchung
fallen”! ‒ ‒ ‒
Nur, wenn du
Wohlgefallen an der
OO
ersten Regung der Versuchung findest,
OO
wird
Versuchung dir zur
Schuld!
Es kann dir großer
Kraftzuwachs aus
OO
der Versuchung kommen, wenn du stets
OO
wachsam bleibst und sie in jeglicher
OO
Verkleidung zu
erkennen suchst, um ihr
OO
den Zugang in dein Inneres zu wehren.
OO
‒ Ein jeder Mensch hat irgendeine
OO
„
schwache Seite”, und stets wird die
OO
Versuchung
seine Schwäche auszu‐
OO
spüren wissen. ‒
Begegnest du jedoch
dem ersten Na‐
OO
hen schon mit
Abwehr, und mit einem
OO
„
Nein”, das kein
Paktieren kennt, dann
OO
wirst du immer mehr, ‒ gerade dort, wo
OO
Stärkung dir
vonnöten ist, ‒
erstar‐
OO
ken! ‒ ‒
Du wirst durch deine
Wachsamkeit dich
OO
gänzlich
wandeln, so daß dir jegliche
OO
Versuchung
ungefährlich wird, weil
OO
Abwehr dir
Gewohnheit wurde, und
OO
die Versuchung dann
vergeblich eine
OO
unbewachte Pforte sucht, durch die sie
OO
Einlaß zu dir finden könnte!...
Dann aber erst bist du
geborgen, und
OO
dann erst darf man dir
Vertrauen
OO
schenken!
Dann erst wird deine
Ehe so
behütet
OO
sein, daß sie dir alles geben
kann, was
OO
sie,
in unerschöpflich reicher Fülle,
OO
Mann und Weib, die
wert sind, ihr My‐
OO
sterium zu
erleben, stetig neu zu geben
OO
hat! ‒ ‒ ‒
Du trägst nicht nur
für dich allein die
OO
heiligste
Verantwortung, sobald du
OO
dich dem Anderen verpflichtet hast, mit
OO
ihm die Geisteseinheit einer
Ehe aufzu‐
OO
richten!
Die
Ehe ist auch nicht nur: ‒ „
mensch‐
OO
licher Vertrag”, obwohl der
andere
OO
Eheteil ein
un-
bedingtes Recht an dich
OO
erlangte, und du ihm
dann selbst noch
OO
die „
Treue” schuldest,
wenn er be‐
OO
trügerisch sie bricht. ‒ ‒ ‒
Ein jegliches Gelöbnis zwischen Mann
OO
und Weib, in dem sich beide Teile
ehe‐
OO
liche Einung dargeloben, stellt vielmehr
OO
ein kosmisches Geschehen dar, und
OO
bindet nicht nur
beide Ehegatten, ‒
OO
bindet nicht nur
aller Menschheit ge‐
OO
genüber, sondern reicht mit seinem
OO
„
Jawort” auch hinein
in höchste Gei‐
OO
steswelt! ‒ ‒ ‒
Es
wird nur
lösbar, wenn der „
Tod”
OO
die beiden Eheteile scheidet, oder, wenn
OO
‒
durch triftigste und schwerste
OO
Gründe ‒ beide Teile sich gezwungen
OO
sehen, sich gegenseitig voneinander zu
OO
befreien, indem sie, ‒
ebenso gemein‐
OO
sam,
wie es einst geschlossen wur‐
OO
de, ‒
ihr Gelöbnis vor einander,
OO
vor aller Menschheit, wie auch
vor
OO
dem wesenhaften Geiste wider‐
OO
rufen, ‒ es sei denn, daß der
eine Teil,
OO
auch
ohne solchen Widerruf,
den an‐
OO
deren verlasse, oder
sonstwie ihm
OO
unmöglich mache, das Gelöbnis
auf‐
OO
rechtzuerhalten...
Solange also dein Gelöbnis noch
zu
OO
Recht besteht, bist du
in dreifacher
OO
Verpflichtung, aus der
kein „
Gott”
OO
dich zu befreien wüßte! ‒ ‒
Es wird
Verantwortung von dir ge‐
OO
fordert werden, auch wenn du während
OO
dieser kurzen Spanne Zeit, ‒ die auch
OO
das
längste Erdenleben darstellt vor
OO
der
Ewigkeit, ‒ dich jeglicher Verant‐
OO
wortung
entzogen wähnst! ‒ ‒ ‒
Daß
Andere Versuchung
suchen und
OO
ihr keinen Widerstand entgegensetzen,
OO
kann niemals
dich von
deiner Schuld
OO
entlasten!
In deiner Ehe bleibst du
für dich selbst
OO
verantwortlich, und
Niemand kann dir
OO
helfen die Verantwortung
zu tragen,
OO
‒
Niemand kann sie von dir neh‐
OO
men, ‒ wenn man dich hier auf Erden
OO
auch
entschuldbar finden mag!
Auch
vor dem Angesicht der Ewig‐
OO
keit magst du vielleicht „
entschuld‐
OO
bar” sein,
und doch bleibst du verhaftet
OO
der
Verantwortung, so daß du
alle
OO
Folge deiner selbstgeschaffenen Im‐
OO
pulse tragen mußt, bis auch der letzte
OO
seine
Auswirkung erreichte in der
OO
Kette des Geschehens! ‒ ‒ ‒
Einst lehrte Einer, der dies wahrlich
OO
aus dem Geiste lehren durfte, daß da
OO
ein Jeglicher schon
Ehebruch begehe,
OO
der durch den Anblick eines Weibes sich
OO
verführen lasse, es auch leiblich zu
be‐
OO
gehren.
Man hat an diesem Wort vielfach sehr
OO
wenig Wohlgefallen, und suchte es zu
OO
drehen und zu deuteln, da es so manchen
OO
nicht behagen will. ‒
Ich aber muß
dir sagen, daß auch schon
OO
jedes Hegen und
geflissentliche
OO
Steigern der naturbedingten
OO
Schwingung der Erotik zwischen
OO
Mann und Weib, ‒ sobald es einem
OO
anderen Menschen, als dem
eigenen
OO
Ehegatten gilt, ‒ die Ehe
schändet,
OO
auch wenn sich solche Steigerung noch
OO
keineswegs dem leiblichen
Begehren
OO
nähert, und somit noch
nicht zum
Ehe‐
OO
bruch im Unsichtbaren führt! ‒ ‒ ‒
OO
Selbst wenn du durch ein
Abbild dich
OO
verleiten läßt,
geschlechtsbewußte
OO
Regung zu empfinden und dich ihr
OO
zu überlassen, ‒
schändest du die
OO
Ehe! ‒ ‒ ‒
Du mußt dich selbst dazu erziehen,
OO
Schönheit auch am anderen Ge‐
OO
schlecht bewundernd zu betrachten,
OO
ohne auch die leiseste Erregung der
OO
Erotik ins Bewußtsein einzulassen!
OO
Jeder wahre
Künstler, dem die mensch‐
OO
liche Gestalt zum Vorbild seiner Schöp‐
OO
fung wird, muß
solcherart sein Vor‐
OO
bild sehen lernen und kann dir sagen,
OO
daß in seinem,
von Erotik völlig los‐
OO
gelösten Schauen,
wundersame see‐
OO
lische Beglückung möglich ist, die
OO
jedem sich versagt,
der hier ge‐
OO
schlechtsbewußte Regung hegt,
und
OO
niemals dem Begehrenden erreich‐
OO
bar wird...
Daß du auch Künstler finden kannst, die
OO
selbst ihr Können noch zum Makler
OO
der Begehrlichkeit erniedrigen, kann
OO
dir nur zeigen, daß auch
Künstlertum
OO
nicht
schützt vor
niedriger Verskla‐
OO
vung an die Tiernatur, wenn sich der
OO
Mensch nicht selbst aus solcher Skla‐
OO
verei befreien
will. ‒ ‒ ‒ ‒
Du kannst
nicht streng genug dich
OO
selber
kontrollieren, willst du dich
OO
lösen aus der
Hörigkeit, und dein
OO
Geschlechtliches
beherrschen lernen!
OO
‒ ‒ ‒
Jede dich umschleichende Empfindung,
OO
die vor
allerstrengster Prüfung
nicht
OO
bestehen kann, mußt du entweder
von
OO
dir weisen, oder aber sie in Bahnen
OO
zwingen, die sie völlig der Geschlecht‐
OO
lichkeit
entziehen!
Laß' dich nicht irreführen durch die laxe
OO
Art, in der man meistens diesen Dingen
OO
gegenübersteht und sie als leichthin läß‐
OO
lich „
Menschliches” betrachtet, ohne
OO
sich der
Schmach bewußt zu werden,
OO
die man
schon durch das Wort allein
OO
auf seinen
Menschennamen wirft! ‒ ‒
OO
Wo immer du es
nicht vermagst, die
OO
Anderen aus ihrer Tiergebundenheit in‐
OO
soweit loszulösen, daß
sie selbst zu
OO
Willen kommen um sich
völlig ihr
OO
dann
zu entwinden, dort sollst du
Nach‐
OO
sicht üben, bis auch einst noch
ihre
OO
Stunde schlagen wird!
Wo sie jedoch
dich selbst behindern
OO
wollen, deine
Freiheit zu erringen,
OO
dort ist
Abkehr heilig-hohe
Pflicht!
OO
‒ ‒ ‒
Ich lehre nicht, daß man Versuchung
OO
immer
meiden könne, sondern zeige,
OO
wie man ihrer sich
erwehren kann!
Auch wenn du aus der Welt
entfliehen
OO
wolltest, würde dich Versuchung
noch
OO
in deiner fernsten Einsamkeit zu
OO
finden wissen...
Du mußt dich so erziehen, daß du ihr
OO
allerorten und zu jeder Zeit begeg‐
OO
nen kannst, ‒ des
Sieges schon im
OO
voraus
sicher, ‒ nicht mehr
erregbar,
OO
mag sie auch mit allen Künsten locken:
OO
‒
gelassen in der Abwehr,
und be‐
OO
stimmten Willens!
Dann wirst du nicht nur deine
Ehe heilig
OO
halten und vor jeglicher
Beschmutzung
OO
wahren, sondern dir und dem mit dir
OO
vereinten Menschen auch
gar vieles
OO
Leid ersparen, selbst wenn es nur das
OO
Leid
vorübergehender Betrübung
OO
wäre, was der nächste Tag schon wieder
OO
wenden könnte. ‒ ‒ ‒
Noch
andere Gefahr jedoch, ‒ kaum
OO
minder groß als die
Versuchung, die
OO
von außenher zu kommen
scheint, da
OO
du im Äußeren den
Anlaß ihrer Aus‐
OO
lösung gewahrst, ‒ kann aus Empfin‐
OO
dungstiefen her der Ehe
Glück bedrohen.
OO
Auch hier ist
Warnung nötig, und auch
OO
hier ist vieles Unheil leicht noch
abzu‐
OO
wehren, wird
sogleich erkannt, daß
OO
Pflicht besteht,
Gefahr zu bannen...
OO
Es gibt in jedem Menschen dieser Erde
OO
einen inneren Bereich, den er
kaum sel‐
OO
ber kennt, und den er noch viel weniger
OO
vor irgend einem Nebenmenschen
völlig
OO
offenbaren kann, ‒ nicht, weil hier
OO
Heimliches verschwiegen werden
OO
müßte, oder
zu Erhabenes sich nicht
OO
in Worte fassen ließe, ‒ sondern:
OO
weil der Mensch hier selbst zu we‐
OO
nig von sich selber weiß...
Nun kann es kommen, daß die Einung
OO
zweier Menschen in der
Ehe sie
ver‐
OO
leitet, auch noch dort nach gegenseitiger
OO
Entschleierung zu streben, wo unab‐
OO
weisliches Gebot:
Verhüllung heischt,
OO
‒ und daß sie dann urplötzlich in Ent‐
OO
setzen sich vor einer gegenseitigen
Ent‐
OO
täuschung sehen, die sie selbst herauf‐
OO
beschworen haben, und der nur
selbst‐
OO
geschaffene Phantome, die das Eigen‐
OO
bild in wahrheitswidriger
Verzerrung
OO
zeigen,
mehr als fragliche Gewähr
OO
verleihen. ‒ ‒
Man glaubt, man müsse sich einander
OO
bis ins Innerste enthüllen, und
OO
schreckt alsdann zurück, wenn man sich
OO
endlich
seelisch nackt zu sehen meint,
OO
‒ nicht ahnend, daß man vor einander
OO
gegenseitig nur
Popanze schuf und
OO
ihnen nun
mehr glaubt als aller Wirk‐
OO
lichkeit. ‒
Zwei Menschen, die sich stets im Aller‐
OO
tiefsten nur als
Eines fühlten, werden
OO
sich nun
fremd, weil sie in
Worten wahr
OO
sein wollten, dort, wo Worte nie die
OO
Wahrheit
wissen können...
Ein äußeres Geschehen, ein Begegnen,
OO
oder sonst ein Anlaß, der von außen
OO
kam, läßt unversehens
Zweifel keimen:
OO
ob man sich noch ganz „
gehöre”, und
OO
allsobald
mißtraut man aller Sicher‐
OO
heit des Fühlens, um in sich zu wühlen
OO
und zu bohren, bis man sich endlich nun
OO
in Herz und Nieren
aufgefunden wähnt.
OO
Lebendigen Leibes hat man sich
seziert,
OO
und da man sich auf diese Weise nie‐
OO
mals finden
konnte, formte man aus
OO
eigenen Eingeweiden
das Phantom, in
OO
dem man so recht eigentlich
sich selbst
OO
zu
haben meint. ‒
So
zeigt man nun einander diese Aus‐
OO
geburt des Wahns, und, schreckerfüllt,
OO
fühlt man sich von dem Anblick
abge‐
OO
stoßen. ‒ ‒
Gar arges
Unheil ist auf solche Art aus
OO
reiner
Torheit nur geschaffen worden,
OO
und manche
Ehe, die vor Gott
bestehen
OO
bleiben sollte, wurde so
zerstört durch
OO
einen
Wahrheitswillen, der zum
Irr‐
OO
tum führen
mußte, da er
den Worten
OO
mehr vertraute, als der inneren
Ge‐
OO
wißheit fühlenden Erlebens, in der
OO
allein die
Wahrheit für ihn
auffind‐
OO
bar gewesen wäre...
Es ist jedoch nicht nur
nicht nötig, daß
OO
man alles voreinander auszukramen
OO
suche, was dort, wo man sich selbst kaum
OO
kennt,
als dunkle Regung das Ge‐
OO
fühl beirren will: ‒ es ist vielmehr in
OO
jedem Fall
verderblich, diese Dinge,
OO
die im Lichte eigenen Bewußtseins noch
OO
molluskenhafte Formen zeigen, und
OO
bald hell, bald dunkel,
in der wider‐
OO
streitendsten Verfärbung schillern,
OO
geflissentlich
hervorzuzerren, um sie
OO
in die Form bestimmter
Worte einzu‐
OO
pressen! ‒ ‒
Schnell ist ein Wort
gesprochen, dessen
OO
Folgen selbst in einem langen Menschen‐
OO
leben
nicht mehr auszumerzen sind!
OO
Bei solchen
dunklen Regungen jedoch,
OO
die keine klarbestimmten Formen zeigen
OO
können, wird außerdem das
Wort stets
OO
fälschen, wird
vergröbern und
ver‐
OO
stärken müssen, soll es das noch
Un‐
OO
sagbare,
Ungeformte formen und zu
OO
sagen suchen...
Es werden Worte dann gesprochen, vor
OO
denen man
erschrickt, noch während
OO
sie die Zunge schrill hervorzustoßen sich
OO
gezwungen fühlt, als hetzten sie Dä‐
OO
monen...
Im nächsten Augenblicke möchte man
OO
das so Gesagte auch schon
widerrufen,
OO
hätte man nicht,
ungewollt, schon wie‐
OO
der
weit verletzenderes Wort auf
OO
seinen Lippen...
Worte die man gar nicht sagen
OO
wollte, tauchen aus Tiefen auf,
um die
OO
man niemals wußte, und diese Worte
OO
haben
überzeugende Gewalt, für
OO
uns, wie für
den Andern, obwohl sie
OO
alles Andere eher, nur nicht der
Wahr‐
OO
heit Zeugnis sind...
Wurden sie jedoch nun einmal
ausge‐
OO
sprochen, so holt sie keine Macht der
OO
Erde wieder
in das Unerkennbare zu‐
OO
rück, und selbst dem späteren, ernsten
OO
Widerruf wird man nur
zögernd
OO
schwachen Glauben schenken können.
OO
‒ ‒
Und doch hat man sich gegenseitig nur
OO
aus einem tollen Wahn heraus
belo‐
OO
gen, ‒ derweil man sich nun endlich,
OO
‒ so als ob es
nie geschehen wäre, ‒
OO
„
die Wahrheit” sagen wollte! ‒ ‒
Besonders dann, wenn gar noch
Zorn
OO
und
Heftigkeit den Worten
Wirkungs‐
OO
kraft zu sichern suchten! ‒ ‒ ‒
Bei ruhigem Betrachten wird man
OO
bald bemerken, wie der
Schein der
OO
Wahrheit solchen Worten
schwindet,
OO
‒ ja, oft wird man entdecken, daß nur
OO
das Gegenteil von dem,
was man in
OO
seinem Wahn als „
wahr”
empfun‐
OO
den hatte, der Wahrheit
unverfälschte
OO
Darstellung geschaffen hätte...
Nun aber kommt Erkenntnis leider
viel
OO
zu spät, und
Reue wird jetzt
wenig
OO
ändern können. ‒ ‒
Will man das
Unheil, das sich aus zu
OO
früh geborenen Worten immer neue
OO
Nahrung saugt, dann
wieder aus der
OO
Welt zu schaffen suchen, so hat man
OO
wahrlich seine bittere Not, ‒ und
schafft
OO
man es auch endlich fort, so wird es
doch
OO
noch immer
Spuren hinterlassen, die
OO
niemals gänzlich zu verwischen
OO
sind. ‒ ‒
Unendlich leichter aber wäre es ge‐
OO
wesen,
sich die Rede vorher zu ver‐
OO
wehren, und Dinge, die
kein Recht be‐
OO
saßen,
Wort zu werden,
niemals aus‐
OO
zusprechen! ‒ ‒ ‒
Was sich in jenem inneren Bereich, in
OO
dem der Mensch sich selber
fremd
OO
bleibt,
zu verbergen trachtet, das hat
OO
guten Grund, Verborgenheit zu for‐
OO
dern, und niemals soll man es gewalt‐
OO
sam
in das grelle Licht des Tages
OO
zwingen wollen!
Was
Ruhe braucht, wird man am besten
OO
stets in seiner Ruhe lassen, damit es
OO
nicht in wilder Wut
zerstöre, was es
OO
auferbauen soll! ‒ ‒
Auch in dem Streben,
seine eigene
OO
Tiefe zu ergründen muß man sich
be‐
OO
meistern lernen, damit man nicht ver‐
OO
sucht wird, Tiefen auszuloten, die
grund‐
OO
los sind, ‒ und
dort das Leben störe,
OO
wo es erst nach Formung drängt,
OO
die nur
in steter Ruhe sich gestalten
OO
kann...
Dann aber wird sich
jede dunkle Re‐
OO
gung innerer Beirrung als ein
Durch‐
OO
gangsstadium völlig andersartiger
OO
Empfindungsbildung zeigen, ‒ denn
OO
stets, wenn sich Empfindung
feste Form
OO
erschaffen will, bedarf sie eines
Gegen‐
OO
satzes, den sie
sich selber setzen
OO
muß, um ihn zu
überwinden! ‒ ‒ ‒
OO
Zwei Menschen, die in ihrer Ehe
ihrer
OO
Liebe sicher sind, und
doch sich täglich
OO
neu
erproben wollen, um sich auch
in
OO
Worten ihre Liebe zu „
beweisen”,
OO
begeben sich nur in
Gefahr, das
Glück,
OO
das sie sich schaffen sollen, zu
zerstö‐
OO
ren, noch bevor es sich aus seinen Fun‐
OO
damenten frei erheben kann! ‒
Was dir dein innerstes
Gefühl beweist,
OO
dem sollst du nicht noch
Wortbeweis
OO
zur Seite stellen wollen!
Auch dann nicht, wenn dich eine dunkle
OO
Regung unklar wogenden Empfindungs‐
OO
webens
in dir selbst beirrt, so daß,
OO
was vorher im Gefühl
gesichert war,
OO
dir nun zur
Frage wird! ‒ ‒
Warte gelassen in dir selber Ant‐
OO
wort ab, und übe
Schweigen, bis du
OO
sie
erhalten hast!
Im Schweigen wirst du alle Störung
OO
deines Fühlens
sicher meistern!
Im Schweigen wird dir
deine Ruhe
OO
wiederkehren, und bald wirst du erneut
OO
auch wieder
deines Fühlens sicher
OO
sein!
Dann aber wirst du dich
vor jedem
OO
Wort entsetzen, das da
vordem schon
OO
auf deiner Zunge schwebte!
Dankbar wirst du deinem Schwei‐
OO
gen sein!...
Vor vielem Unheil hat es deine Ehe
OO
dir
behütet. ‒ ‒ ‒
Jetzt aber wirst du wahrlich
reden
OO
dürfen!
Glück und
Freude hast du
neu errun‐
OO
gen, und
von Glück und Freude wird
OO
nun jedes deiner Worte zeugen!
Nur schaudernd denkst du noch zurück
OO
an jenen dunklen Tag, der dich schon in
OO
Versuchung und Gefahr sah, zu
verflu‐
OO
chen, was du nunmehr aus ganzer Seele
OO
segnen mußt! ‒
Wahrhaftig: ‒ daß du
schweigen konn‐
OO
test, wo die Rede
Fluch gewesen wäre,
OO
‒ das wird nun
deiner Ehe Segen!
OO
‒ ‒ ‒
* *
*
UNZÄHLIG sind die „
unglückli‐
OO
chen Ehen”, in denen sich einst
OO
beide Teile als
zu allem Glück berech‐
OO
tigt glaubten, bis dieser Traum in
Reue
OO
und
Verzicht sein armes Ende fand. ‒ ‒
OO
Es gibt ja leider
nur zu viele Gründe,
OO
die zu so bitterer
Enttäuschung führen
OO
können! ‒
Doch geht man sicherlich nicht fehl, wenn
OO
man
sehr vieler Ehen vornehmlich‐
OO
stes Unglück darin grundverankert
OO
sucht, daß beide Teile
in der Ehe die
OO
Erfüllung eines Lebenswunsches zu
OO
erreichen glaubten, der, ‒
durch Ver‐
OO
stiegenheiten töricht-
lebensferner
OO
Vorstellung genährt, ‒ im Glück der
OO
Ehe sich
ein Glück des steten fest‐
OO
lichen Erlebens vorbehalten sah. ‒ ‒
OO
Die
Ehe aber ist gewiß
kein ewiger
OO
Feiertag und läßt sich niemals aus dem
OO
Zwang des Alltags lösen!
Man kann in ihr nicht immer
Feste
OO
feiern und,
beglückt im Liebesrausch,
OO
die Welt vergessen! ‒
Gedeihliches Leben braucht seinen
OO
Rhythmus: braucht
Steigerung und
OO
Senkung seines Ablaufs,
ohne Unter‐
OO
laß! ‒
So aber muß auch in der
Ehe steter
OO
Lebensrhythmus herrschen!
Auch dort, wo aller
Reichtum dieser
OO
Erde zur Verfügung steht, kann eine
OO
Ehe nur
gedeihen, wenn sie,
außer
OO
ihren
Festen, einen
Alltag kennt! ‒
OO
So aber ist auch da,
wo sich die Not
OO
des Daseins solchen Alltag zu er‐
OO
zwingen weiß, durchaus kein Grund
OO
gegeben, einer Ehe Glück
gefährdet zu
OO
erachten, wenn nur die beiden Ehegatten
OO
diesen
Zwang des Alltags so zu
OO
nützen suchen, daß er dem inneren Le‐
OO
bensrhythmus ihrer Ehe
Kräfte bringt,
OO
aus denen ihm auch
Feste einst erstehen
OO
werden. ‒ ‒
Wohl ist es freilich
leichter, sich im
OO
Festgewande zu gefallen, als im
All‐
OO
tagskleide! ‒
Und
leichter ist es, sich gemeinsam
OO
heiterem Genießen hinzugeben, als
OO
des Alltags schwere Forderungen
OO
zu erfüllen! ‒
Die
Ehe aber kann kein stetes „
Arm‐
OO
in-
Arm”, ‒ kein stetes
Liebeskosen
OO
sein und wenn auch jeder Eheteil dem
OO
anderen
nur zu gerne stete Zärtlich‐
OO
keit bezeigen möchte, so wird gar oft
OO
die Sorge um des Lebens Notdurft, oder
OO
sonstige Verpflichtung,
Anderes erhei‐
OO
schen, und Liebesstunden werden
Feier‐
OO
stunden bleiben! ‒ ‒
Hierfür fehlt aber allzuoft das rich‐
OO
tige Verstehen!
Man möchte auch den
Alltag in der Ehe
OO
nur als
Fest erleben, und fühlt sich „
um
OO
sein Glück betrogen”, wenn er sich
OO
als Alltag zeigt. ‒ ‒ ‒
Zu allem Überfluß läßt es sich meistens
OO
nicht verhüten, daß
jeder Eheteil in sei‐
OO
nem Alltag einem
anderen Bereich des
OO
Lebens dienen muß.
Nun kann es sich ereignen, daß der
eine
OO
nach getanem Werke
sich auf einer
OO
Wellen-
Höhe des Empfindens fühlt,
OO
indessen sich der
andere in einer Nie‐
OO
derung weiß, die er erst
überwinden
OO
muß, um
seine Höhe wieder zu
er‐
OO
reichen.
Wenn man sich nun begegnet, und nicht
OO
liebendes Verstehen alsbald aus‐
OO
zuspähen sucht,
wie es dem ande‐
OO
ren Teil zumute ist, dann
müssen
OO
beide Teile
aneinander leiden, ob‐
OO
wohl sich dieses Leid so leicht
vermei‐
OO
den ließe, würde man nicht gar zu sehr
OO
von seinem
eigenen Erleben einge‐
OO
nommen sein. ‒ ‒
So mancher
Zwist wird nur hervorge‐
OO
rufen, weil der
eine Eheteil nur
seinen
OO
Alltag kennen will, und
für den Alltag
OO
seines Gegenpoles kein Verstehen
OO
zeigt!
Man spricht da
aus verschiedenen Er‐
OO
lebnishöhen zueinander, und ist „
ge‐
OO
kränkt”, wenn man sich
nicht ver‐
OO
standen sieht, statt erst einmal
des
OO
Anderen Erlebnislage zu
erfassen...
OO
Dies alles aber ist nur Folge einer Sucht,
OO
den Alltag um sein Recht zu brin‐
OO
gen: ‒ sich
seinen Forderungen
OO
möglichst zu entziehen! ‒ ‒ ‒
Die Sitte, seine Ehe, nach erfolgter äuße‐
OO
rer Bestätigung, sogleich mit einer
Reise
OO
zu beginnen, mag manches
für sich
OO
haben, und doch trägt sie recht oft die
OO
Schuld daran, wenn
glückliches Be‐
OO
ginnen in
Enttäuschung endet. ‒ ‒
OO
Frei von Alltagspflicht, und nur allein
OO
dem heiteren Genießen hingegeben, be‐
OO
ginnt ein Ehepaar auf solcher Reise sein
OO
Gemeinsamkeitserleben unter Vorbedin‐
OO
gungen, die selten oder nie im Leben
OO
wiederkehren.
Zu leicht wird man verführt, in diesem
OO
ungestörten Beieinandersein nunmehr
OO
des Ehelebens Inbegriff zu sehen.
‒ ‒
Die Tage dieser Reise schaffen eine holde
OO
Täuschung, der man gerne sich ergibt,
OO
und die man nie beendet sehen möchte. ‒
OO
Doch, ist das Ehepaar, das nun schon
OO
glaubt,
die Ehe recht zu kennen, end‐
OO
lich
heimgekehrt, so meldet sich zu‐
OO
meist auch schon der
Alltag an und
OO
heischt die Pflicht
gesonderten Er‐
OO
lebens.
Die eigenen vier Wände sind der jungen
OO
Gattin fremd wie eine Gasthofstätte, ‒
OO
nur ist
der eigene Haushalt jetzt da‐
OO
zugekommen und macht das Leben nicht
OO
mehr ganz so leicht, wie es erschienen
OO
war, solange auf der Reise
Andere für
OO
alles sorgten, was man zum Behagen
OO
brauchte. ‒
Zum erstenmal ist in der jungen Ehe
OO
viele Stunden währende, ja oftmals
OO
tagelange Trennung beider Ehegatten
OO
nötig, und jeder Teil sieht sich vor Auf‐
OO
gaben gestellt, die dem bisherigen Er‐
OO
leben seiner Ehe völlig fremd geblieben
OO
waren. ‒ ‒
Schon hier beginnt zuweilen
die Er‐
OO
nüchterung des ersten Liebesrau‐
OO
sches, und wahre
Liebe sieht sich schon
OO
vor ihrer ersten Probe stehen...
Es ist nicht gar so leicht, sich aus der
OO
Übersteigerung der Freuden seiner
OO
Reisetage nun zu
lösen und den „
All‐
OO
tag” zu bezwingen! ‒ ‒
In vielen Fällen hätte sicherlich sich
OO
Besseres ergeben, wenn die Ehe erst
OO
im Alltag aufgerichtet worden wäre,
OO
bevor man sie in stetem
Feiertage,
OO
und
losgelöst von jeder Alltagspflicht,
OO
erlebte. ‒ ‒ ‒
Wie aber dem auch immer sei, so läßt
OO
sich doch hier sagen, daß recht Erheb‐
OO
liches gelungen ist, wenn sich das junge
OO
Paar allmählich auch vertraut mit seinem
OO
Alltag zeigt, denn
Ehe findet stets
erst
OO
dann sich in
Bewährung, wenn sie den
OO
Alltag zu bemeistern weiß. ‒
Ihr, die der
Ehe heilig-hehre Bindung
OO
nun
vereint, wart euch vielleicht vor
OO
gar nicht langer Zeit noch völlig
fremd!
OO
Jeder von euch Beiden lebte noch sein
OO
eigenes Leben, und der Kreis von Men‐
OO
schen, der ihn dort umgab, war ihm ver‐
OO
traut, wie er dem Kreise...
War es bisher das
Elternhaus, das euch
OO
umhegte, dann mag auch innigstes Ver‐
OO
bundensein euch täglich neu umfangen
OO
haben, und treue Eltern- und Geschwi‐
OO
sterliebe war um euer Wohl besorgt.
Vielleicht jedoch wart ihr schon längst
OO
dem Elternhaus
entwachsen und eure
OO
Freunde waren in der
Fremde euch er‐
OO
standen?
Jetzt aber habt
ihr Beide euch gefun‐
OO
den, und damit trat ein
neues Fühlen
OO
nun in seine Rechte, das
anderer Ar‐
OO
tung ist als
Eltern-
und Geschwister‐
OO
liebe, ‒
anderer Artung als die tiefste
OO
Freundschaft, und das
allein euch
OO
Beiden gegenseitig gilt:
niemals mit
OO
Anderen zu teilen ist...
Glaubt nicht, daß dieses neue Fühlen nur
OO
bedingt sei durch das erdenhafte Glück
OO
des
körperlichen Angehörens!
Wenn echte
Liebe euch vereint, dann
OO
ist hier wahrlich
Anderes in euch er‐
OO
blüht, das euch zwar nun auch
körper‐
OO
lich vereint, zugleich jedoch die körper‐
OO
liche Einung
überstrahlt mit über‐
OO
erdenhaftem Lichte! ‒ ‒ ‒
Nun seid ihr
für das Erdenleben, ‒
OO
zumindest eurem
Willen nach, ‒
ver‐
OO
einigt, ‒ doch noch sind hier
zwei
OO
Leben, die sich keineswegs von einem
OO
Tage auf den anderen so
verschmel‐
OO
zen lassen, daß sie schon wirklich jenes
OO
eine neue Leben auch im äußeren Da‐
OO
sein bilden könnten, das höchstes
Ziel
OO
und hehrste
Hoffnung eurer jungen Ehe
OO
ist! ‒ ‒
Vorerst müßt ihr euch noch
gedulden,
OO
und alles Streben muß darauf gerichtet
OO
sein, in gegenseitigem Gewähren zu
er‐
OO
fühlen, wo sich: ‒ die
Trennungs‐
OO
punkte eurer beider Lebensläufe zeigen,
OO
und: ‒ wo etwa der eine schon dem
OO
anderen
Einungspunkte darzubieten
OO
habe...
Der Zwang des Alltags wird euch
OO
hier ein guter Lehrer sein! ‒
Ihr werdet sicher
sehr viel mehr an
OO
Trennendem gewahren,
als euch lieb
OO
und wünschenswert erscheint, ‒
OO
doch, wenn die
Liebe eure Augen schärft,
OO
dann werdet ihr auch bald bemerken, wo
OO
das eine Leben sich dem anderen am
OO
ehesten
vereinen kann...
Was aber eure Leben bisher
trennte,
OO
‒ in der ganzen
Auffassung des Le‐
OO
bens, ‒ das sollt ihr klug, und völlig
OO
eures Tuns
bewußt, stets mehr und
OO
mehr zu
übersehen suchen, ‒ doch,
OO
was zur
Einung eurer Beider, bis vor
OO
kurzem noch getrennten Leben führen
OO
kann, muß ebenso bewußt
gesucht und
OO
gegenseitig dargeboten werden.
‒ ‒ ‒
Der Alltag wird euch manche harte
Probe
OO
bringen, die ihr nur dann
bestehen
OO
werdet, wenn ihr euch
Beide in dem ste‐
OO
ten Streben findet: ‒ das
Einigende
OO
eurer Beider Art, dem Leben zu begeg‐
OO
nen, in und an euch
aufzusuchen, das
OO
bisher
Trennende jedoch zu
ignorie‐
OO
ren!
Die neue
häusliche Gemeinsamkeit
OO
schon bringt so manche, oftmals nicht
OO
ganz leichte Probe, die
bestanden
OO
werden will...
‒ Solange ihr im
Einzel-Leben wart,
OO
bewohnte jeder von euch Beiden seinen
OO
eigenen Raum, den er nach
seiner Weise
OO
schmückte, und in dem er alles, was ihm
OO
lieb und wertvoll war, nach
seiner Weise
OO
unterbrachte.
Jetzt aber lebt ihr in den
gleichen Räu‐
OO
men, und wenn auch äußere Bedingungen
OO
es euch erlauben sollten, daß dennoch
OO
jeder außerdem sich einen
eigenen Be‐
OO
reich für sich allein gestalten kann, so
OO
wird
auch das gewiß
nicht ganz das
OO
Gleiche sein, wie
eure frühere Allein‐
OO
herrschaft in dem euch zugemessenen
OO
Raum...
In allem seid ihr Beide
aufeinander
OO
angewiesen, und eure
Liebe schon
OO
wird euch bewegen, euer Heim doch
OO
wohl zu
gegen-seitigem Gefallen aus‐
OO
zubauen. ‒
Manche liebgewordene Gestaltung wird,
OO
‒ aus welchen Gründen immer es ge‐
OO
schehen möge, ‒ letzten Endes doch
dem
OO
Anderen zuliebe aufgegeben werden
OO
müssen, und manche alte Neigung wird
OO
zu
wandeln sein, wenn eure Räume
OO
wirklich eurer
Beider Heimstatt werden
OO
sollen, in der sich
jeder Eheteil „
zu‐
OO
hause” fühlt! ‒ ‒ ‒
Nicht minder wichtig als die Woh‐
OO
nung ist die Speise!
Ich rede
nicht hier von der Frage, ob
OO
man
Tierisches genießen solle, oder
OO
alles, was vom Tiere stammt,
zu meiden
OO
habe, ‒ und auch nicht von
anderen
OO
„Reformen” der Ernährung!
Wer sich
der Sünde fürchtet, ‒ ein
OO
Tier zu schlachten, oder zu erjagen, der
OO
unterlasse solches, aber er glaube nicht
OO
etwa, ein
besserer Mensch zu sein,
OO
und öde Andere nicht an mit Lehren,
OO
die allzubillig sich erhandeln lassen
OO
auf dem bunten Jahrmarkt mensch‐
OO
licher Verstiegenheiten! ‒ ‒ ‒
Ich aber rede hier nunmehr nur von der
OO
Zubereitung dessen, was dem Erden‐
OO
körper neue Aufbaustoffe bieten soll.
Ihr stammt aus zwei verschiedenen El‐
OO
ternhäusern, vielleicht sogar aus von ein‐
OO
ander weit entfernten Heimatsgauen, ‒
OO
und in jedem dieser,
schon durch Lan‐
OO
desart vielleicht bestimmten Eltern‐
OO
häuser herrschte eine
andere Art der
OO
Nahrungszubereitung.
Was jeder aber stets
gewohnt war,
OO
schätzt er über alle Maßen, ‒ und wie
OO
die Speise
zubereitet wurde, die man
OO
ihm von Kindheit auf zu reichen wußte,
OO
so will er sie
auch weiter zubereitet
OO
sehen...
Auch hier gibt euch der Alltag reich‐
OO
liche Gelegenheit euch anzuglei‐
OO
chen!
Mag man auch lächeln, finde ich hier diese
OO
Dinge der Erwähnung wert, so wird
OO
doch manche Ehe leider
aus Erfahrung
OO
wissen, daß schon oft ein sorglichst
OO
wohlbereitetes Gericht
die Zwietracht
OO
an den Tisch des Hauses brachte. ‒ ‒
Ihr seid nunmehr
zu Zweien, und ver‐
OO
pflichtet,
euch einander anzupassen,
OO
obwohl da jeder nur auf
seines Eltern‐
OO
hauses Küche schwört, und jeder
seine
OO
eigenen Vorlieben und Abneigungen
OO
gegenüber manchen Speisen hegt.
Sehr oft jedoch ist
eines Ehegatten
OO
„Lieblingsspeise”
darum nur
dem an‐
OO
deren ein Greuel, weil sie im Aufbau
OO
seines Körpers
nicht die gleiche Wir‐
OO
kung zeitigt, ‒ und manche
Ableh‐
OO
nung der Zubereitung resultiert aus
OO
instinktivem Fühlen,
daß sie dem
OO
physiologischen Bedürfnis eigener
OO
Natur
zuwiderläuft...
Da man jedoch
gemeinsam speisen will,
OO
so ist es oft recht schwer, weit ausein‐
OO
anderstrebendes Bedürfnis zu befriedi‐
OO
gen, zumal, da vielfach der
Geruchsinn
OO
schon durch diese oder jene, nicht der
OO
eigenen Natur gemäße Speise
bis zur
OO
Unerträglichkeit gefoltert wird. ‒
OO
Hier wird nun jeder Eheteil erst zu
er‐
OO
fühlen suchen müssen, was dem ande‐
OO
ren
Gewohnheit lieb zu machen wußte,
OO
oder was er
aus Instinkt begehrt, und
OO
aus dem gleichen, gut begründeten In‐
OO
stinkt,
zu meiden strebt. ‒
Auch hier wird jeder von euch Beiden
OO
auszuspüren haben, wo die „
Tren‐
OO
nungspunkte” liegen, und wo ihr euch
OO
von selbst
beim gleichen Wählen und
OO
Verwerfen findet!
Glaubt nicht, daß
solches gegensei‐
OO
tige Verstehen etwa
überflüssig wäre,
OO
oder, daß ich gar
von jenen wunder‐
OO
lichen Ehen rede, in denen nur des
OO
Mannes Gaumenlust bestimmt, was auf
OO
den Tisch des Hauses aufgetragen wer‐
OO
den darf! ‒ ‒
Der
Zwang des Alltags: stetig wieder
OO
neue
Nahrung darzubieten, gibt für
OO
beide Teile einer Ehe reichliche Gele‐
OO
genheit,
sich gegenseitig Freude zu
OO
bereiten und die eheliche Harmonie
OO
zu fördern, ‒ denn
körperliches
OO
Wohlbehagen löst auch
seelisches Be‐
OO
hagen aus! ‒ ‒ ‒
So mag man, wo es
möglich ist, auch
OO
zu gewissen Tagen dafür Sorge tragen,
OO
daß
nicht nur Allernötigstes den
OO
Tisch des Hauses decke, obwohl ich
weit
OO
davon entfernt bin, hier etwa der
Es‐
OO
sens-
Schwelgerei das Wort zu re‐
OO
den...
Es läßt sich aber oft mit
kleinen Dingen
OO
recht viel Freude schaffen, ‒ beson‐
OO
ders wenn aus ihrer Darbietung ersicht‐
OO
lich wird, daß man sich gegenseitig
OO
Freude
bringen wollte, durch
Erfül‐
OO
lung irgend eines kleinen Lieb‐
OO
lingswunsches, der sich mit Leichtig‐
OO
keit erfüllen ließ. ‒ ‒
Wie hier die
Frau des Hauses
ihres
OO
Gatten Neigung liebevoll erspähen
OO
wird, so möge aber auch
der Mann ver‐
OO
suchen, ihr
die kleinen Überraschun‐
OO
gen zu bieten,
die Frauen meist so
OO
sehr zu schätzen wissen! ‒ ‒
Ein wenig „
Überfluß” ‒ und halte er
OO
sich auch
in sehr bescheidenen Gren‐
OO
zen ‒ wird in der
Ehe, wie auch sonst
OO
in diesem Erdendasein, stets das Mit‐
OO
einanderleben
freudiger und
leichter
OO
machen, so daß man dort, wo er sich ir‐
OO
gend noch
bereiten läßt, gewiß nicht
OO
von „
Verschwendung” reden darf!
OO
‒ ‒ ‒
Hier aber führt ein Schritt nur uns zu
OO
einer gegensätzlich
anderen Art, den
OO
Zwang des Alltags in der Ehe zu
OO
empfinden, ‒ und wahrlich: ‒ hier ist
OO
bitterer Zwang!
Ich denke an den oft so
schweren
OO
Kampf, um auch nur
unentbehrlichste
OO
Ernährung aufzutreiben, ‒ an den
OO
Zwang zu
unerbittlichster Erschöp‐
OO
fung aller Kraft, um soviel zu verdie‐
OO
nen, daß man die
dringendsten Er‐
OO
fordernisse seines Lebens
gerade noch
OO
bestreiten kann. ‒ ‒
Wahrlich: ‒ die
Ehe, die mit
solchem
OO
harten
Zwang des Alltags rechnen
OO
muß, sieht beider Eheteile
Liebe täglich
OO
neu vor
ernster Prüfung stehen! ‒ ‒ ‒
OO
Zugleich ist aber beiden Teilen hier ‒
OO
wie nirgends sonst ‒ Gelegenheit ge‐
OO
schaffen, sich ihre
Liebe zueinander
OO
täglich neu zu offenbaren durch die
OO
Tat: ‒ sich gegenseitig
Hilfe darzu‐
OO
bieten, und sich das Allzuschwere ge‐
OO
genseitig zu
erleichtern, wie nur
Liebe
OO
hier erleichtern
kann. ‒ ‒ ‒
‒
Mehr noch, als in
erfreulicheren
OO
Lebenslagen, werdet ihr euch
seelisch
OO
ineinanderschmiegen müssen, wenn
OO
sich der
Zwang des Alltags eurer
Ehe
OO
in so
harter Weise fühlbar macht!
Gebt
nicht dem leisesten Empfinden
OO
in euch Raum, das euch gerade
hier die
OO
innere Gemeinsamkeit
verlieren lehren
OO
könnte, wo sie
am allernötigsten ge‐
OO
fordert wird, wollt ihr als
Sieger einst
OO
aus solchem Kampfe schreiten!
Auf Schritt und Tritt könnt ihr euch
hel‐
OO
fen, ‒ selbst, wenn es nicht
von
OO
außen her geschehen kann, wenn nur
OO
der
eine Eheteil auf
seine Weise stets
OO
des
anderen verbrauchte
Kraft in Liebe
OO
zu
erneuern: ‒ des anderen Teiles
OO
schon gesunkenen
Mut aufs neue
auf‐
OO
zurichten sucht! ‒ ‒ ‒
Vergeßt
jedoch auch nicht, daß ihr euch
OO
zum
Verhängnis werden könnt, wenn
OO
beide Teile, ‒ statt sich aneinander im‐
OO
mer wieder zu
erheben, ‒ einander
OO
niederziehen, weil euch die
Not ver‐
OO
führt, zu glauben, daß sie
leichter trag‐
OO
bar sei, wenn man sie stetig sich
vor
OO
Augen halte, und auch Sorge trage,
OO
daß
der Andere sich
ja nicht etwa da‐
OO
zu aufzuschwingen wisse,
seiner Last
OO
zu spotten! ‒ ‒ ‒
Ihr könnt euch
dann nur wirklich hel‐
OO
fen, wenn
Einer stets im Anderen
OO
lebt, und ihr die Zwangslast, die der
OO
Alltag auf euch bürdet,
gemeinsam zu
OO
ertragen sucht, ‒
verbergend,
daß
OO
sie euch in gleicher Weise wie den
OO
Anderen drückt! ‒ ‒
Nichts ist törichter, als
einen Zustand
OO
zu bejammern und durch stete Kla‐
OO
gen unerträglich zu gestalten, den
OO
man
durch eigenes Tun nicht ändern
OO
kann!
Ist man jedoch
imstande, ihn zu
än‐
OO
dern, dann wird
erst recht die stete
OO
Klage
nichts verbessern, sondern nur
OO
den Antrieb hemmen, der
in ganzer
OO
Kraft vonnöten ist, will man aus sei‐
OO
ner üblen Lage sich
befreien. ‒ ‒ ‒
In welcher Weise aber auch der
OO
Zwang des Alltags sich in eurer Ehe
OO
äußern mag: ‒ er kann in
jeder Form
OO
euch
Segen bringen, wenn ihr ihm
OO
richtig zu genügen wißt!
Und ist auch
anderes Leben in ihn ein‐
OO
bezogen, so wird auch
dieses Leben
OO
Segen oder
Fluch erfahren, je nach
OO
eurer Art, dem Alltag
zu begegnen...
OO
Man kann nicht
segnen und
zugleich
OO
auch an der gleichen Stelle
fluchen, ‒
OO
und so auch kann man
anvertrautes
OO
Leben nicht mit
Segen und mit
Glück
OO
erfüllen, wenn man zugleich sein
eige‐
OO
nes Leben ‒ durch das eigene Verhal‐
OO
ten ‒ nur mit
Fluch belädt, und ihm
OO
auf solche Weise
jede Glückesmög‐
OO
lichkeit entzieht! ‒ ‒ ‒
Erfüllung aller eurer Wünsche aber
OO
wird euch werden, wenn ihr dem
OO
Zwang des Alltags so Genüge leistet,
OO
daß ihr zuletzt ihn ganz
beherrschen
OO
lernt!
Dann werdet ihr auch
Feste feiern kön‐
OO
nen, so, wie sie zu feiern
sind, soll
OO
euch aus ihnen wieder neue Kraft er‐
OO
stehen, um den Alltag zu
ertragen,
OO
‒ ‒ den gleichen
Alltag, der doch
OO
letzten Endes immer wieder eurer
OO
Feste frohen
Anlaß schafft! ‒ ‒ ‒
* *
*
ES
könnte so unendlich viel mehr
OO
Glück in mancher Ehe sich entfalten,
OO
würde man sich mehr
bemühen, stets
OO
nach
Einigkeit zu streben! ‒ ‒
Man
unterschätzt gar sehr
den Wert
OO
der Eintracht,
als Erhalterin des
OO
Glückes, sonst würde man sie nicht so
OO
oft um eitler Dinge willen
stören: ‒
OO
um „
Meinungen” und „
Ansichten”
OO
zum Sieg zu bringen voreinander, die
OO
wahrlich
wenig wiegen, wägt man in
OO
der anderen Hand sein
Glück! ‒ ‒ ‒
OO
Durch jegliche
Lappalie bringt man
OO
seiner Ehe
Eintracht in Gefahr, ‒ und
OO
wenn sich alle Eheleute, die ihr Glück in
OO
Scherben gehen sahen,
fragen wollten,
OO
was der dann folgenden Zertrümmerung
OO
einst
ersten Anlaß dargeboten habe,
OO
dann würde sich, weit öfter als man
OO
glauben möchte, zeigen, daß meist
ganz
OO
lächerliche Störungen der Einigkeit
OO
Vernichtung ehelichen Glückes
OO
wirkten, ‒ auch wenn man
später dann
OO
noch
andere Gründe schuf,
die nie
OO
geschaffen worden wären, hätte man
OO
sich vorher nicht entzweit. ‒ ‒ ‒
Ich rede nicht nur von „
Rechthaberei”
OO
und „
Eigensinn”, die beide nur als
OO
Wehr der Dummheit, oder als das
OO
kläglich armselige Schild
verknöcher‐
OO
ter Erstarrung anzusehen sind, als
OO
welche sie bekanntlich ja in
allen
OO
Lebensbindungen zum „Schrecken” aller
OO
Denkbeweglichen und
seelisch
OO
Freien werden: ‒ zu einem „Schrecken”
OO
den nur
Mitleid bannt und
Ironie ver‐
OO
scheucht! ‒ ‒
Ich rede hier vielmehr von
jener Art
OO
der
Eintrachtstörung bei der die
OO
Gegensätze tatsächlich
bedeutsam sind,
OO
und dennoch
Ausgleich möglich wäre,
OO
würden
Klugheit und
Vertrauen
OO
liebevoll versuchen,
die Basis der
OO
Vereinungsmöglichkeit zu finden, ‒
OO
und schließlich rede ich von einer
Tor‐
OO
heit, der ihr Weltbild schon vernichtet
OO
scheint, wenn um der
Eintracht willen,
OO
Weiß als „
Schwarz” und
Schwarz
OO
als „
Weiß” bezeichnet werden soll!
‒ ‒
Selbst wenn ganz unbestreitbar alles
OO
„
Recht” auf
deiner Seite ist, wirst
OO
dennoch du versuchen müssen, einen
OO
Ausgleich herzustellen, ‒ auch wenn
OO
der Augenblick erfordert, daß du
um
OO
der Eintracht willen auf dein „Recht”
OO
verzichtest, bis es der Andere
aus
OO
freien Stücken dir dann später viel‐
OO
leicht
zugesteht!
Betrachte,
was dein eheliches
Glück dir
OO
gilt, und wäge dann
den Wert der
OO
Dinge,
die es in Gefahr zu bringen
OO
suchen! ‒
Dann wähle, was dir
mehr am Herzen
OO
liegt! ‒ ‒
Sehr selten wird es sich um Dinge
OO
handeln,
die so bedeutsam sind, daß
OO
sie dich in Bereitschaft finden
müssen,
OO
selbst dein
Eheglück zu opfern,
wenn
OO
sie nicht
in solcher Weise zwischen
OO
euch Entscheidung finden, daß ihre
OO
strenge Forderung
auch im Bestehen
OO
deines Glücks erfüllbar bleibt. ‒
Zu allermeist wird eheliche Eintracht
OO
nur gestört durch Streiten über Fragen,
OO
die sehr wohl
Antwort der ver‐
OO
schiedensten Gestaltung finden
OO
können...
Es kommt nur darauf an, daß du den
OO
Anderen alsdann
gewähren läßt, wie
OO
er nun einmal
will, und ruhig
wartest,
OO
bis er seinen Irrtum einsieht, oder
OO
‒ ‒
bis du selbst erkennst,
daß du
OO
im Irrtum warst. ‒ ‒ ‒
So wird dann
Harmonie erhalten und
OO
euer
Eheglück wird durch ein wenig
OO
Selbstbeherrschung der Gefahr ent‐
OO
zogen.
Wille zur Einigkeit muß euch
zur
OO
unbedingten Forderung des
OO
Glückes werden, und
keiner beider
OO
Teile darf sich dieser Forderung
ent‐
OO
ziehen wollen!
Es hängt zu viel von ihrer stetigen
OO
Erfüllung ab! ‒ ‒
Bei jeder
Möglichkeit, die zur
Ent‐
OO
zweiung führen
könnte, ‒ und sei es
OO
auch Entzweiung nur für eine kurze
OO
Stunde, ‒ müßt ihr euch klar zu machen
OO
suchen, daß doch
der Mensch vor
OO
allen Dingen steht, so daß die Auf‐
OO
fassung der
Dinge, die in Frage
OO
kommt, doch wahrlich erst in
zweiter
OO
Linie der Beachtung würdig bleibt, wenn
OO
sie nicht
ganz und gar belanglos
OO
wird, wo
Menschenglück Beachtung
OO
heischt!...
Ihr dürft auch
nie vergessen, daß diese
OO
Auffassung der
Dinge, die euch heute
OO
„
wichtig” scheinen will, zu einer
OO
anderen Zeit ganz
in Bedeutungs‐
OO
losigkeit versinken kann! ‒ ‒
Vor allem aber lernt erkennen, daß
OO
Gegensatz nicht
aus der Welt zu
OO
schaffen ist durch
Streit! ‒ ‒ ‒
Auch dort, wo ihr empfindlich
leiden
OO
möget, weil euch plötzlich
Gegensätze
OO
zu Bewußtsein kamen, die als
völlig
OO
unvereinbar gelten, werdet ihr mit
OO
allem
Streiten, allem
Überzeugen‐
OO
wollen nichts gewinnen! ‒ ‒
Ihr werdet euch nur selbst auf solche
OO
Weise schließlich um die Möglichkeit zu
OO
bringen wissen, eine
Brücke aufzu‐
OO
richten,
auf der ihr euch begegnen
OO
und erneut vereinen könntet...
So manche Ehe wäre heute
nicht zer‐
OO
stört, wenn man den Gegensatz, der zur
OO
Zerstörung führte, einst
in sich be‐
OO
ruhen hätte lassen, ‒
der Zeit und
OO
ihrer Ausgleichswirkung sich ver‐
OO
trauend, ‒ statt sich in Kämpferstellung
OO
aufzurecken und sein
vermeintlich
OO
oder
wahres „gutes Recht” in Wort
OO
und Tat zu suchen, ‒ Verletzung
durch
OO
Verletzung fordernd, ‒ bis das
OO
letzte Fünklein
Liebe sich in
Haß ge‐
OO
wandelt hatte. ‒ ‒ ‒
Ihr aber, die ihr eure
Ehe erst
be‐
OO
ginnen wollt, ‒
ihr habt die Macht
OO
noch in den Händen, die so mancher
OO
anderen Ehe längst
verloren ging: ‒
OO
‒ die Macht, euch bitterste Enttäuschung
OO
zu
ersparen! ‒ ‒ ‒
So hütet euch denn vor dem ersten
OO
Streit! ‒ ‒ ‒
Sobald ihr
einmal nur im
Streite
OO
euch begegnet seid,
habt ihr schon
OO
viel von eurer Macht verloren!
Zwar mag der Streit durch eure
Liebe
OO
bald
geschlichtet werden, aber in den
OO
dunklen Schächten
unbewußten Füh‐
OO
lens bleibt
Erinnerung zurück, auch
OO
wenn
im Denken alles längst ver‐
OO
gessen wurde...
Bei jedem
neuen Anlaß, der zum
OO
Streite führen
könnte, fühlt ihr euch
OO
aus dem Unbewußten nun zur
Wieder‐
OO
holung aufgefordert, und ihr
erliegt
OO
dem dunklen Raunen, ohne recht zu
OO
wissen, wie euch das geschieht...
Wo einmal Streit war,
will er immer
OO
wiederkehren, wie sehr der Mensch
OO
sich auch
dagegen sträuben mag, ‒
OO
und stetig wird er
neue Gründe auszu‐
OO
heben wissen, aus denen er gespenstig
OO
sich beleben kann, wenn man ihn nicht
OO
begräbt,
noch während er versucht,
OO
aufs neue zu erstehen! ‒ ‒ ‒
Darum: ‒ solange ihr den
ersten Streit
OO
vermeiden könnt,
strengt alle eure
OO
Kräfte an und sucht ihn zu ver‐
OO
meiden! ‒ ‒ ‒
Es wird euch
weitaus schwerer,
OO
seine
Wiederkehr ihm zu versagen,
OO
als es euch schwer sein mag, ihm
OO
seinen ersten Eintritt in das Leben
OO
eurer Ehe zu verwehren!
Habt ihr ihm
einmal Rechte
zuge‐
OO
standen, so wird er sie zu
wahren
OO
wissen, ‒ und schließlich wird es euch
OO
unmöglich scheinen, in eurer Ehe
ohne
OO
Streit zu leben...
Es gibt genugsam Menschen, die es
OO
niemals fassen können, daß auch der
OO
kleine Streit, der ihnen längst
alltäg‐
OO
liche Gewohnheit wurde, aus einer
OO
Ehe zu
verbannen ist, wenn
beide
OO
Teile ernstlich ihn verbannen
wollen!
So, wie dem Fuchs der Fabel jene
OO
Trauben „sauer” heißen, die er sich nicht
OO
holen kann, so suchen sie nun sich
OO
und anderen Eheleuten einzureden, daß
OO
eine
Ehe, die nur
Eintracht kennt, für
OO
sie
ganz unerträglich wäre, und wohl
OO
nur bei Menschen möglich werden könne,
OO
die
zu keiner resoluten Lebens‐
OO
äußerung befähigt seien...
So töricht solche Rede ist,
so frevel‐
OO
haft ist es, den
Streit gleichsam
als
OO
integrierenden Bestandteil ehe‐
OO
lichen Lebens aufzufassen!
Wie
oft ward leider schon der
kleinste,
OO
halb aus
Scherz geführte
Streit, zum
OO
ersten Anlaß ehelicher Auseinander‐
OO
setzungen, die endlich alles Glück
zer‐
OO
rütten mußten! ‒ ‒
Wo solches aber
möglich ist, da ist
OO
fürwahr die
Pflicht gegeben,
alle
OO
Kräfte aufzubieten, um die
Eintracht
OO
stetig in der Ehe zu
erhalten! ‒ ‒ ‒
OO
Doch, auch das beste Wollen mag zu‐
OO
weilen
unterliegen, wenn
Affekt es
OO
plötzlich rücklings überfällt...
Ist so der Streit
hereingebrochen,
OO
gleich einer Wasserflut, die ihre Dämme
OO
brach und nun das blühende Gefilde
OO
plötzlich in ein Schlammfeld wandelt,
OO
dann muß es eure erste Sorge sein,
OO
so bald als irgend möglich solchen
OO
Zustand wieder aufzuheben, ‒ und
OO
nie ist es zu früh, will man die alte
OO
Ordnung
wiederkehren sehen...
Jetzt ist es
mehr als sonst noch nötig,
OO
daß ihr Beide
guten Willens seid und
OO
gegenseitig euch zu helfen sucht,
OO
damit euch
Harmonie in eurer Ehe
OO
wiederkehre!
Nie darf es dazu kommen, daß der
eine
OO
Eheteil dem anderen
weiter grollt,
OO
auch wenn er dessen Absicht sieht,
Ver‐
OO
söhnung anzubahnen!
Doch sollt ihr euch auch jetzt nicht
vor‐
OO
einander reinzuwaschen suchen,
OO
ängstlich bestrebt, nur ja die liebe eigene
OO
Eitelkeit vor Schaden zu bewahren!
Und noch viel weniger sollt ihr nun‐
OO
mehr beginnen, festzustellen, wen die
OO
Schuld an dem Zerwürfnis trifft: ‒ wer
OO
etwa
mehr, wer
nicht so sehr im
Un‐
OO
recht war!
Es ist töricht, und kann nur zu leicht zu
OO
neuem Streite führen, wenn ihr nunmehr
OO
mit vielen Worten euch beweisen wollt:
OO
‒ „
warum” ‒ „
weshalb” ‒ „
wie‐
OO
so” ‒
ihr euch vergessen konntet!
OO
Stets sucht dann nur die
Eitelkeit des
OO
Einzelnen, ‒ und sei es auch nur völlig
OO
unbewußt ‒ zu Wort zu kommen, und
OO
will
um jeden Preis verhüten,
daß
OO
sie bei dem Friedensschluß etwa
OO
„
Terrain verliere”...
Oft ist der
eine Eheteil schon längst
OO
bereit,
den Frieden anzubieten, und
OO
nur die Furcht,
durch Abweisung in
OO
seiner Eitelkeit gekränkt zu wer‐
OO
den, hält ihn zurück, und läßt ihn nicht
OO
zum
ersten guten Worte kommen. ‒ ‒
OO
So steht ihr Beide euch dann gegenüber,
OO
und keiner wagt,
sich selbst zu über‐
OO
winden, ‒ keiner will „
der Erste”
OO
sein, der sich
versöhnlich zeige...
In kindlich lächerlicher „
Pädagogik”,
OO
wollt ihr, die ihr euch eben noch so
OO
unerzogen zeigtet, nun euch gegen‐
OO
seitig
zu erziehen suchen, wobei ihr
OO
ganz im Stillen hofft,
erneuten Streit
OO
am besten
dadurch abzuhalten, daß
OO
ihr euch jetzt, ‒ im Herzen längst ver‐
OO
zeihend, ‒
nach außenhin recht un‐
OO
versöhnlich zeigt, da so der Andere
OO
sehen könne, wie es
schwer sei,
nach
OO
dem Streite wieder
Frieden zu er‐
OO
langen...
Ihr solltet euch fürwahr ein wenig vor‐
OO
einander
schämen, ‒ vielleicht, daß
OO
dann die
Scham euch schneller zu‐
OO
einander führen könnte! ‒ ‒
In
eurer Art,
Versöhnung zu ver‐
OO
suchen, werdet ihr euch gegenseitig nur
OO
stets
weiter quälen und wenn kein
OO
äußeres Geschehen euch zuhilfe
OO
kommt,
das euch zu zwingen weiß,
OO
euch wieder zu vereinen, dann könnt
OO
ihr
tagelang so weiterschmollen, ohne
OO
euch zu finden! ‒ ‒
Ihr
kompliziert das ohnehin euch nicht
OO
ganz einfach Scheinende
in eurer Vor‐
OO
stellung nur immer mehr, und
immer
OO
schwerer wird es euch,
Nächst‐
OO
liegendes zu tun, indem ihr gegen‐
OO
seitig eines jeden Mund, ‒
der doch
OO
nicht weiß wie er die erste Rede
OO
formen soll, ‒ mit einem resoluten,
OO
heißen
Kuß verschließen würdet...
Damit es aber
niemals euch begegnen
OO
kann, daß ihr wie trotzig-ungezogene
OO
Kinder aufeinander wartet: ‒ „
Wer
OO
wird nun der Erste sein,
der nach‐
OO
gibt?” ‒ so will ich euch raten, daß ihr
OO
gegenseitig euch in
guten Tagen
streng
OO
gelobt,
euch niemals abzuweisen,
OO
wenn, nach einer Trübung eures Einver‐
OO
nehmens, der
eine Eheteil
den anderen
OO
versöhnen will! ‒ ‒
Ihr sollt euch dabei
feierlich ver‐
OO
pflichten, daß eure Aussöhnung auch
OO
niemals durch die liebe Eitelkeit
OO
behindert werden darf, und daß
der
OO
Erste, der Versöhnungswillen zeigt,
OO
nicht etwa fürchten muß, sich durch sein
OO
Wiedernahenwollen
als am meisten
OO
schuldhaft zu bekennen! ‒ ‒
Ihr sollt euch weiter
streng geloben,
OO
daß nach erfolgter
Aussöhnung, der
OO
„
Grund” des beigelegten Streites
nicht
OO
mehr Gegenstand erklärender Erör‐
OO
terungen werden darf, und daß es
nie
OO
für einen von euch Beiden etwa „
Unter‐
OO
werfung” heißen soll, wenn er,
als‐
OO
bald nach einem Zwist,
dem anderen
OO
Teile in Versöhnlichkeit zu nahen
OO
sucht! ‒ ‒
Wenn es euch schon unmöglich wurde,
OO
stete Eintracht zu erhalten, so wird
OO
euch wenigstens nun
das bestehende
OO
Gelöbnis helfen,
Trotz und Eitel‐
OO
keit zu überwinden, wenn sie euch
OO
hindern wollen, euch
erneut in Eintracht
OO
zu begegnen. ‒ ‒ ‒
Besser freilich ist es, ihr erzieht euch
OO
gegenseitig durch das
Beispiel und die
OO
Tat, und gegenseitig
wissend, daß ihr
OO
euch dazu erziehen
wollt: ‒ zum
Wil‐
OO
len zur Einigkeit!
Auch da muß aber
alle Eitelkeit von
OO
vornherein beseitigt werden!
Es muß
unmöglich sein, daß einer von
OO
euch Beiden etwa „
triumphiert”, weil
OO
er den anderen
in Schwäche sah, und
OO
nur durch
eigenes kluges Handeln
OO
einen Streit vermied! ‒ ‒
Ihr sollt vielmehr, ‒ des Glückes einge‐
OO
denk, daß ihr euch helfen
könnt, ‒ in
OO
jedem Augenblicke eures Lebens euch
OO
auch helfen
wollen, ohne aber jemals
OO
euch zu
überheben, wenn ihr helfen
OO
durftet! ‒
Der einen Streit
vermeiden half, weil
OO
er in kluger Weise „
einzulenken”, ‒
OO
„
nachzugeben” wußte und nicht noch
OO
Öl ins Feuer goß, darf sich wahrhaftig
OO
seiner Kraft der Mäßigung er‐
OO
freuen, ‒ allein, in gleicher Weise
OO
wird der
andere Teil, der sich
zur
OO
Ruhe wenden ließ, auch wenn ihn
OO
schon
Erregung fassen wollte,
sich
OO
in Freude fühlen dürfen, weil es ihm
OO
gelang,
sich selbst erneut in eigene
OO
Gewalt zu bringen. ‒ ‒
Nur dann seid ihr in rechter Auffassung
OO
der Dinge, wenn ihr euch
gegenseitig
OO
immerdar zu danken wißt,
daß es
OO
durch eurer Beider guten Willen
OO
wieder möglich war,
die Glücksge‐
OO
fahr zu bannen!
Es ist jedoch
auch hier nicht gut, etwa
OO
nachher davon zu sprechen,
wie man
OO
der Gefahr entronnen sei, ‒
wo
OO
sich der Fehler finde, der sie immer‐
OO
hin
heraufbeschwor, und wer wohl
OO
richtiger gehandelt habe...
Auch
ohne jegliche Erwähnung
weiß
OO
der Teil, der sich vorher „
vergessen”
OO
hatte,
daß er fehlte.
Er wird dir
sehr zu
danken wissen,
OO
wenn du es
ihm allein nun überlassen
OO
willst, in sich die rechte Art und Weise
OO
aufzufinden,
wie solches Fehlen künf‐
OO
tig meidbar werden könne! ‒ ‒
Nichts aber rächt sich bitterer in
OO
einer Ehe,
als ein Zwang,
sich ge‐
OO
genseitig voreinander zu ernied‐
OO
rigen!
Demütigungen voreinander sind
das
OO
fürchterlichste Gift für eine jede Ehe,
OO
und
nach Jahrzehnten noch kann die‐
OO
ses Gift zur
Wirkung kommen! ‒ ‒ ‒
OO
Ihr sollt euch gegenseitig nur
in Ehr‐
OO
furcht sehen wollen, und
müßt ihr
OO
euch zuweilen auch in euren Schwä‐
OO
chen sehen, so dürft ihr doch die
Ehr‐
OO
furcht voreinander
nicht verlieren!
OO
Überseht,
bewußt, die Schwächen, ‒
OO
redet
nie davon, ‒ und
zeigt einander
OO
nicht, daß einer um des anderen Schwäche
OO
weiß! ‒ ‒ ‒
Stärkt ständig gegenseitig euer
OO
Selbstvertrauen, und lehrt euch, durch
OO
die Art, wie ihr euch zu begegnen wißt,
OO
die Achtung vor euch selbst! ‒ ‒ ‒
Verpflichtet euch, daß ihr allein das
OO
Gute,
Starke und
Erfreuliche an euch
OO
beachten, ‒ was
fehlerhaft und
OO
schwach ist, aber
ignorieren wollt!
OO
‒ ‒ ‒
In
keinem menschlichen Verhältnis ist
OO
es so
verhängnisvoll, dem Neben‐
OO
menschen
seine Fehler vorzuhalten,
OO
als in einer
Ehe...
Was man sich in der Ehe gegenseitig
OO
lehren kann, das muß für jeden beider
OO
Teile
aus dem eigenen Erleben re‐
OO
sultieren!
Nie darf man etwa gegenseitig sich „
be‐
OO
lehren” wollen, so wie der
Lehrer
OO
seinen
Schüler lehrt! ‒ ‒ ‒
Es ist zu tief schon im
Geschlechtlichen
OO
begründet, daß jeder Teil vom anderen
OO
nur in der denkbar schönsten Form
OO
gesehen werden will, als daß ein stetes
OO
Lehrenwollen, oder gar ein täppisch‐
OO
tölpelhaftes stetes
Fehlerkorrigieren,
OO
nicht die
unheilvollsten Folgen haben
OO
müßte, selbst wenn sich diese Folgen
OO
nicht im Augenblicke zeigen! ‒ ‒ ‒
OO
Wie sollen in der
körperlichen Einung
OO
sich
die Seelen einen können, wenn
OO
stetig der Gedanke Störung schafft, daß
OO
hier nur
körperlicher Trieb befriedigt
OO
werden will, derweil dem anderen Teil
OO
nichts recht an einem ist, ‒ es sei
OO
denn eben dieser
Leib, der sich
miß‐
OO
braucht fühlt, wird er nur
zum Spiel‐
OO
ball der Begierde von dem Anderen
OO
herabgewürdigt!? ‒ ‒ ‒
Kein Mensch ist ganz von allen Fehlern
OO
frei, doch ist es nur
naturbedingt, daß
OO
er sie dort, wo er
Geschlechtsverei‐
OO
nung sucht, von seinem Gegenpole
OO
übersehen wissen will! ‒
So mancher
Ehebruch ist nur begangen
OO
worden, weil ein Mensch in seiner eige‐
OO
nen
Ehe sich
um seiner Mängel wil‐
OO
len so gering geachtet wußte, daß es
OO
ihm wie „
Erlösung” schien, als er den
OO
anderen Menschen
außer seiner Ehe
OO
fand, der ihn ‒
trotz seiner Mängel ‒
OO
schätzte, und ihn
in jener Art zu
OO
sehen suchte,
wie er selbst gesehen
OO
werden wollte...
Gewiß ist hier zu sagen, daß das Leben
OO
einer
Ehe einen Menschen
anders zeigt,
OO
als er sich
dort gibt, wo
kein rechter
OO
Anlaß ist, der seine Fehler offenbaren
OO
könnte!
Allein: ‒ gerade
so, wie er sich
ohne
OO
seine Fehler gibt, will
jeder Mensch
OO
von Anderen „
genommen” werden...
OO
Da es nun in der
Ehe aber
unvermeid‐
OO
bar bleibt, daß man sich auch
in seinen
OO
Fehlern kennenlernt, so ist da nur zu
OO
helfen, wenn man
gegenseitig sich
OO
verpflichtet, daß man
mit aller Ab‐
OO
sicht seine Fehler übersehen will.
OO
‒ ‒ ‒
So nur wird man sich
vieles Leid er‐
OO
sparen und sich gegenseitig wirklich
OO
Glück ins Leben bringen!
Versteht ihr,
was es heißen will, ein
OO
Glück der
Einheit als ein
Glück zu
OO
Zweien in der innigsten Vereinung
OO
aufzurichten, dann wird es euch gewiß
OO
gelingen,
eure Ehe rein zu halten von
OO
Verärgerung und Zwist!
Ihr werdet jeglicher Gefahr
begegnen
OO
können, wenn ihr nur euch vereinigt
OO
wißt im
Willen zur Einigkeit! ‒
Auch hier wird bloßer „
Wunsch” nur
OO
wenig helfen können!
Es wird nur selten Menschen geben, die
OO
nicht „
wünschen” würden, Einigkeit in
OO
ihrer Ehe zu erhalten...
Wenn es nun
trotzdem so viel
Streit
OO
und
Zank in manchen Ehen gibt, und
OO
auch die scheinbar „guten” Ehen sich
OO
noch
Überfluß an Leid durch manche
OO
Trübung ehelichen Einvernehmens schaf‐
OO
fen, so ist das
daran nur gelegen, daß
OO
der
Wille mangelt! ‒ ‒ ‒
Meist ist man solchen Mangels
nicht
OO
bewußt, da man den „Wunsch” schon
OO
für den
Willen hält...
Wille zur Einigkeit lebt aber nicht, wie
OO
jeder bloße „
Wunsch”, nur aus der
OO
Hoffnung, daß
vielleicht gelingen
OO
möge, was man wünscht!
Wille zur Einigkeit ist unverbrüchliche
OO
Gewißheit, daß man Einigkeit erhal‐
OO
ten
kann und Einigkeit erhalten
wird!
OO
‒ ‒ ‒
Wille zur Einigkeit
kennt keine
OO
Grenze des Vertrauens zu sich
OO
selbst, und weiß sich
unbesiegbar
OO
auch wenn ständig ihn
Gefahr um‐
OO
droht! ‒ ‒ ‒
Von solchem
Willen aber, ‒ nicht von
OO
„Wünschen” hängt es ab, ob eurer Ehe
OO
stete
Einigkeit erhalten bleibt! ‒
So werdet ihr euch nun entschließen
OO
müssen, diesen
Willen aus dem „Wun‐
OO
sche” zu
erwecken und ihn stetig in
OO
euch
wach zu halten! ‒ ‒ ‒
Seid ihr im wahren
Willen zur Einig‐
OO
keit, dann wird
Zwietracht eure Ehe
OO
nicht erreichen können!
Nichts wird euch
gleichen Wertes dün‐
OO
ken, wie euer
Glück, das nur errichtet
OO
werden kann, wenn Eintracht in der Ehe
OO
unverletzlich bleibt! ‒ ‒ ‒
Dann aber wird die
Liebe erst in eurer
OO
Ehe die
Erfüllung finden, die sie in
OO
jeder Ehe finden sollte!
Dann ist die
Liebe eurer Ehe wahrlich
OO
„
stärker als der Tod”, und
bleibt
OO
bestehen,
wenn auch dieses Erd‐
OO
balls Trümmer längst im Raum zu
OO
Weltenstaub zermahlen wurden! ‒
OO
‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
OO
* *
*
WO jemals hier auf Erden Glück
OO
erstand, da mehrte es die Glückes‐
OO
Möglichkeiten dieser Erde noch für
OO
fernste Generationen!
Glück aber läßt sich in
gewissem Sinne
OO
auch „
vererben”, und wie sich
erden‐
OO
hafter Reichtum fortvererben läßt auf
OO
Kind und Kindeskinder, so kann ein
OO
Elternhaus sein
Glück: ‒
das Glück
OO
der wahren Ehe, allem was aus ihm
OO
hervorgeht,
hinterlassen...
‒ Von seinen frühesten Tagen an wird
OO
es dem Kinde einer Ehe
fühlbar
OO
werden, ob seiner Eltern Lebensbund
OO
mit Glück gesegnet ist, wie es auch
OO
fühlen muß, ob
Hader und
Zerwürf‐
OO
nis beide Menschen trennt, die ihm sein
OO
erdenhaftes Leben gaben. ‒ ‒
Wohl kommt es dem Kinde noch nicht
OO
zu Bewußtsein, was es fühlt, und doch
OO
ist es, ‒ noch
nicht imstande, sein
OO
Empfinden sich
zu deuten, ‒
ge‐
OO
zwungen,
jede Schwingung auf‐
OO
zunehmen, die aus dem Blute
derer
OO
kommt, die sich in ihm
auf Erden
OO
irdisch weiterzeugten...
Man weiß sehr wohl, daß sich im Blute
OO
Kraft wie
Krankheit fortvererben: ‒
OO
Begabung und
Talent, wie stumpfes
OO
Unvermögen, allein man ahnt zur Zeit
OO
noch nicht,
daß Blut Aussender und
OO
Empfänger feinster Strahlen ist, für
OO
die das Instrument, das sie
bezeugen
OO
könnte, noch nicht erfunden wurde, ‒
OO
vielleicht auch nie erfunden werden
OO
kann. ‒ ‒
So weiß man denn auch nicht,
daß
OO
dieser Strahlen Schwingungsart
OO
bestimmt wird durch das Eltern‐
OO
paar, ‒ durch
Zeit und
Ort der väter‐
OO
lichen
Zeugung, wie der mütterlichen
OO
Schwangerschaft, ‒ und daß natur‐
OO
gegebene
Verbindung zwischen Kind
OO
und Eltern
bleibt, solange dieser Eltern
OO
Erdenleben währt. ‒ ‒ ‒
Man weiß nicht, daß hier
steter
OO
Schwingungsaustausch wirkt, durch
OO
den der
Vater unbewußt des Kindes
OO
Seele formt, die
Mutter aber
noch
OO
weit stärker dieser Seele Formung
OO
mitbestimmt vom ersten Tage an. ‒ ‒
OO
Auch wenn das Kind
erwachsen ist,
OO
bleibt dieser Schwingungsaustausch stets
OO
bestehen, mag ihm dann auch des
OO
Kindes
Eigenleben stärkere
Verdrän‐
OO
gung schaffen, oder mag er nach wie
OO
vor in
gleicher Weise
aufgenommen
OO
werden. ‒
Nur dann ist eine Art der
Trennung
OO
hier bewirkbar, wenn das Kind
bewußt,
OO
durch eine neue intensive Einstellung
OO
des Fühlens, sich einem
anderen Men‐
OO
schen durch die Strahlungen des Blutes
OO
zu verbinden sucht.
Dann wird der Austausch zwischen Kind
OO
und Eltern zwar nicht völlig
auf‐
OO
gehoben, jedoch
in seiner Wirkung
OO
ausgelöscht.
Doch kann er jederzeit
erneut in Wir‐
OO
kung treten, durch bloße
Willens-Ein‐
OO
stellung. ‒
Von diesen Dingen wußten immer nur
OO
sehr Wenige auf Erden, obwohl auch
OO
Andere sie
erahnten, so daß man von
OO
dem „
Band des Blutes” sprach, und
OO
„
Blutsfreundschaft” besiegelt wähnte,
OO
wenn zwei Menschen sich zusammen‐
OO
fanden und symbolisch Tropfen ihres
OO
Blutes mischten...
Soll ich hier aber geben, was zu geben
OO
ist, so muß ich das Bestehen dieser
OO
Strahlungen des Blutes vorerst zur
OO
Erwähnung bringen, da auf ihnen jene
OO
Möglichkeit beruht, das Kind vom ersten
OO
Tage seines Daseins an
zur Glücks‐
OO
gestaltung anzuregen, wie auch, der
OO
Kindesseele Kräfte
umzukehren, so
OO
daß sie dann in seinem ganzen Leben
OO
triebhaft alles aufzusuchen streben, was
OO
dem Kinde
Unheil bringen muß. ‒ ‒ ‒
OO
Sobald das
Kind ins Dasein tritt, wird
OO
einer Ehe
neue unerhörte
Pflicht er‐
OO
wachsen,
durch Verantwortung für
OO
neues Leben, dem man
Glück nur dann
OO
„
vererben” kann, wenn man
sich
OO
selber Glück zu schaffen wußte...
Während
irdischer Besitz dem über‐
OO
lebenden Geschlechte aber
dann erst
OO
„
Erbe” werden mag, wenn die Voran‐
OO
gegangenen von dieser Erde
scheiden,
OO
wird
Glück und
Unglück schon
vom
OO
Mutterleibe her „
vererbt”. ‒ ‒
Und stets wird
dieses Erbe dann
ver‐
OO
mehrt, und auch
vermindert werden
OO
können, bis an der Eltern Lebensende
OO
auf der Erde...
Ausschlaggebend aber bleibt, was
in
OO
der Kinderzeit dem neuen Leben dar‐
OO
geboten wurde!
Zwar kann das Kind auch später
gegen
OO
dieses Erbe kämpfen, ‒ mag es
OO
sein Glückeserbe
nicht zu schätzen
OO
wissen, oder sich aus seinem Unheils‐
OO
erbe
lösen wollen, ‒ allein, was ihm
OO
die Eltern
in der Kinderzeit „vererb‐
OO
ten”, wird
niemals gänzlich zu ver‐
OO
nichten sein, ‒ ‒ wie mancher dank‐
OO
bar anerkennen wird,
der sich sein
OO
Glück zu schaffen wußte auf dem
OO
Unterbau,
den ihm das Elternhaus
OO
bereitet hatte, und was auch leider
OO
mancher täglich neu bestätigt findet,
der
OO
schwer zu kämpfen hat,
um sich
OO
von seinem Unheilserbe zu be‐
OO
freien. ‒ ‒ ‒
Ich muß jedoch ausdrücklich hier beto‐
OO
nen, daß ich noch immer von dem „
Erbe”
OO
rede, das
durch des Blutes Strahlung
OO
jedem Kinde mitgegeben wird, und daß
OO
es sich dabei
um weitaus Wichtigeres
OO
und Bedeutenderes handelt,
als
OO
alles darstellt,
was durch äußere Er‐
OO
ziehung dargeboten werden kann!
OO
‒ ‒ ‒
Wo eine
Ehe sich ihr
eigenes Glück
OO
noch nicht zu schaffen wußte, dort ist
OO
das Kind sehr in Gefahr, durch Strahlun‐
OO
gen geformt zu werden in der Seele, die
OO
aus dem Blute noch sehr
schwanken‐
OO
der und
disharmonischer Erzeuger
OO
kommen, so daß es dann ein „
Erbe”
OO
mit durchs Leben schleppen muß,
das
OO
ihm wahrhaftig nicht viel Segen
OO
bringen kann...
Nicht unbekannt ist vielen Ehepaaren,
OO
die arm an äußeren Gütern sind, die
OO
Sorge, ob sie auch ein Kind
ernähren
OO
könnten, ‒ und manches neue Leben
OO
muß durch solche Sorge seiner Zeuger
OO
schon im Mutterleib erfahren, daß es
OO
unerwünscht ins Dasein treten wird.
Viel wichtiger jedoch als
diese Eltern‐
OO
sorge, die ja doch dann meistens irgend‐
OO
wie noch
zu beheben ist, muß stets
OO
die Sorge bleiben um das
Glückeserbe,
OO
das man seinem Kinde darzubieten hat.
OO
‒ ‒ ‒
Doch ist auch
diese Sorge weitaus
OO
leichter aus der Welt zu schaffen,
OO
wenn man nur selbst sich zur Erkenntnis
OO
durchzuringen weiß, daß man
ver‐
OO
pflichtet ist, sein
Eheglück sich zu ge‐
OO
stalten, wodurch man dann auch seinem
OO
Kinde Glück „
vererben” kann. ‒ ‒
Wie aber Eheglück
zu schaffen ist, das
OO
wurde hier in mannigfacher Weise
OO
wahrlich schon genugsam dargelegt.
OO
‒ ‒
Zwar weiß ich nur zu gut, daß dieses
OO
Buch
nicht all'
die tausendfältigen
OO
Gegebenheiten in Betrachtung zie‐
OO
hen kann, die da
im Einzelfall von
OO
denen, die es angeht, weise zu beachten
OO
sind, ‒ doch sind hier
alle Einzelfälle
OO
durchaus einbezogen, so daß sich jede
OO
Ehe das, was ihren Sonderfall betrifft,
OO
leicht aus des Buches Worten abzuleiten
OO
wissen wird...
Ich aber weiß auch, daß es mir
unmög‐
OO
lich bleibt, durch Worte der Belehrung
OO
nun auf einmal
allen Ehen,
die bisher
OO
ihr Glück versäumten,
ohne Zutun
OO
der zunächst Beteiligten,
das große
OO
Glück zu bringen. ‒
Bei keiner menschlichen Beziehung hier
OO
auf Erden
läßt sich von außenher so
OO
wenig helfen,
Glück zu schaffen, als
OO
bei der Ehe!
Hier finden
die nur Hilfe, die sich lehren
OO
lassen wollen,
wie sie selbst sich hel‐
OO
fen können! ‒ ‒ ‒
Ihnen nur ist dieses Buch gewidmet!
Wo wahres Eheglück
besteht, dort
OO
wird das
Kind der Ehe aber nicht nur
OO
jenes Glückeserbe mitbekommen, das
OO
aus dem
Blut der Eltern auf das neue
OO
Leben überstrahlt und
seinem Blute
OO
Rat und Richtung gibt, sondern solches
OO
Erbe wird auch
Zuwachs finden in dem
OO
Außenleben eines Elternhauses. ‒
So wie das
Wort nur dann „
erzieht”,
OO
wenn es durch
Beispiel die
Bestäti‐
OO
gung empfängt, so wird, was
Gutes
OO
aus dem
Blute überstrahlt,
verdoppelt
OO
wirken, wenn das Elternhaus in dem ein
OO
Kind heranwächst und in dem es selbst
OO
als mitbeteiligt sich erlebt,
von Glück
OO
und Frieden zeugt und ihm den Ein‐
OO
druck in die Seele prägt,
daß eine an‐
OO
dere Art zu leben,
als sie hier sich
OO
auswirkt,
gar nicht möglich sei.
OO
‒ ‒
Mag auch dann später arges Ungemach
OO
in eines solchen Kindes Leben treten, so
OO
wird es dennoch
über dem Geschehen
OO
stehen, denn, was das Elternhaus ihm
OO
mitgegeben hat,
bleibt starker Halt,
OO
auch dann,
wenn alles Andere wankt!
OO
Wer da aus eigener Erfahrung aus dem
OO
Elternhause her noch weiß, wie reich die
OO
Glückes-
Möglichkeiten dieses Erden‐
OO
lebens sind,
der wird dem Leben nie‐
OO
mals fluchen können, auch wenn, ‒
OO
verschuldet, oder unverschuldet, ‒
bit‐
OO
teres Leid durch Andere ihm wider‐
OO
fahren mag! ‒
Er findet in sich selbst die Kraft zum
OO
Neubeginn, und wird sich, ‒ selbst
OO
aus Trümmern noch, ‒ sein
neues
OO
Glück zu schaffen wissen! ‒ ‒ ‒
Alles Glückeserbe trägt ja dadurch in
OO
sich selbst den hohen Wert, daß es den
OO
„Erben”
lehrt,
sein eigenes Glück zu
OO
schaffen! ‒ ‒
Es ist ein „
Erbe”,
das man nur ge‐
OO
nießt,
indem man es benützt zu eige‐
OO
nem Wirken! ‒ ‒ ‒
Vergeblich suchen
die nach
Glück, die
OO
immerfort nach neuen Wegen Ausschau
OO
halten, auf denen sie ihm wohl
begeg‐
OO
nen könnten! ‒
Vergeblich wird man auch das Glück
OO
erwarten, so als ob es eines Tages
OO
kommen
müsse, weil man
ein Recht zu
OO
haben glaubt auf Glück! ‒ ‒
Man hat kein „
Recht” auf Glück, ‒ wohl
OO
aber hat ein jeder Mensch die
Pflicht,
OO
sein Glück
zu schaffen, was schon das
OO
Volkswort ahnt, wenn es von einem,
OO
den es „glücklich” nennt, zu sagen weiß:
OO
Er hat sein Glück „
gemacht”! ‒ ‒ ‒
Nirgends wird man wahres Glück
OO
auf Erden finden, ‒
es sei denn,
OO
daß es einer sich geschaffen hätte!
OO
‒ ‒ ‒
OO
Auch jenes Glückeserbe,
das dem Kinde
OO
durch die Eltern werden kann, muß
OO
erst
geschaffen werden
von den El‐
OO
tern! ‒ ‒
Es wird erst dann dem Kinde
wirken‐
OO
der Besitz, wenn sich das Kind, bereits
OO
herangewachsen, nicht mehr nur an sei‐
OO
nem Glückeserbe
freut, sondern er‐
OO
kennt, daß ihm nun
Pflicht erwächst,
OO
sein Erbe zu
gebrauchen, und auf ihm
OO
sein eigenes Glück sich zu erbauen.
OO
‒ ‒
Die aber werden es am besten bauen
OO
lernen,
die schon im Elternhause mit‐
OO
erlebten,
wie ein Glück sich aufer‐
OO
bauen läßt...
Die werden nie die Kraft verlieren,
OO
neues Glück zu schaffen, auf die in ihrer
OO
Jugend einst die Kraft von Eltern über‐
OO
strömte,
die da selbst das Glück zu
OO
schaffen wußten! ‒ ‒ ‒
So wird das Glück der guten
Ehe noch
OO
auf Kindeskinder überströmen, und
OO
immer wieder
neue Glückesmöglichkeit
OO
erzeugen!
Selig die Ehe, die auf solche Art zu
OO
einem Schatzhaus wird, das seinen
OO
Glückesreichtum
nie vermindert sieht,
OO
wie überreich er sich auch in die Welt
OO
ergießen mag!
‒ Und alles, was man sonst auf dieser
OO
Erde finden kann, bleibt nur
ein klei‐
OO
nes neben jenem
Glück, das in der
Ehe
OO
aufgerichtet werden soll! ‒
Was hier auf Erden sonst noch als be‐
OO
gehrenswert erscheint, ist selten in des
OO
Menschen freie Macht gegeben.
Stets zeigt es sich bedingt durch
OO
Außendinge: ‒
kann durch Andere
OO
behindert und vernichtet werden!
Das wahre Glück der
Ehe aber ist im
OO
inneren Leben nur zu gründen, und
OO
ward es da auf festen Fundamenten
auf‐
OO
erbaut, dann
kann nichts Äußeres
OO
es jemals mehr zerstören, ‒ ja selbst
OO
den
Erden-
Tod wird es zu
über‐
OO
dauern wissen, wollen die es
sich er‐
OO
halten sehen, die es sich einst schufen!
OO
‒ ‒ ‒
So aber wird auch
eines Kindes
OO
Glückeserbe aus der guten Ehe sei‐
OO
ner Eltern tief verankert sein im
in‐
OO
neren Leben, und keine Macht der Erde
OO
wird dem Kinde je sein „Erbe”
rauben
OO
können, das ihm
erhalten bleibt, selbst
OO
in der
Ewigkeit! ‒ ‒ ‒
* *
*
ALLES Glücksverlangen, das hin‐
OO
aufreicht über niederes irdisches
OO
Begehren, ist nur
Sehnsucht nach Ver‐
OO
einigung der Geister in dem Geistes‐
OO
Urgrund, der sie ewig
zeugt, und ewig
OO
sie
aus sich entläßt, um ewig wieder
OO
sie in sich zurückzunehmen...
Noch aber ist der Menschengeist der
OO
Erde
Irdischem verhaftet, das dort, wo
OO
seine Sehnsucht
Einung will, nur
Tren‐
OO
nung schafft. ‒ ‒
Freundschaft entsteht, und sucht die
OO
Trennung
aufzuheben, ‒ aber siehe:
OO
‒ Freund und Freund verbleiben den‐
OO
noch
Einer nur und
Einer, die sich beide
OO
nie im Innersten zu
Einheit ineinander‐
OO
schmelzen können! ‒ ‒
Nur die
Ehe, die
das Männliche dem
OO
Weiblichen vereint, schafft
wirklich
OO
eine neue Einheit! ‒ ‒ ‒
Hier ist nun Mensch und Mensch zu
OO
übererdenhaftem
Ganzen neu ver‐
OO
schmolzen, so wie einst beide
vor dem
OO
„Fall” in irdische Erscheinungswelt ver‐
OO
einigt waren! ‒ ‒ ‒
Mag das auch den Vereinten
nur in sel‐
OO
tenen hohen Fällen zu Bewußtsein
OO
kommen, so ändert dies nicht, daß die
OO
Einung nun erneut
im gleichen Ur‐
OO
grund allen Seins Ereignis wurde,
OO
in dem sie einstmals
urgegebenes Er‐
OO
eignis war. ‒ ‒ ‒
Das
Allerwenigste von dem, was
OO
wirklich ist, wird Menschen je „
be‐
OO
wußt”, und was im
Un-
Bewußten,
OO
Un-
Gewußten bleibt, ist dennoch
für
OO
den Menschen mehr bestimmend,
OO
als alles was ihm
zu Bewußtsein
OO
kommt. ‒ ‒ ‒
Sobald auf dieser Erde
Mann und
OO
Weib sich gegenseitig angeloben, ‒
OO
im festen Willen,
ihr Gelöbnis immer‐
OO
dar bis an das Ende ihres Erden‐
OO
daseins aufrecht zu erhalten, ‒ er‐
OO
steht im wesenhaften Geiste eine neue
OO
Einheit: der
Form nach völlig
jener
OO
Einheit gleich, in der einst
jeder dieser
OO
beiden, auf der Erde nun geeinten Men‐
OO
schengeister,
im Geistigen mit seinem
OO
urgegebenen Gegenpol vereinigt
war.
OO
Für diese Erdenzeit ist stets
der leib‐
OO
lich sichtbare, dem anderen Teile
ehe‐
OO
lich verbundene Gegenpol,
allein in
OO
Wirksamkeit,
ganz einerlei,
ob es
OO
sich, ‒ wie in äußerst seltenen Fällen,
OO
‒
wirklich um zwei Pole handelt,
OO
die dermaleinst vereint gewesen
OO
waren und in der Zeiten Fülle wie‐
OO
der sich für alle Ewigkeit vereinen
OO
werden, oder um zwei
urgegeben
OO
„
fremde” Pole! ‒ ‒ ‒
Jeder Eheteil hat darum
nur in dem ihm
OO
hier auf Erden angelobten anderen
OO
Eheteile seinen ihm vereinten Ge‐
OO
genpol zu sehen,
da während die‐
OO
ser Erdenzeit kein anderer sich ihm
OO
einen kann...
Nur mit ihm hat er die
Geistes-
Ein‐
OO
heit aufgerichtet, von der allhier die
OO
Rede ist, und
niemals weiß hier auch
OO
der Weiseste mit aller Sicherheit,
OO
ob dieser,
für die Erdenlebenszeit
OO
vereinte Gegenpol ihm nicht auch
OO
ewig als sein urgegebener Er-
gän‐
OO
zungsteil verbunden bleiben wird.
OO
‒ ‒ ‒
Nur ganz bestimmte geistige Erfah‐
OO
rungsfähigkeit kann da zuweilen, ‒
OO
wenn auch nicht ganz leicht, ‒
den
OO
Schleier lüften...
Um aber keiner Frage Raum zu lassen,
OO
muß ich hier erwähnen, daß
auch dort,
OO
wo sicherste Gewähr besteht,
daß
OO
zwei im Urzustand einst in Verei‐
OO
nung geistgezeugte Gegenpole sich
OO
als
Erden-Menschen hier begegnet sind,
OO
‒ die
neue Einheitsform von der ich
OO
rede,
nur dann zu schaffen ist,
wenn
OO
diese beiden Erdenmenschen sich in
OO
einer wahren Ehe hier für dieses
OO
Erdenleben einen. ‒ ‒ ‒
Es ist diese „
Einheitsform” eine gei‐
OO
stige Gestaltung, die gleichsam
latent,
OO
im Geiste stets
als Möglichkeit gege‐
OO
ben ist, doch aber nur, wenn
Ehe‐
OO
wille sie erneut „
erregt”, zur
Seins‐
OO
wirkung gelangt, wonach sie dann
OO
bestehen bleibt, solange dieser Ehe‐
OO
Wille sich erhält. ‒ ‒
Erlischt er durch den
Tod des Erden‐
OO
körpers eines beider Eheteile, oder
OO
durch die
Lösung einer Ehe, so tritt
OO
auch diese Einheitsform nun
in Latenz
OO
zurück, um stetig wieder
neu zur
OO
Seinswirkung zu kommen, wo
OO
immer neuer,
anderer Ehe-
Wille sie
OO
„erregt”. ‒ ‒ ‒
Man wähne nicht,
im Ewigen sei
OO
solches Werden und Vergehen,
Ver‐
OO
sinken und dann wieder
Auferstehen
OO
bestimmter Formen doch „
unmöglich”,
OO
da
Ewiges doch keinen „
Anfang” und
OO
kein „
Ende” dulde! ‒
Hier tat der menschliche
Verstand dem
OO
Menschen wahrlich
schlechten Dienst,
OO
wenn er ihn zu verleiten wußte, sich nach
OO
seinen,
nur im Irdischen begründeten
OO
Gesetzen, ein
Bild des Ewigen zu
OO
konstruieren!...
Da
hier auf dieser Erde, wie im gan‐
OO
zen sichtbarlichen Kosmos, alles, was da
OO
„
Anfang” nimmt, auch „
Ende” finden
OO
wird, ‒ da
hier, was sich aus „Ele‐
OO
menten” einst
zusammenfügte, auch
OO
unerbittlich wieder
auseinanderfallen
OO
muß, ‒ so glaubt der
irdische Verstand
OO
sich sehr berechtigt zu dem billigen
OO
Schluß: ‒ daß
Ewiges dann nur
im
OO
Gegensatz zum Irdischen bestehen
OO
könne, ‒ ‒
falls es überhaupt bestehe.
OO
Und die in solcher Weise klügelnd kal‐
OO
kulieren, ‒ ihrer „Weisheit” froh, die
OO
sie in unerschütterbaren „
Denkge‐
OO
setzen” felsenfest gegründet wähnen,
OO
‒ ahnen nicht,
daß sie mit einem
OO
Maße messen, das im Ewigen
nicht
OO
existiert, da nur
der wesenlose
OO
Schein gewisser Denkvorgänge ihm
OO
den Schein des Daseins schenkt.
OO
‒ ‒ ‒
Mag es für irdisch-menschliche Gehirne
OO
aber auch als völlig „
unbegreifbar”
OO
gelten, so bleibt doch
Ewigkeit, ‒ und
OO
„Ewigkeit” ist nur
das Sein des we‐
OO
senhaften Geistes ‒ anfang- und
OO
endlos immerdar nur Sein
als stets
OO
bewegtes Leben, von dem das
OO
„Leben” dieser Erdenwelt, wie alles
OO
physisch-kosmische Geschehen, nur
fer‐
OO
ner,
letzter Abglanz ist,
getrübt
OO
durch der „
Materie” rauhen, dunklen
OO
Spiegel. ‒ ‒ ‒
In wesenhafter
Ewigkeit, ‒ im reinen
OO
Geiste, ‒ ist die
Ehe zweier Erden‐
OO
menschen nur allein
begründet! ‒ ‒ ‒
OO
Wäre diese letztliche Begründung
nicht
OO
gegeben, dann wäre füglich nicht von
OO
„
Ehe” mehr zu reden, sondern nur von
OO
der Verbindung der Geschlechter:
aus
OO
eigenem Wohlgefallen aneinander,
OO
und, um dieser Erdenmenschheit
Nach‐
OO
wuchs zu erzeugen...
Dann bliebe freilich alles Miteinander‐
OO
leben der Geschlechter auch am besten
OO
freier Willkür überlassen, ‒ nur dort
OO
etwa noch eingedämmt, wo Dämme auf‐
OO
zuwerfen wären um der
Gesamtheit
OO
Wohl nicht zu gefährden. ‒
Nun aber
ist es Erdenmenschen
mög‐
OO
lich, in männlich weiblicher Verschmel‐
OO
zung einen
Tempel aufzurichten, der
OO
bis ins Innerste der Gottheit ragt!
OO
‒ ‒ ‒
„
Mann und Weib und Weib und
OO
Mann,
reichen an die Gottheit an”
OO
‒ singt Weisheit wie aus Kindermund
OO
in einem Texte, den ein naiver „Wissen‐
OO
der” dem größten Künstlergenius seiner
OO
Zeit zur Tongestaltung bot. ‒ ‒ ‒
Im
reinen Geiste wird die
Ehe zweier
OO
Erdenmenschen
geistiges Geschehen!
OO
Auf
solche Art, und
nicht etwa durch
OO
Priesterwort, noch weniger gar durch die
OO
Anerkennung staatlicher Behörden, die
OO
allein der Ordnung
irdischen Geschehens
OO
dient, empfängt die
Ehe ihre hohe
OO
Weihe in der
Ewigkeit! ‒ ‒ ‒
Dunkles Ahnen dieses
wirklichen Ver‐
OO
bundenwerdens in der Ewigkeit, spricht
OO
Volksweisheit im Sprichwort aus, wenn
OO
sie zu sagen weiß, daß „Ehen
im Him‐
OO
mel geschlossen” würden...
Und selbst die machtbewußte
Kirche
OO
Roms hat längst entschieden, daß
das
OO
Versprechen zwischen Mann und
OO
Weib,
einander bis zum Tode in der
OO
Ehe zu gehören,
an sich bereits die
OO
Ehe schließt, und daß der Weiheakt
OO
des Priesters nur die so
geschlossene
OO
Ehe
segnen könne, ‒ ‒ auch wenn
OO
man es geflissentlich vermeidet, diese,
OO
nach dem Dogma
durch den „
heiligen
OO
Geist”
gegebene, Konzilsentscheidung
OO
allem Volk bekanntzugeben. ‒ ‒
Noch wirkt die alte Weisheit Wissender
OO
auch dort sich aus, wo man
den
OO
Schlüssel längst
verloren hat, der
OO
heutigen und kommenden Geschlechtern
OO
uralt hehre Tabernakel öffnen
OO
könnte...
Doch auch im innersten
Gefühl des
OO
Menschen,
der die Ehe kennt,
wie
OO
sie Gestaltung hier auf Erden finden
OO
soll, wird leise zu ertasten sein, daß
OO
ein
Mysterium in der wahren
Ehe sich
OO
erfüllt, ‒ ‒ auch wenn man nicht die
OO
letzte
Wirklichkeit erschaut, die strah‐
OO
lend über jeder wahren Ehe auf zum
OO
Himmel ragt. ‒ ‒ ‒
Diese
Wirklichkeit jedoch wird jedes
OO
Ehepaar allmählich mehr und mehr
er‐
OO
fühlen lernen müssen, wenn es er‐
OO
kennen will, daß es
im Ewigen ver‐
OO
bunden ist. ‒ ‒ ‒
Im
Irdischen herrscht Auswirkung des
OO
kosmischen, unbeugsamen
Gesetzes,
OO
und
Liebe kann hier nur
begrenzt ins
OO
Dasein wirken. ‒
Was man auf Erden „
Liebe” nennt, ist
OO
nur ein schwacher Wiederschein
der
OO
Liebe, die
des Geistes Ewigkeit im
OO
Sein durchflutet: ‒ der
Liebe, die
in
OO
Gott und
Gottes Leben ist, ‒ die alles
OO
was das kosmische
Gesetz erstrebt und
OO
nie erreichen kann, erst zur
Erfüllung
OO
bringt! ‒ ‒ ‒
Ihr
wirkungsvollster Wiederschein
OO
auf Erden wird
Erlebnis in der wahren
OO
Ehe!
Ihn zu
erleben und erlebend zu
emp‐
OO
finden, ist der Ehe höchstes,
ihr allein
OO
nur vorbehaltenes
Glück! ‒ ‒ ‒
Wo immer dieser reinste Wiederschein
OO
der
Liebe, die da
Gottes Leben ist, in
OO
Einheit geistigkörperlicher Ineinander‐
OO
schmelzung zum
Erlebnis wird, dort
OO
hat
das Reich des wesenhaften Gei‐
OO
stes sich dem Irdischen verbunden,
OO
‒ und ‒ wie einst
alle Menschen‐
OO
geister sich in
Liebe einen werden in
OO
der
Ewigkeit, so wurden
Mann und
OO
Weib,
die solches heiligste Erleben
OO
kennen,
hier auf Erden schon ge‐
OO
eint. ‒ ‒ ‒
Wo aber diese
Geistereinigung ein‐
OO
mal
besteht, dort wird sie auch
nicht
OO
aufgehoben, wenn in der
Ewigkeit
OO
dereinst sich
jene urgegebenen Pole
OO
wiederfinden, die
hier getrennt und
OO
meist
nicht umeinander wissend, im
OO
Menschentieresleibe über diese Erde
OO
schreiten. ‒ ‒ ‒
Im Geistigen
durchdringt das Ein‐
OO
zelne sich gegenseitig, und so auch
OO
lebt der Geistesmensch, der in Vereini‐
OO
gung mit seinem Gegenpol den urgege‐
OO
benen Zustand seines
Seins zurück‐
OO
errungen hat,
in gegenseitiger Durch‐
OO
dringung aller anderen erneut Ge‐
OO
einten. ‒ ‒ ‒
Es ist nicht etwa so, daß eine
Ehe, die
OO
sich hier auf Erden in der höchsten
OO
Glücksvollendung fand, obwohl die
OO
beiden Eheteile
keineswegs etwa
OO
auch urgegebene Einheitspole wa‐
OO
ren, nun in der
Geisteswelt durch un‐
OO
gewollte
Trennung leiden könnte!
Nur, was getrennt sein
will, ist dort ge‐
OO
trennt, und schon der Wille
eines Teils
OO
genügt, um solche Trennung zu bewir‐
OO
ken, bis einst
beide Teile auf der glei‐
OO
chen
höchsten Stufe stehen, auf der es
OO
keinen Trennungs-
Willen gibt...
Auf jenen
niederen Stufen geistig‐
OO
wachen Seins jedoch, die nach dem „Tode”
OO
dieses Erdenkörpers erst durchschritten
OO
werden müssen, herrscht in gleicher
OO
Weise
Trennungs-, wie
Vereinungs‐
OO
wille. ‒
Wenn aber
Trennungswille wirksam
OO
ist,
durchdringt das Einzelne einander
OO
ohne gegenseitig seiner Gegenwart
OO
bewußt zu sein, wogegen der
Ver‐
OO
einungswille gegenseitiges
Erleben
OO
im
Durchdringen schafft, das
über jede
OO
erdenhafte Vorstellung erhaben ist,
OO
und sich in Worten niemals schildern
OO
lassen würde. ‒ ‒ ‒
Schwacher Abglanz solchen geistigen
OO
Erlebens mag sich noch
erahnen lassen
OO
in der Vorstellung, als könne man hier
OO
auf der Erde seinen Erdenleib verlassen,
OO
um in dem geliebten Menschen, ‒
mehr
OO
noch als ihm selbst je zu Bewußt‐
OO
sein käme, ‒
jegliche körperliche,
OO
jede Seelenregung intensiv und
OO
klarbewußt mitzuempfinden...
Höchstes Sehnen aller wahrhaft
OO
Liebenden auf dieser Erde
findet so
OO
im Geistes-
Sein Erfüllung! ‒ ‒ ‒
OO
Es ist die wahre
Ehe wahrlich
niemals
OO
lösbar, und auch
in aller Ewigkeit
OO
wird sie
bestehen bleiben!
Jedoch ist sie auch keineswegs in einem
OO
Menschenleben auf der Erde
einmal
OO
nur erlebbar!
Wo „Tod” die irdische Verbindung schei‐
OO
det, dort kann der Überlebende sehr
OO
wohl auch eine
neue Ehe schließen, und
OO
somit
eine neue Einigung im Geiste
OO
schaffen, die der ersten keinen Abbruch
OO
anzutun vermag. ‒ ‒
Die geistige Durchdringung derer, die
in
OO
Liebe ewiglich verbunden bleiben,
OO
kennt keine „
Eifersucht”, da
nichts im
OO
Geiste ist, das sie
begründen könnte,
OO
‒ wie denn alle Eifersucht der Lieben‐
OO
den auf Erden
letzten Endes aus der
OO
Seele banger Sorge kommt, erstrebte
OO
Einung könne in
Gefahr geraten,
nicht
OO
bewirkt zu werden...
Im Geiste aber
ist die Einigung
bewirkt
OO
und
nichts kann sie gefährden!
In gegenseitiger Durchdringung ist
OO
im Geiste
alles in
Ver-
Einung, was
OO
sich nur jemals auf der Erde hier in wah‐
OO
rer
Liebe fand! ‒ ‒ ‒
Was aber einmal in der
Ehe hier auf
OO
Erden schon zur
Einung kam, das kann
OO
durch Erdentod zwar
körperlich ge‐
OO
schieden werden, doch ist es
niemals
OO
mehr
im Geistesreich zu trennen!
OO
‒ ‒ ‒
Dort
mehrt es nur den
Einungswillen,
OO
der einst
aller Erdenmenschheit
Geist‐
OO
vereinung schaffen soll, und
der in
OO
jeder neuen wahren Ehe Mann und
OO
Weib bereits zu solcher Einung
OO
führt. ‒ ‒ ‒
So schafft die wahre
Ehe wahrlich
OO
ewige Verbundenheit, ‒ und nicht
OO
nur
zwischen beiden Menschenpo‐
OO
len,
die sie geistig eint, sondern, in
OO
anderer Weise, dann auch
zwischen
OO
ihnen und den schon im wesenhaf‐
OO
ten Geist Geeinten in der Ewigkeit!
OO
‒ ‒ ‒
Wohl denen,
die hier fassen,
was
OO
da zu erfassen ist!
Wohl denen, die es
in der Ehe zu er‐
OO
leben wissen!
An allen Orten dieser Erde sollten „
Tem‐
OO
pel der Ehe” sich erheben, ‒ Weihe‐
OO
stätten, deren Priesteramt nur Menschen
OO
führen dürften,
die um die Möglich‐
OO
keit der Geisteseinung in der Ehe
OO
wissen, und
gewillt sind,
sie mit
OO
allen Kräften zu erstreben!
Hier sollten alle Dinge
würdige Bera‐
OO
tung dann erfahren, die irgendwie ge‐
OO
eignet scheinen, um in dieser Welt:
der
OO
Ehe hehrer Heiligkeit zu dienen!
Von hier aus sollte man versuchen, allen
OO
Ehen auch die
äußeren Bedingungen
OO
zu schaffen, unter denen sie
gedeihen
OO
könnten!
Von solchen hohen Weihestätten sollte
OO
alle Sorge um die Jugend ihren Aus‐
OO
gang nehmen!
Hier sollten
alle Liebenden die sich
OO
zur Ehe einen wollen,
gütigen Er‐
OO
fahrungsrat empfangen!
Hier sollte
allen denen Hilfe darge‐
OO
boten werden,
die ihrer Ehe Glück
OO
nicht schaffen konnten und sich vor
OO
der
Lösung ihrer Ehe sehen!
Wahrhaftig, ‒ hier wäre
Großes
OO
noch zu tun, und
aller Menschheit
OO
würde
Segen über Segen kommen
OO
aus dem Wirken derer, die
als wahre
OO
Sorger um die Seelen, ‒
frei von
OO
jeder Sucht nach Seelenfang für eine
OO
Glaubensmeinung, ‒ hier zu helfen
OO
suchen wollten,
daß die Ehe werde,
OO
was sie hier auf Erden sein kann,
OO
weiß man von ihrer geistigen Be‐
OO
gründung vor dem Angesicht der
OO
Ewigkeit!!
Noch hat die Erdenmenschheit aber
nicht
OO
erkannt,
daß alles Heil ihr aus der
OO
Ehe werden könnte...
Noch sucht man nur „
Verbesserung”
OO
zu schaffen da und dort mit redlichstem
OO
Bemühen, und niemand scheint zu sehen,
OO
daß der Menschheit nur zu helfen
OO
wäre,
würde diese Hilfe aus der
OO
wahren Ehe sich von selbst erge‐
OO
ben! ‒ ‒ ‒
Niemand scheint zu wissen, daß
die
OO
menschliche Vereinung die das Leben
OO
zeugt, natur- und geistgewollter
Aus‐
OO
gangspunkt für seine rechte
Führung,
OO
seine rechte
Lenkung ist! ‒ ‒ ‒
Wenn
Übel in der Menschheit zu be‐
OO
kämpfen sind, ‒ und wer vermöchte
OO
das zu leugnen? ‒ ‒ dann sind
die
OO
Wurzeln dieser Übel dort zu suchen,
OO
wo man nicht um die hehre Heilig‐
OO
keit der Ehe weiß, ‒ oder
wo geile
OO
Gier in Wort und Bild und Tat sie
OO
schänden darf, ‒ oft noch des Beifalls
OO
Solcher sicher, die ihre
eigene Ehe
OO
rein zu halten wissen! ‒ ‒ ‒
Hier muß
Wandlung werden, soll die
OO
Menschheit nicht in
Lüsternheit und
OO
seichtem Wohlbehagen an der steten,
OO
nur zu gern gesuchten
Überreizung im
OO
Geschlechtlichen zugrunde gehen! ‒
OO
Vor allem aber wird das
neue Leben, ‒
OO
wird die
Jugend,
selbst sich schützen
OO
müssen vor Verfall, und das kann
OO
nur geschehen, wenn sie selbst
die Ehr‐
OO
furcht vor der Heiligkeit der Ehe in
OO
den Herzen zu erwecken sucht!
OO
‒ ‒ ‒
Nur einer Generation
die um die Hei‐
OO
ligkeit der Ehe weiß und so
in tief‐
OO
ster Ehrfurcht vor dem hocherha‐
OO
bensten Mysterium des Menschen
OO
steht, kann
jene Menschheitszukunft
OO
werden, die, von den Besten aller Völker
OO
längst herbeigesehnt, gewiß
erreichbar
OO
ist, ‒ jedoch
nur dann, wenn man sie
OO
selber ‒ ‒
schafft! ‒ ‒ ‒
Der Wille nur, ‒
niemals der Wunsch!
OO
‒ ‒ kann hier das hohe Wunder
wir‐
OO
ken!! ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
Dann wird so manche „Frage”
lösbar
OO
werden, die heute noch
unlösbar
OO
scheint, ‒ und
großes Leid wird
OO
aus der Erdenwelt verschwinden!
OO
‒ ‒ ‒
Noch sind wir leider
allzuweit von
OO
dieser
neuen Zeit die jedem Men‐
OO
schen seines Menschtums heilig‐
OO
hohe Würde zu Bewußtsein brin‐
OO
gen wird! ‒
Und doch wird diese Zeit dereinst
OO
erscheinen, ‒ wenn jeder Mensch der
OO
hier
zur Einsicht kommt, in sich die
OO
Pflicht empfindet, alles was an
seinen
OO
Kräften liegt
daranzugeben, um so
OO
bald als möglich
sie herbeizuführen!
OO
Keiner glaube etwa, daß an
seinen
OO
Kräften
allzuwenig nur gelegen sei!
OO
Hier wird Jeder zum Verstärker
eines
OO
Willens, der schon in der Welt
vorhan‐
OO
den ist, und dieser so geeinte
Wille
OO
wird sich seine Wege
schaffen, um den
OO
Willen
Aller zu erreichen! ‒ ‒ ‒
Heilig wird dann
allen heißen: ‒
der
OO
Geschlechter Inbrunst,
sich zu
OO
einen! ‒ ‒ ‒
Heilig: ‒
das Mysterium des Zeu‐
OO
gens und Gebärens! ‒ ‒ ‒
Heilig, ‒
dreimal heilig: ‒
die Ver‐
OO
einung die das Weib dem Manne
OO
eint,
zu engverschmolzener Ge‐
OO
meinsamkeit für Zeit und Ewigkeit!
OO
‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
OO
* *
*
ENDE